Georgia und Miami beeindrucken am meisten

Die Miami Hurricanes zeigten beim 41:17-Sieg bei Florida einen der besten Auftritte des ersten Spieltages.Der Unterhaltungswert des ersten vollen Spieltages war eher moderat, zumindest wenn man mit Unterhaltung enge Spiele und den einen oder anderen "Upset" verbindet. Selbst die Spiele, in denen Teams aus den Top Ten der Preseason Top 25 auf Mannschaften trafen, denen man eine Überraschung zutrauen konnte, ließen die Favoriten nichts anbrennen. Spitzenreiter Georgia fertigte Clemson mit 34:3 ab, Penn State gewann bei West Virginia mit 34:12 und der personell stark umgebaute letztjährige National Champion Michigan gegen Fresno State mit 30:10, auch wenn das Ergebnis erst im letzten Viertel so klar wurde. Am schwersten hatte es noch Notre Dame beim Gastspiel bei Texas A & M, aber auch die Fighting Irish setzten sich dank ihrer starken Defense letztlich verdient durch (23:13). Immerhin, einmal wurde es dann doch noch richtig packend: Das dritte Duell zweier Top-25-Teams, LSU gegen USC in Las Vegas, endete mit einem überraschenden 27:20-Erfolg für USC und wurde erst durch einen Touchdown acht Sekunden vor Spielende entschieden.

Die Partie in Las Vegas war von vornherein eine der interessantesten des Spieltages, weil in ihr zwei Teams mit vergleichbaren Stärken und Schwächen aufeinander trafen. Beide haben starke Offenses, aber Defenses, die in der letzten Saison zu den anfälligsten gehört hatten. Zudem stellten sie die letzten beiden Heisman-Trophy-Gewinner (Jayden Daniels und Caleb Williams), die ihre College-Zeit nach der letzten Saison beendet hatten. Da durfte man zum einen gespannt darauf sein, wie die Offenses jetzt spielen, zum anderen, ob sich die Defenses verbessert haben. Die Offenses spielen jetzt natürlich anders, weil die Nachfolger von Daniels und Williams, Miller Moss bei USC und Garrett Nussmeier bei LSU, nicht die läuferischen Qualitäten ihrer Vorgänger haben, aber deshalb nicht schlechter. Die Offenses holten fast die gleiche Anzahl an Yards (447 zu 421 zugunsten von USC), beide Quarterbacks hatten hohe Passerfolgsquoten und holten über 300 Yards, und Beide verschenkten gleichermaßen Punkte - USC mit einem verschossenen kurzen Field-Goal-Versuch (29 Yards) im zweiten Viertel und LSU, als es beim ersten Angriff des Spiels mögliche Punkte vergab, weil es nach Erreichen von USCs 3-Yard-Linie einen vierten Versuch erfolglos ausspielte. Die beiden Abwehrreihen wirkten etwas stabiler als man es aus der letzten Saison gewohnt war, ließen aber vor allem bei Pässen noch zu oft größeren Raumgewinn zu. Hier müssen sich Beide verbessern, wenn es mit dem Erreichen der Playoffs klappen soll.

