Sportlich erfolgreich und kreativ
Jim Phillips ist seit rund einem Jahr der Commissioner der Atlantic Coast Conference und muss sich seit einigen Monaten mit Clemson und Florida State beschäftigen, die offensichtlich so schnell wie möglich die Atlantic Coast Conference verlassen wollen. Dazu kommen die endlosen Debatten um die zukünftigen Vermarktungsmöglichkeiten von Sportstudenten. Während der ACC Media Days in Charlotte stand Phillips Rede und Antwort zu den Themen, die den College Sport zurzeit beschäftigen.
Welchen Einfluss haben die Klagen von Florida State und Clemson auf die ACC?
Jim Phillips: Wir kämpfen gegen diese Klage, so lange es möglich ist. Bekanntlich führen Florida State und Clemson Gerichtsverfahren gegen die ACC wegen angedrohter Strafen für den Fall, dass sich beide Hochschulen aus der ACC zurückziehen. Die ACC hat Gegenklagen gegen beide Schulen eingereicht. Es ist auch klar, dass die ACC insgesamt stärker als zwei Mitglieder ist. Beide Hochschulen haben in den letzten Jahren mehrfach die Ligabedingungen akzeptiert und unterschrieben. Es gibt keinen Grund, diese in Frage zu stellen. Wir tragen unsere Konflikte aus, manchmal mit Härte, aber stets mit Anstand und Würde. Sehen Sie: Sechs unserer ACC Coaches wurden in der Vorsaison für die Dodd Trophy 2024 nominiert. Zwei der drei noch aktiven Coaches, die eine National Championship gewonnen haben, coachen heute in der ACC.
Die ACC ist die Conference der Quarterbacks. 13 von ihnen kehren 2024 wieder zurück und konnten während ihrer Karriere im Durchschnitt mehr als 20 Touchdown-Pässe und 3500 passing Yards werfen. Acht ehemalige ACC Quarterbacks starten in der kommenden NFL Saison und seit 2018 wurde stets mindestens ein ACC Quarterback von einem NFL Team gedraftet. Und wenn wir uns die CFP Top 25 Rankings der letzten vier Jahre anschauen, dann waren nur sieben Teams stets mit dabei. Clemson und NC State gehörten dazu. Unser vorhandener Mix von erfahrenen und jungen Coaches und Elite Quarterbacks ist in der FBS Klasse einmalig.
Abschließend fliegen in der Woche 0 zwei ACC Teams nach Dublin, um die Saison zu eröffnen. Ich werde auch mit unseren Partnern dabei sein. In der Woche 1 werden gleich alle 17 Teams am Start sein und wir werden 15 Non-Conference Spiele mit ACC Beteiligung erleben. Unsere ACC Saison endet schließlich hier in Charlotte mit dem Championship Game. Ich bin mir sicher, dass die ACC Geschichte nach 71 Jahren munter weiter geht und auch dann, wenn ich schon längst pensioniert bin, immer noch weiter laufen wird.
Wie wirken sich die Klagen von Clemson und Florida State auf das Klima im Tagesgeschäft mit der ACC aus?
Jim Phillips: Die Klagen sind das eine, die Tagesarbeit das andere. Nichts hat sich im Tagesgeschäft verändert. Rick McCollough, Jim Clemons, Michael Lawford und Graham Nevada sind weiterhin gute Freunde.
Sie bezogen sich schon auf die juristischen Auseinandersetzungen und wie stark die ACC dadurch beschädigt wurde. Wie wollen Sie in der Zukunft solche Beschädigungen verhindern?
Jim Phillips: Wir mussten uns sechs Monate lang mit diesen Auseinandersetzungen beschäftigen. Ich denke wir sind gut damit umgegangen. Wir verfügen über gute Juristen, die sich jeden Tag mit den Fällen beschäftigen. Mir ist es wichtig, dass die ACC besonders gut geführt wird. Das betrifft nicht nur die Verwaltung, sondern insbesondere unsere Mitglieder. Diese Klagen dürfen uns nicht davon abhalten, unsere eigentlichen Aufgaben zu erfüllen. Der Focus muss zurück auf das Spielfeld.
Der Fall House vs. NCAA bedeutet für viele kleinere Universitäten, die gar nicht Football spielen und auch gar nicht im Fall involviert waren, trotzdem zur Kasse gebeten zu werden. Haben Sie nicht die Sorge, dass dadurch die College Sport Landschaft endgültig gesprengt wird?
Jim Phillips: Wir sind alle ein Teil der NCAA und sie wird nicht von American Football und Football Coaches dominiert. Ich glaube, der NCAA Vorstand hat betont, dass er das nicht unterschrieben hätte, wenn er anderer Meinung wäre. Wir haben in dieser Sache geteilten Schmerz. Natürlich hat dieser Vergleich nicht allen Institutionen gefallen doch es müssen irgendwann Entscheidungen getroffen werden. Im Kern geht es doch darum: Die Verteilung von zur Verfügung stehenden Geldern muss neu geregelt werden und sie wird auch neu geregelt. Klar ist, dass sich das NCAA Board of Directors und NCAA Präsident Charlie Baker sich mit diesem Rechtsstreit und der folgenden Einigung es sich nicht leicht gemacht haben. Wenn man ganz ehrlich ist, diese so genannte Teilung hat es doch schon längst stattgefunden, als die drei Divisionen geschaffen wurden und als die Division I in die FCS und die FBS aufgeteilt wurde.
Woher nehmen Sie Ihren Optimismus, dass Florida State und Clemson weiterhin Mitglied der ACC bleiben?
Jim Phillips: Ich habe die Zuversicht, dass ich glaube zu wissen, was diese Schulen benötigen und ich verstehe sie auch. Und ich verstehe auch unsere Ziele als ACC, die wir teilweise geändert haben.
Wenn nun "NIL" kommt, wie sollen kleinere Hochschulen mit den großen, die die finanziellen Möglichkeiten haben, zukünftig im Wettbewerb bestehen?
Jim Phillips: Hinter dieser Frage stecken viele Antworten und Details. Ich glaube nicht, dass Sportstudenten Mitarbeiter ihrer Universitäten werden wollen und ich glaube auch nicht, dass die Studenten es toll finden werden, wenn ihre Vollzeit Stipendien und alle anderen Vorteile, wie medizinische Versorgung, besteuert werden sollten. Stichwort: Geldwerter Vorteil. Dazu kommt, dass wir 25000 internationale Sportstudenten bei uns zu Gast haben. Sie alle besitzen ein Studenten Visa. Werden Sie nun Mitarbeiter, haben wir ein großes Problem mit der Einwanderungsbehörde am Hals. Am Ende wollen alle Sportstudenten bleiben und ihre Erlösbeteiligungen erhalten. Sie sehen die Veränderung in der Argumentation? Die Frage ist nun, wie man wettbewerbsfähig bleibt. Die ACC ist sicherlich nicht die reichste Conference, aber wir sind sportlich erfolgreich und kreativ und unterstützen unsere Mitglieder. So etwas zählt auch bei jungen Sportlern, die irgendwann Profis werden wollen. Die gute Nachricht ist, dass die finale Entscheidung, wer wie viel vom 22 Prozent Kuchen erhält, auf Ebene der Institutionen fällt.
Schlüter - 08.08.2024
Commissioner Jim Phillips (© ACC media release department)
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