Weg für Wiesbaden frei
Die Wiesbaden Phantoms haben das Regionalliga-Topspiel bei den Marburg Mercenaries mit 28:19 gewonnen und ihre Bilanz damit auf 6:0 verbessert. Die Mannschaft von Head Coach David Gordon ist damit das letzte verbliebene ungeschlagene Team der Liga und dürfte nun in die GFL 2 aufsteigen. Notwendig sind dazu nun noch drei Siege aus den letzten vier Spielen, vor allem ein Heimsieg in drei Wochen gegen die Mainz Golden Eagles, die ebenso wie Marburg mit nun 6:1 Siegen noch Chancen auf Rang eins haben, dazu sowohl aber Wiesbaden als auch Marburg noch schlagen müssten. Die Meister der drei Regionalligen unterhalb der GFL 2 Süd können in diesem Jahr ohne Relegation direkt aufsteigen.
Die Phantoms haben die Tür zur zweiten Liga mit ihrem Sieg und dem damit gewonnenen direkten Vergleich mit Marburg ziemlich weit geöffnet. Die Mercenaries müssten ihre letzten drei Saisonvergleich erfolgreich gestalten und gleichzeitig darauf hoffen, dass die Phantoms in den vier ausstehenden Partien - in Pirmasens, zu Hause gegen Mainz und Kaiserslautern sowie in Rüsselsheim – noch zweimal verlieren, damit sie noch von Tabellenplatz eins rutschen.
Bei den Mainz Golden Eagles ist nach deren 20:23 in Bad Homburg das weiße Gefieder schon beschmutzt, aber in den drei ausstehenden Partien der Mainzer warten neben den Pirmasens Praetorians eben noch Wiesbaden Phantoms und Marburg Mercenaries als Gegner auf sie. Mit drei Siegen wären die Golden Eagles aufgestiegen und Phantoms sowie Mercenaries geschlagen. Gewinnt Mainz "nur" gegen Wiesbaden und Pirmasens, verliert aber gegen Marburg, wären ebenfalls die Wiesbadener trotz einer Niederlage Meister, sofern sie ihre übrigen Spiele gewinnen. Dass alle drei am Ende gleichauf landen, ist rechnerisch nur noch möglich, sollten die Phantoms eines der anderen Spiele verlieren.
Zu Beginn der Spitzenbegegnung in Marburg sah es noch gar nicht danach aus, als würden die Phantoms die Marburger US-Import-Achse zwischen Quarterback Johnathan Lewis und seinem Go-to-Guy Dondi Penick brechen können. Fast ausschließlich Lewis und Penick liefen mehr als drei Viertel lang über das Gridiron und dominierten auch den ersten Drive, der schließlich mit einem Touchdown-Fang Jan Wissens endete.
Auf Wiesbadener Seite lief es erst deutlich schlechter. Jermaine Stützel brachte den Ball nach dem Kickoff zwar 40 Yards weit bis auf die eigene 45-Yard-Linie, und Quarterback Lennard Turturica führte seine Offense nach einem starken Lauf von Patrick Kriese erfolgreich über das Feld. Nach einem 21-Yard-Pass auf David Tibo gelang aber nur noch wenig Raumgewinn. Zweimal ließ Finn Burschyk Pässe fallen, und auch Leon Amberg und sein Holder AJ Springer scheiterten bei ihrem Field-Goal-Versuch. Die Mercenaries blockten erfolgreich.
Der zweite Drive der "Söldner" brachte weder Neues – wieder liefen entweder Lewis oder Penick – noch Zählbares, denn nach dem ersten Seitenwechsel mussten die Marburger punten. Wiesbadens Returner Benji Barnes wurde früh geblockt, Turturicas Pass auf Tibo brachte die Offense der Phantoms aber immerhin schon bis fast an die Mittellinie. Nach einer Strafe waren 56 Yards zu überbrücken, und die Phantoms schafften dies mit nur einem Play, als Turturica erneut Tibo bediente und dieser nach drei Minuten des zweiten Viertels das 6:7 besorgte. Die Gäste blieben in Rückstand, da der PAT-Kick misslang.
Den Return der Hausherren stoppte Quin Walker schnell, und auch wenn Thomas Mansour den Drive mit einem beherzten Tackle gegen Marburgs Spielmacher ins Stocken brachte, gelangen Lewis und Penick erneut die nötigen Yards, um die Endzone zu erreichen, wo Penick das Ei jedoch fumbelte. Glück für Marburg: Die Hausherren sicherten den Ball und gingen entsprechend mit 13:6 in Führung. Ihren PAT-Kick blockten nun die Phantoms. Barnes trug den Kickoff anschließend bis auf die 32-Yard-Linie der Phantoms, die durch Maurice Baker und einen Catch von Burschyk fast 20 Yards weit kamen. Turturica passte nochmals lang, fand dieses Mal Justin Schmitt für 45 Yards, und knapp vor der Endzone sorgte Backup-Quarterback AJ Springer für die letzten Inches und den 12:13-Anschluss. Die Phantoms versuchten eine Conversion und waren damit auch erfolgreich: Turturica warf auf Schmitt, der nun die Endzone für die 14:13-Führung erreichte, die auch den Halbzeitstand bedeutete, denn den "Söldner" lief in ihrem Drive die Zeit davon.
