Kantersieg mit vielen Backups
Die Diskussion in der Woche vor dem Spiel drehte sich vor allem darum, wie hoch die Surge gegen die weitgereisten Gäste, die in der Vorwoche ein 0:90 Debakel in München erlitten hatten, wohl gewinnen würde. Hintergrund ist die Tiebreaker-Regel, die bei Bilanzgleichheit zweier Teams im Playoffrennen nach dem direkten Vergleich, den es aber zum Beispiel bei Rhein Fire und den Stuttgartern nicht gibt, die Punktdifferenz heranzieht.
Stuttgart lag im direkten Vergleich vor Fire, was dies angeht, und musste dementsprechend auch möglichst deutlich gewinnen.
Die Surge überrollte auf der regnerischen Waldau die Gäste von Beginn an und baute schon ab dem ersten Viertel Akteure aus der zweiten Reihe ein. Am Ende stand ein auch in der Höhe absolut verdientes 56:0 gegen einen hoffnungslos überforderten Gegner.
Louis Geyer erzielte die ersten beiden Scores, Nico Wiedmann den dritten. Zwischenzeitlich hatte sich Defensive Back Chad Walrond eine Interception gegen Gäste-Quarterback Grant Beucler geschnappt und nach dem dritten Touchdown fing er einen weiteren Pass ab.
Die letzten Zentimeter erlief hier Quarterback Reilly Hennessy selbst - und das gleich zweimal, weil eine Strafe gegen die Dragons zum Unverständnis vieler für eine nötige Wiederholung des erfolgreichen vierten Versuchs geführt hatte.
So stand es zu Beginn des zweiten Viertels 28:0 und das Spiel nahm den vorher erwarteten Verlauf. Es erinnerte an die parallel stattfindenden Spiele des DFB-Pokals zwischen Bundesligisten und Teams aus der fünften (oder noch tieferen) Liga.
Linebacker Niko Knoblauch schnappte sich Interception #3 gleich im Anschuss, die Levin Liebenow kurz darauf in sechs Punkte ummünzte.
Aber auch der spanische Coaching Staff schien ebenso wie die Spieler überfordert: Anders lässt sich kaum erklären, warum die Dragons bei 0:35 versuchten, einen 4. & 11 in der eigenen Hälfte auszuspielen. Das klappte wie von allen Zuschauern vorhersehbar natürlich nicht.
Bereits ab vor der Pause durfte sich Running Back Kai Hunter noch als Option Quarterback versuchen und brachte sogar einen weiten Pass auf Louis Geyer an, den die Schiedsrichter erst nach entsprechender Challenge als complete anerkannten.
Hunter bestritt auch die zweite Hälfte als Spielmacher, aber ein Handoff zu mit-Running Back Liebenow brachte den nächsten Touchdown, als der die rechte Seitenlinie über 70 (!) Yards in die Endzone sprintete und auf 49:0 stellte.
Ab und an zeigten auch die Gäste den ein oder anderen gelungenen Spielzug - man musste nur lang genug warten. Meist war es dann Wide Receiver Aymeric Guillemaud, der einen der breit gestreuten Passversuche von Quarterback Grant Beucler auch kontrollieren konnte. Zumindest kam man einmal bis an die Endzone der Stuttgarter, wo aber erneut ein Pass abgefangen wurde - diesmal von Nick Wenzelburger.
Kai Hunter führte sein Team übers Feld und Wide Receiver Emil Rabin konnte auf 56:0 erhöhen. Kurz darauf fing DB Julian Mayorga einen weiteren Pass von Beucler ab, so dass man sich mittlerweile die Frage stellen musste, ob er mehr Pässe zu Mitspielern oder zu Stuttgarter Passverteidigern angebracht hatte.
Man kann Head Coach Jordan Neuman wohl wenig Vorwürfe machen: Er brachte früh nominelle Backups und nahm sogar seinen Ausnahme-Quarterback schon in der ersten Hälfte vom Feld und tauschte ihn gegen einen Feldspieler aus.
Ein "Running Up The Score" war es definitiv nicht - und trotzdem mehr als deutlich. Aber das will eben die Regel, die dringenden Änderungsbedarf hat.
Zum Vorrundenabschluss treten die Schwaben kommenden Samstag um 18 Uhr in der Schweiz bei den Helvetic Mercenaries an; eine Stunde später beginnt für die Dragons die - zumindest gesichert für diese Spielzeit - letzte Partie bei den Milano Seamen. Wie und ob es überhaupt für sie weitergehen wird, müssen die nächsten Monate zeigen. Überrascht sollte man zumindest nicht sein, wenn es nicht weitergehen sollte.
Carsten Keller - 18.08.2024
Wide Receiver Louis Geyer #7 erzielte die ersten beiden Touchdowns (© Carsten Keller)
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