Endspiel im Einkaufszentrum
Die gute Nachricht vorweg: Der 33. Arena Bowl ist gespielt und die Saison 2024 der Arena Football League damit auch halbwegs erfolgreich beendet worden. Danach ausgesehen hatte es eher selten. Champion sind die Billings Outlaws, die sich in einem Einkaufszentrum (!) gegen die Albany Firebirds mit 46:41 durchsetzen konnten.
In den ersten Wochen der Saison 2024, als die Liga wieder einmal einen Neustart nach der letzten Pleite 2019 wagte, gab es vor allem immer wieder Probleme: Eigentlich sollten 16 Teams an den Start gehen, eine ganze Reihe verabschiedete sich und wöchentlich musste man neue Hiobsbotschaften verkraften.
Der ursprüngliche Commissioner Lee Hutton wurde nach drei Wochen abgesägt, stattdessen musste der auch aus der NFL bestens bekannte Jeff Fisher übernehmen.
Übrig waren schließlich nur noch acht der eigentlich 16 Teams und der Spielplan wurde in schneller Folge immer wieder "angepasst". Iowa Rampage hatte sich Anfang Mai nach einer Partie aus dem Spielbetrieb verabschiedet, gefolgt von Georgia Force und Philadelphia Soul in den Tagen danach. Die Letztgenannten hatten einmal sogar ein komplettes Team aus einer anderen Liga "geliehen", nachdem das eigene aufgrund ausstehender Gehälter abhandengekommen war.
Minnesota Myth mit Eigentümerin Diana Hutton, der Ehefrau des bis dahin amtierenden Commissioners, stellte den Spielbetrieb Mitte Mai ein und bis Monatsende folgten Rapid City und Oregon (die nachverpflichtet worden waren); die West Texas Desert Hawks hielten zumindest bis kurz vor ihrem letzten Spiel Mitte Juni aus, bevor auch sie aufgaben. Einen Head Coach hatten sie da schon nicht mehr, denn der war hinter den Kulissen gut eine Woche vorher gefeuert worden, ohne dass man das bekanntgegeben hatte.
Sechs der noch acht Mannschaften hatten sich letztendlich für die Playoffs qualifiziert, darunter auch die Nashville Kats mit dem deutschen Special Teams Coordinator und Defensive Line Coach Kim Kuci.
Die Kats verloren im Halbfinale gegen den späteren Titelträger Billings, die Albany Firebirds, mehr oder weniger Titelverteidiger aus der letzten Arena Bowl Saison 2019, besiegten in ihrem Halbfinale Salina Liberty.
Eigentlich hätte das Endspiel am Freitagabend im Target Center in Minnesota ausgetragen werden sollen; da die heimische Myth jedoch aufgegeben hatte und zu stark mit dem gefeuerten Commissioner Hutton verbandelt war, suchte man nach einer neuen Spielstätte.
Die gab man Ende Juni bekannt: Das American Dream Center, eine Eisfläche in einem Mallkomplex in East Rutherford, wo nebenan auch die Giants und Jets ihre Heimspiele im MetLife Stadium austragen, wurde auserkoren.
Wer jetzt denkt, wie man ein Endspiel in einem Einkaufskomplex ohne Zuschauertribünen unterbringen soll, hat Recht. Die Location erinnerte eben doch weit mehr an eine Mall als an ein Stadion. Einige Stehplätze gab es zumindest, die auch gut genutzt wurden.
Im Endspiel stand mit Dylan Moghaddam für die Albany Firebirds auch ein in Deutschland bekannter Akteur: Er spielte im Vorjahr bei den Dresden Monarchs. Das einzige Problem jetzt: Er hatte vor dem Endspiel noch nie in einem Arena Football League Spiel gekickt, was einmal mehr das Improvisationstalent der Liga zeigt (wenn man es positiv ausdrücken will).
Beim Champion Billings erwarf Quarterback Isaac Harker fünf Touchdowns, die allesamt von Wide Receiver Duane Brown gefangen wurden.
Wie es jetzt mit der Liga im nächsten Jahr weitergehen wird – oder ob überhaupt – müssen die nächsten Wochen und Monate zeigen. Wenn man das Chaos zu Beginn dieser Spielzeit als Maßstab nimmt, so kann es eigentlich nur besser werden.
Und vielleicht gibt es dann auch ein Endspiel, das man nicht notgedrungen in einem Einkaufszentrum austragen muss. Wobei es dafür dann doch ganz gelungen war.
Carsten Keller - 20.07.2024
Arena Bowl XXXIII mit den Albany Firebirds und Champion Billings Outlaws (blaue Trikots) (© Carsten Keller)
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