Kann Kalen DeBoer auch böse werden?

Head Coach Kalen DeBoerAlabamas neuer Head Coach Kalen DeBoer setzt in punkto eigener Vermarktung in Tuscaloosa zurzeit neue Maßstäbe und hat seit dem Spring Game einige Sympathiepunkte bei den Crimson Tide Fans gesammelt, die bisher kaum ein anderer Head Coach beim College Football Rekordmeister gewagt hat. "Ich erinnere mich an das diesjährige Spring Game. Im Einlauftunnel stand Kalen und die Fans jubelten ihm und dem Team zu. Mit ihren Handies schossen sie Fotos und er ging schließlich zu ihnen hin und machte hunderte von Selfies. So etwas hätte es in Nick Sabans Ära nie gegeben", erklärte vor kurzem Alabamas Athletic Director Greg Byrne. "Bei Nick hat es solche Aktionen höchstens dreimal gegeben. Es sind beide völlig unterschiedliche Typen und Generationen, doch mit Kalen haben wir eine neue Leichtigkeit entdeckt, die es bisher bei uns so nicht gab. Im April, während der Basket Ball Final Four wurde er ebenfalls von hunderten von jungen Alabama Fans umringt und Kalen erfüllte jeden Selfie und jeden Autogrammwunsch." Ähnliches passierte während des Summer Camps, welches Alabama und De Boer vor wenigen Tagen organisierte. 800 Kids und eine Gruppe aus dem Heimat-Bundesstaat von DeBoer, South Dakota, reisten an, um sich vom Head Coach unterrichten zu lassen. Seinen "Landsleuten" zeigte er sogar den gesamten Campus und die Umkleide-Säle der Footballer. Niemand der Gäste hatte diese Sonderbehandlung erwartet, oder erhofft, DeBoer machte es trotzdem möglich und fand einen Weg, um ein paar Stunden als Fremdenführer zu agieren. Später gab DeBoer zu Protokoll, dass er sich an seine Zeit an der University of Sioux Falls erinnerte. Er spielte dort als Receiver bei den Cougars, die zu einer kleinen NAIA Conference gehörten und mit beschiedenen Mitteln Football spielten. Es gab damals keine Assistant Coaches, keinen durchgeplanten Trainingsablauf und vor den Auswärtsspielen schmierten dutzende freiwillige Helfer Sandwiches und backten Kekse für die Spieler. Da di Cougars ferner kein eigenes Stadion besaßen, waren 1996 die allermeisten Spiele sowieso Auswärtsspiele, so dass die "Volunteers" im Laufe der Jahre viele Brote produzierten.

Die Trainerkarriere startete von DeBoer im Jahr 2000 als Assistant Coach von Sioux Falls und 2005 wurde er der Head Coach. Innrhalb von fünf Jahren gewann er 67 Spiele und verlor nur drei. Seine Wege führten ihn schließlich zu Fresno State und Washington.

Als Alabama DeBoer verpflichtete, wurde zwischen Nick Saban und Kalen DeBoer ein Deal geschlossen. Saban behielt ein Büro auf dem Campus und steht weiterhin als Berater zur Verfügung. Der Übergang zu einer neuen Zeit sollte so sanft, wie möglich erfolgen. DeBoer, der selbst in dem kleinen Ort Milbank in South Dakota aufwuchs, soll von Saban vor Fallstricken, die auf jeden neuen Coach in einem SEC Powerhouse warten, beschützt werden und Saban soll nicht in die Situation versetzt werden, von heute auf morgen ganz auf Football in Tuscaloosa verzichten zu müssen, da ihn sein ESPN Kommentatoren Nebenjob sowieso nicht auslasten würde. Mit dieser Geste, so wollen es Insider auf dem Campus wissen, ist Saban über seinen eigenen Schatten gesprungen. In der Vergangenheit war Saban manchmal als ein beschimpfendes Pulverfass an der Sidelline aufgetreten, der es vor allem auf Lane Kiffin abgesehen hatte.