In Halbzeit zwei erhielten zunächst die Gäste den Ball, Kriese sowie Turturica und Tibo holten zwar einige Yards, die Offense musste aber bald wieder vom Feld. Penick – umzingelt von Phantoms – nahm das Ei beim Kickoff auf, wurde direkt hart getackelt, verlor den Ball an Tibo, und die Phantoms standen nur 14 Yards vor der Endzone der Mercenaries. Kriese erlief sechs Yards, der zweite Snap geriet jedoch zu hoch, und Turturica sicherte den Ball 15 Yards weiter hinten. Kriese erreichte immerhin wieder die 8-Yard-Linie der Gastgeber, das Angriffsrecht wechselte jedoch nach einem erfolglosen Pass im vierten Versuch.
Lewis und Penick waren es danach einmal mehr, die quasi im Alleingang das Feld überbrückten. Der 40-Yard-Lauf von Lewis stellte dabei einen der Höhepunkte des wohl besten Regionalligaspiels dieser Saison dar, die letzten Yards überbrückte aber Penick, dessen Conversion knapp vor der Endzone gestoppt wurde. Die Mercenaries führten dennoch 19:14. Die Phantoms erhielten rund vier Minuten vor dem letzten Seitenwechsel den Ball, Pässe auf Burschyk und Alexandru Popa sowie ein erneut eindrucksvoller Lauf Bakers brachten sie in eine gute Ausgangsposition, und zwei Würfe von Turturica auf Baker zu Touchdown und Conversion zum 22:19. Abschnitt drei ging mit weiteren Lewis-Penick-Zusammenspielen zu Ende. Mansour hatte Penick dabei einmal fünf Yards durch ein Tackle for Loss abgenommen, die "Söldner" näherten sich der Phantoms-Endzone aber dennoch Yard um Yard.
Eine Strafe wegen Schiedsrichterbeleidigung warf die Mercenaries in einer entscheidenden Situation aber bis auf die 42-Yard-Linie zurück, und auch wenn Lewis und Penick noch Raum gutmachten, waren die Gastgeber gezwungen, ein 40-Yard-Field-Goal zu versuchen, das viel zu flach von Wissen getreten wurde und entsprechend in den Füßen der Linemen landete. Die Phantoms-Offense hatte es nun in der Hand, den Drei-Punkte-Vorsprung auszubauen, scheiterte aber, ohne in ihrem Drive wirklich etwas zu erreichen. Elias Gruber puntete weit, und Kevin Sherman wurde auf der eigenen 28-Yard-Linie gestoppt.
Das Momentum schien nun auf Seiten der Mercenaries, Lukas Reschke fischte aber einen Pass von Lewis aus der Luft und trug ihn bis auf die Mittellinie, wodurch wieder die Phantoms-Offense auf den Platz kam. Baker gelang ein First Down, und nach einer Zehn-Yard-Strafe gegen seine Mitspieler passte Turturica über mehr als 50 Yards auf Felix Schulz, der unbehelligt das 28:19 herstellte. Der Conversion-Pass, um sich sogar mit elf Zählern abzusetzen, landete allerdings im Aus.
Jetzt versuchten es die Marburger einmal mit anderen Receivern, Leon Schultze wurde zweimal in Folge gut bedient, aber auch schnell von der Phantoms-Defense gestoppt. Lewis gelang mit seinem Pass auf Niklas Debus noch ein neues First Down, danach unterlief dem Import aber die zweite Interception, die diesmal Raphael Gardoni fing. Von der 44-Yard-Linie aus ging es nun wieder Richtung Mercenaries-Endzone, wobei Baker am Boden und Christopher Deisenroth per Fang Raumgewinn erzielten. Das letzte Yard für ein abschließendes First Down erlief Quarterback Lennard Turturica unter dem Jubel seines Teams selbst und kniete anschließend ab, um die Zeit auslaufen zu lassen.
Die übernächste Partie der Wiesbadener dürfte ziemlich große Gewissheit darüber bringen, ob sie ihr Ziel des Aufstiegs erreichen: Am 17. August empfangen die Phantoms die Golden Eagles in "Camp Lindsey" zum nächsten Spitzenspiel. Zuvor gastieren die Wiesbadener am 10. August in Pirmasens.
Auerbach - 29.07.2024
Maurice Baker und die Wiesbaden Phantoms stürmten den Marburg Mercenaries Richtung GFL 2 davon. (© Ilja Peer Tripp / Wiesbaden Phantoms)
Leser-Bewertung dieses Beitrags: