Spitzenspiel in Kanada
Seit sieben Wochen läuft die Saison in der kanadischen CFL bereits, seit der etwas überraschenden Heimniederlage der Montreal Alouettes vorletzte Woche gegen Toronto ist kein Team mehr ungeschlagen. Am Donnerstag, dem 25. Juli, empfangen die Alouettes nun in ihrem nächsten Heimspiel im Stade Percival im Duell der Tabellenführer der beiden Divisionen die Saskatchewan Roughriders von der Westküste. Am Donnerstag deswegen, weil die kanadische Profi-Liga in diesem Jahr im Sommer ihre wöchentlichen Spiele in der Regel über vier Tage von jedem Donnerstag bis zum Sonntag verteilt.
Später im September, wenn auch im kanadischen TV die große Konkurrenz der NFL läuft, ändert man dieses Schema wieder. Jetzt aber bringt der Donnerstag dieser Woche für die Fans in Kanada das Highlight. Titelverteidiger Montreal Alouettes, der letztes Jahr nach 13 Jahren Pause wieder den Grey Cup gewonnen hatte (zum achten Mal) gehört ebenso wie die Saskatchewan Roughriders (vierfache Champions, zuletzt 2013) unter den Traditionsteams der Liga in der Historie eher zur weniger erfolgreichen Gruppe an Teams in punkto Grey Cup, der schließlich dieses Jahr schon zum 111. Mal vergeben wird.
Doch sowohl Montreal als auch Saskatchewan haben bisher eine bemerkenswerte Saison 2024 gespielt. Die Montreal Alouettes haben einen bedeutenden Teil ihres Meisterschafts-Kaders halten können, 19 von 24 Startern sind weiter dabei. Eine solide Grundlage für Cheftrainer Jason Maas, dem es zudem gelang, die wenigen verloren gegangenen Schlüsselspieler wie William Stanback und James Tuck durch die Verpflichtung von Walter Fletcher und Jeshrun Antwi im Laufspiel zu ersetzen.
Die Saskatchewan Roughriders starteten 2024 mit einigen Änderungen im Kader und hatten zunächst das Ziel, das Team sich finden zu lassen. Leistungsschwankungen und Schwierigkeiten, den Rhythmus zu finden, wurden dennoch kompensiert, und ebenso wie Montreal geht man mit fünf Siegen bei einer einzigen Niederlage nun ins Spitzenspiel. Eine umgebaute Offensive Line oder einige Verletzungen konnten den kämpferischen Geist bisher nicht stoppen.
Cody Fajardo ist als Quarterback die zentrale Figur im Angriff der Alouettes. Fajardo ist immer für ein Big Play gut, baut auf Tyson Philpot als zuverlässiges Ziel im Passspiel. Dessen Instinkt für Big Plays half in einigen kritischen Situationen. Eckpfeiler der Verteidigung ist Defensive Back Wesley Sutton. Seine Präsenz in der Secondary gab der Verteidigung Montreals einen erheblichen Schub. Vor allem in den engen Spielen nahm er in entscheidenden Situationen den gegnerischen Top-Receiver ins Visier und konnte auch Bälle abfangen.
Saskatchewan baut auf Quarterback Trevor Harris und ein wenig mehr auf das Laufspiel. Harris' Fähigkeit, Verteidigungen lesen zu können und schnell darauf zu reagieren, war bisher das Erfolgsrezept. Darin spielt Jamal Morrow eine besondere Rolle. Der Running Back überzeugt mit seiner Fähigkeit, den ersten Tackle brechen zu können, und kommt auch als Adressat von Pässen zur Geltung. Für die defensive Stabilität der Roughriders sorgt Linebacker Larry Dean. Auf alle drei kommt mit den Alouettes als Gegner nun jedoch die vorerst größte Herausforderung der Saison zu.
Vielleicht kommen ihnen aber die beiden EX-NFL-Akteure im Aufgebot der Roughriders nun in Montreal ja entscheidend zur Hilfe? Vor Dean spielt in der Defensive Line mit Micah Johnson ein Mann, der sich bei mehreren NFL-Teams, darunter Miami Dolphins, Kansas City Chiefs und Cincinnati Bengals, versuchte, ehe er nach Kanada ging und dort eine der dominierenden Defensivkräfte wurde. Und falls es dann doch aufs Passspiel ankommen sollte, könnte Quarterback Harris auf Geronimo Allison bauen. Der Receiver spielte sechs Saisons in der NFL, hauptsächlich bei den Green Bay Packers. Immerhin 89 Fänge und etwas mehr als 1.000 Yards kamen während seiner NFL-Karriere zusammen. Für NFL-Verhältnisse unterer Durchschnitt, für die CFL aber durchaus eine Empfehlung.
Allein eine NFL-Vergangenheit garantiert aber auch in der kanadischen Profi-Liga nicht den Stammplatz. Das zeigt bei den Montreal Alouettes das Beispiel von Caleb Evans, der hinter Fajardo nur Ersatz-Quarterback ist. Was schließlich auch in der NFL genau sein Schicksal war, dort hatte er einige Tryouts und auch das eine oder andere Kurz-Engagement, jedoch ohne nennenswerte Einsatzzeiten. In der Defense haben die Alouettes aber immerhin einen leibhaftigen Super-Bowl-Sieger dabei: Defensive Lineman Shane Ray ist ein ehemaliger Erstrunden-Pick der Denver Broncos von 2015, spielte vier Jahre bei Denver und auch in Super Bowl 50. Da hatte er mit zwei Tackles und einem forcierten Fumble im ersten Viertel mitgeholfen, den frühen Vorsprung der Broncos gegen Carolina zu verteidigen.
Auerbach - 23.07.2024
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