DeBoer gilt dagegen als das personofizierte Gegenteil. ""Er flucht nicht. Er erniedrigt seine Spieler nicht. Das ist angeboren", sagte ein früherer Mitspieler aus South Dakota. "Das ist ein Teil seiner DNA. Wütend kann er kaum werden. Das schlimmste, was er jemals formuliert hat, lautete "Das ist ein Witz". Bleibt die Frage zu stellen, wie lang DeBoer Zeit hat, echte, messbare Erfolge gegenüber seinen Fans und seinem Athletic Director nachzuweisen. Als 1983 Bear Bryant in Pension ging, folgte Ray Perkins, ein früherer Receiver der Tide. Drei Jahre lang gewann er jeweils acht Spiele, 1986 immerhin zehn Matches, danach wurde er entlassen. Seinem Nachfolger Bill Curry wurde ein Fenster in seinem Büro mit einem Ziegelstein eingeworfen, nachdem er gegen Ole Miss verlor und sein Nachfolger, Dennis Franchione gewann zehn Spiele 2002 und verschwand danach Richtung Texas A&M. Er soll wohl einige Drohbriefe bekommen haben. Sein Nachfolger wiederum hieß Mike Price, der keine SEC Erfahrungen besaß und es nicht schaffte, die Woche 1 zu überleben. Danach folgte Nick Saban, der es mit strenger Hand schaffte, Alabama in eine neue Ära zu führen und mit dem Satz im Dezember 2006 seinen Dienst antrat: "Ich werde kein Head Coach von Alabama. Das ist glatter Selbstmord." Somit weiß Saban ganz genau, was passieren kann, wenn man zu blauäugig beim Rekordmeister antritt, ohne die Fettnäpfchen zu kennen, die überall verteilt sind und nur auf den neuen Head Coach warten.

DeBoer wird wohl in Tuscaloosa ein zwei Jahre Zeit haben, den ersten Divisions-Titel und dann den ersten Conference Titel zu gewinnen. Schafft er es nicht, dann können die hohen Erwartungen von Fans und Athletic Department ihn unter Druck setzen, den er noch nie bei Sioux Falls, Fresno State und Washington erlebt haben mag. Schließlich verdient er ein recht hohes Gehalt und ein Rekordmeister kann und will es sich nicht leisten, zum Gespött der SEC zu werden. Ob Nick Saban es zudem schaffen kann, DeBoer vor allem Ungemach zu beschützen, mag auch zunächst bezweifelt werden. Es wäre nicht zum ersten Mal passiert, dass integere, nette und zuvorkommende Coaches während einer sportlichen Krise, das Opfer mehrere Kampagnen werden, schließlich die Nerven verlieren und vorzeitig aufgeben. Coaches, die andererseits ihren Kader und ihre Kritiker hart rannehmen und als Despoten agieren, werden in diesem gnadenlosen Business nicht selten später als große Strategen und Gottväter bezeichnet, da sie letztlich Meisterschaften und damit viel Prestige ihrem Arbeitgeber eingebracht haben.

In der Geschichte des College Footballs gab es bereits zahlreiche Beispiele, wie sehr kompetente und zunächst mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Coaches, einem berühmten Vorgänger nachfolgten, aber bald einsahen, dass die neuen Schuhe etwas zu groß für sie geraten waren.

• Hunk Anderson folgte 1931 Knute Rockne (Notre Dame)
• Gomer Jones folgte 1964 Bud Wilkinson (Oklahoma)
• Ray Perkins folgte Bear Bryant 1983 (Alabama)
• Earle Bruce folgte 1988 Woody Hayes (Ohio State)
• Frank Solich folgte 1998 Tom Osborne (Nebraska)
• Doug Williams: folgte 1998 Eddie Robinson (Grambling State)
• Jimbo Fisher folgte 2010 Bobby Bowden (Florida State)
• Bill O'Brien folgte 2012 Joe Paterno (Penn State)

Nur Bruce, Fisher und Solich gewannen Conference Meisterschaften, bei den Colleges, bei denen sie auch Nachfolger einer großen College Football Legende wurden. Nur Williams und Fisher gewannen einen nationalen Titel. Der erstgenannte Head Coach wiederum zwei sogenannte "Black College Titel".

Schlüter - 15.07.2024

Head Coach Kalen DeBoer

Head Coach Kalen DeBoer (© Getty Images)

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