Bei Georgias Erfolg gegen Clemson überraschte die Höhe. Zugegeben, das klare Ergebnis kam erst in der zweiten Halbzeit zustande. Bei Halbzeit führte Georgia lediglich mit 6:0. Allerdings hatte man beim Betrachten des Spiels nie den Eindruck, dass Clemson das Spiel gewinnen könnte. Die Abwehr hielt lange Zeit gut dagegen, aber der Angriff hat sich trotz zahlreicher erfahrener Spieler in seinen Reihen gegenüber der letzten Saison offenbar nicht verbessert. Und so sieht es nicht danach aus, als könnte Clemson in diesem Jahr wieder Anschluss an die erfolgreichen Jahre 2015 bis 2019 finden, als man viermal das National Championship Game erreichte und zweimal den Titel holte. Den Hauptgrund dafür sehen viele Beobachter in der Weigerung von Head Coach Dabo Swinney, die inzwischen völlige Wechselfreiheit der Spieler zu nutzen und sich über das Transfer-Portal Spieler zu holen. Seit 2021 gibt es diese Möglichkeit und die nutzen inzwischen alle, selbst die Top-Teams, die traditionell die besten Nachwuchsjahrgänge aus den High Schools stellen. Swinney bleibt bis jetzt aber bei der alten Linie, sein Team über das "Rekrutieren" von High-School-Abgängern zusammenzustellen. In diesem Jahr ist Clemson das einzige Team in der FBS, das keine Spieler über das Transfer-Portal holte. Sein Gegenüber am Samstag, Georgias Head Coach Kirby Smart, macht es anders und erntete dafür im direkten Duell mit Swinney die Früchte: Drei über das Transfer-Portal geholte Wide Receiver trugen maßgeblich zum Erfolg bei. Sein Rat an Swinney: "Du wirst regelrecht dazu gezwungen. Du musst es (das Transfer-Portal) nutzen", sagte er am Samstag dazu.

Wie richtig Smart damit liegt, zeigte sich am letzten Samstag auch bei dem Team, das neben Georgia für das meiste Aufsehen sorgte: Miami. Die Hurricanes gewannen bei Florida unerwartet klar mit 41:17 und avancierten damit nach den schwachen Auftakt-Auftritten von Clemson und Florida State plötzlich zum Favoriten in der ACC. Und auch dafür ist ein Neuzugang über das Transfer-Portal maßgelich verantwortlich. Miami holte sich auf diesem Weg QB Cameron Ward, offenbar eine Win-Win-Situation für Beide. Ward, der seine College-Laufbahn in der FCS begonnen und seine Qualitäten in den letzten beiden Jahren bei Washington State unter Beweis gestellt hatte, spielt jetzt in einem personell besser besetzten Team und kann dort zum einem mehr erreichen (Conference-Titel, Playoff-Teilnahme) und sich zum anderen besser für die NFL empfehlen. Miami bekam mit ihm das, was dem Team schon lange vor allem fehlt: einen potenziellen Top-Quarterback, der das Team in die Spitze des College Footballs zurückführen kann.

Wards erster Auftritt mit den Hurricanes war jedenfalls beeindruckend: eine hohe Passerfolgsquote (26-35), 385 Yards und drei Touchdown-Pässe. Die Zahlen erzählen aber nur die halbe Geschichte. Mann hatte vor allem den Eindruck, dass der Angriff nach langer Zeit mal wieder einen echten "Leader" hat. Man soll Ward jetzt natürlich nicht zu hoch jubeln, aber beim Anschauen des Spiels gegen Florida fühlte man sich schon ein bisschen an Jayden Daniels nach seinem Wechsel zu LSU erinnert. Der Einstieg in die Saison ist jedenfalls erst einmal sehenswert geglückt. Head Coach Mario Cristobal bleibt aber noch vorsichtig. "Wenn du gegen einen Gegner dieses Kalibers spielst und einen überzeugenden Sieg einfährst, ist sicherlich großartig. Aber das Wichtigste, worüber wir gerade gesprochen haben ist, dass Miami zum ersten Mal seit langer Zeit wieder die Chance hatte, zum Saisonstart in einem wichtigen Spiel zu spielen und wir jetzt beweisen müssen, dass wir mit diesem Erfolg umgehen können", sagte er dazu. Damit hat er natürlich recht, aber die anspruchsvolle und in den letzten mehr als 20 Jahren nicht gerade erfolgsverwöhnte "Fan Base" in Miami darf zumindest schonmal anfangen, von einer richtig guten Saison zu träumen.

Hoch - 03.09.2024

Die Miami Hurricanes zeigten beim 41:17-Sieg bei Florida einen der besten Auftritte des ersten Spieltages.

Die Miami Hurricanes zeigten beim 41:17-Sieg bei Florida einen der besten Auftritte des ersten Spieltages. (© Getty Images)

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