Kirchdorf feiert ersten Sieg

Etwa 550 Zuschauer fanden am Samstag beim, mit Temperaturen deutlich jenseits der 30 Grad, bisher heißesten Tag des Jahres den Weg in die In(n)-Energie-Arena, um Zeuge des ersehnten ersten Heimsiegs der Saison für Aufsteiger Kirchdorf Wildcats zu werden. Die Kirchdorfer schlugen den großen bayerischen Rivalen Munich Cowboys mit 27:7, womit sie auch den direkten Gesamtvergleich nach der 14:21-Niederlage in München noch zu ihren Gunsten drehten.

Beide Teams agierten in einem spannenden Spiel über lange Zeit auf Augenhöhe, bevor die Kirchdorfer dann am Ende doch deutlich die Nase vorne hatten.
Ob die schwüle Luft der nahen Innauen dabei eine Rolle spielte, dass die die Großstadtluft gewohnten Cowboys im vierten Viertel kaum mehr Gegenwehr zeigten, lässt sich schwer sagen. Tatsache ist, dass sich beide Teams in der zweiten Halbzeit das Leben mit sehr vielen Strafen unnötig schwer machten.

Doch von Anfang an erzählt: Die Wildcats starteten nach gewonnenem Coin Toss mit ihrer Offense in Spiel. Nach einem sehenswerten First Down nach einem 13-Yard-Pass von QB Armani Edden auf WR Keegan Sturdy endete der erste Drive bereits nach dem nächsten Passversuch in den Händen des Münchner LB Lucas Nolan – Interception! Im ersten Drive der Coyboys konnten diese in erster Linie durch Läufe Raumgewinn generieren, die Passverteidigung der Wildcats war hellwach und gab vor allem dem Top-Receiver der Münchner, Gabe Boccella, keinen Raum.

Überraschend für die Fans im Stadion entschieden sich die Cowboys zu diesem frühen Zeitpunkt und in nicht besonders aussichtsreicher Position auf dem Spielfeld, einen vierten Versuch auszuspielen und nicht zu punten – DB Caleb Ashby auf Seiten der Wildcats jedoch wusste ein First Down der Münchner nach Pass von Nick Yockey auf Jack Marton zu verhindern. Die Wildcats probierten es in dieser Phase weiter vorrangig mit Kurzpässen, jedoch ebenso ohne Erfolg wie die Münchner, die nach mehreren erfolglosen Laufversuchen ebenfalls versuchten, ihr eigentlich gefährliches Passspiel zu etablieren; einzig Gabriel Boccella schaffte ab und zu nennenswerten Raumgewinn mit seinen Fängen für die Landeshauptstädter.

Anfang des zweiten Viertels führten mehrere Läufe von RB Tom Stecher und QB Armani Edden sowie ein Pass auf Stecher die Wildcats bis auf zwei Yards vor die Endzone – die Kirchdorfer legten ihre diesjährige Red-Zone-Schwäche ab und erzielten durch einen weiteren Lauf von Edden gleich im ersten Versuch einen Touchdown. Baris Dasar verwandelte den folgenden Extrapunkt zur 7:0-Führung der Niederbayern, was auch den Halbzeitstand markierte, denn Punkte durch ein furioses, variables Passfeuerwerk von Münchens QB Yockey, kombiniert mit Läufen des Spielmachers, konnten durch Tackles von Peter Tarantino, Florian Jobst, Luis Maaßen und Felix Almer konnten von der Kirchdorfer Defense erfolgreich verhindert werden.

Die Halbzeitpause wurde für die Fans durch die Akrobatik der Cheerleader der Beasty Ladies aus Braunau verkürzt, und bei der enormen Hitze war der Flüssigkeitsnachschub mindestens genauso wichtig wie die Nervennahrung in Form der Wildcats-Burger der Zeiler Gastronomie.

Die zweite Halbzeit startete mit einem Paukenschlag – die Cowboys kamen mit dem selben Momentum aus der Halbzeit, mit dem sie in selbe gegangen waren. Während die Wildcats das Laufspiel der Münchner nach wie vor kontrollieren konnten, ließen die Oberbayern nun ihre ganze Klasse im Passspiel aufblitzen, mit der sie bereits im letzten Spieltag gegen den deutschen Vizemeister Schwäbisch Hall Unicorns 35 Punkte erzielen konnten. Letztendlich war es ein 16-Yard-Pass von Yockey auf Boccella, der zum 7:7-Ausgleich führte.

Die Kirchdorfer erlebten in der Folge Licht und Schatten: QB Edden wurde gesackt, antwortete aber mit zwei erfolgreichen Pässen auf RB Mattschek zum First Down, bevor Tom Stecher nach einem 11-Yard-Lauf den Ball verlor und die Münchner das Angriffsrecht eroberten. In der bisherigen GFL-Saison wurden solche Kirchdorfer Fehler umgehend bestraft, nicht so an diesem Hitzesamstag. Die Defense der Wildcats gab der Offense der Cowboys keine Chance und drängte den Gegner sogar noch weiter in seine Hälfte. Die eigene Offense durfte so von der 20-Yard-Linie der Münchner starten. Läufe von Stecher und Julian Herreira brachten weitere vier Versuche, bevor Sebastian Mattschek mit einem 2-Yard-Lauf in die Endzone die Vorarbeit der Defense belohnte. Der Extrapunkt ging daneben, somit stand es kurz vor Ende des dritten Viertels 13:7 für die Wildcats, und die Stimmung im Stadion war mindestens so heiß wie die Luft.

Beide Mannschaften waren nun in etwa gleich stark, es war ein offener Schlagabtausch. Waren beide Teams in der ersten Halbzeit noch sehr diszipliniert, was Strafen anbelangte, so forderten plötzlich die Wildcats ihr Glück durch viele unnötige Fouls und daraus resultierende hohe Raumverluste heraus. Es lag eigentlich in der Luft, dass der Gast aus München Kapital daraus schlagen würde. Erstaunlicherweise erlaubten sich die Oberbayern ihrerseits aber ebenfalls viele Fouls, und es ging wild hin und her auf dem Spielfeld.

Einmal mehr gelang es Münchens QB Yockey, seinen Nummer-eins-Receiver Boccella mit einem erfolgreichen 18-Yard-Pass zu bedienen, den darauffolgenden Pass jedoch konnte Kirchdorfs DB Caleb Ashby aus der Luft fischen. Und nach seiner Interception zeigte er seine ganze Schnelligkeit und trug das Ei über 80 Yards unter tosendem Jubel der Fans zum vorentscheidenden Touchdown. Es waren noch über zehn Minuten zu spielen, bei 20:7-Führung erwarteten die Kirchdorfer nun einen Sturmlauf der Cowboys. Armani Edden wurde in der Folge zwar zweimal von der Cowboys-Defense gesackt, aber die Offense-Maschine der Wildcats lief gut, darunter ein 36-Yard-Lauf von Herreira. Einzig durch die nach wie vor vielen Strafen machten sich die Hausherren das Leben selbst schwerer als nötig. Die Münchner Offense aber schien keine Mittel mehr zur Verfügung zu haben, weder Versuche am Boden noch in der Luft ließen ein letztes Aufbäumen erkennen.

Die Kirchdorfer Defense hatte alles unter Kontrolle und nagelte die Gäste an deren 6-Yard-Linie fest, von wo die Wildcats-Offense, mittlerweile angeführt von QB Tobias Kanther, dank einer Strafe und mit zwei kurzen Läufen durch Mattschek ein weiteres Mal einen Touchdown erzielen konnte, was den Endstand von 27:7 markierte, denn die Cowboys zeigten kurz vor Spielende keine großen Ambitionen mehr, Ergebniskosmetik zu betreiben.

Es standen sich an diesem Spieltag zwei gleichstarke Teams gegenüber, die Wildcats waren jedoch unter dem Strich effizienter. Die Cowboys-Offense blitzte einige Male gefährlich durch WR Boccella oder Läufe durch QB Yockey auf, die Münchner Defense ließ kaum Yards bei Läufen durch die Mitte zu, hatte aber kaum Mittel gegen das variable Kurz- und Screen-Pass-Spiel der Wildcats, deren Offensive Line durch konsequent umgesetzte Blockarbeit viele Laufwege über außen ermöglichte. Die Kirchdorfer Defensive Line erstickte das Laufspiel des Gegners fast komplett, und das Backfield war bis auf wenige Ausnahmen zur Stelle, wenn es brannte.

Alle Beteiligten in Kirchdorf waren naturgemäß froh, endlich den ersten Saisonsieg eingefahren zu haben. Die Mannschaft hatte es zweifellos auch mehr als verdient. Zudem hat man nun die rote Laterne in der GFL Süd an die Saarland Hurricanes abgegeben. Nach dem Spiel ist jedoch bekanntlich vor dem Spiel, in diesem Fall geht es am 14. Juli zum schweren Auswärtsspiel zu den zuletzt immer stärker werdenden Ravensburg Razorbacks.

Auerbach - 01.07.2024

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