Neu-Ulm mischt vorne mit
Im Match der Neu-Ulm Spartans gegen den Landsberg X-Press kam kurz vor Schluss noch so etwas wie Spannung auf - aber im Grunde hatten die Hausherren alles Griff. Ganz starke Leistung, wenn man bedenkt, wer da in Landsberg alles mitspielt. Am Ende dieses Meisterschaftsspiels in der Regionalliga Süd vor 600 begeisterten Zuschauern hieß es 24:17 für die American Footballer im TSV 1880 Neu-Ulm.
Nur eine Woche nach dem Hinspiel in Landsberg hatten die Neu-Ulmer nun bereits das Rückspiel zu Hause. Nachdem der X-Press in der Vorwoche den Laufangriff der Spartans kaum stoppen konnte, hatten sich die Gäste etwas einfallen lassen müssen. Im Überraschungs-Paket waren zum einen Spieler, die eigentlich nach der Vorsaison hatten aufhören wollen, aber aus dem "Ruhestand" zurückgeholt werden konnten. Zum anderen war Peter Arentsen mit von der Partie, ein prominenter Neuzugang, der bis vor zwei Jahren in der GFL bei den Allgäu Comets gespielt und auch als Team Captain fungiert hatte; nicht zu vergessen, dass er auch schon im Trikot der deutschen Nationalmannschaft unterwegs war.
So kam es, dass die Neu-Ulmer Offense langsamer als in der Vorwoche übers Feld marschierte, aber sie marschierte dennoch. Ganze 19 Spielzüge und fast zehn Minuten dauerte die erste Spartans-Angriffsserie, in der über 90 Yards überbrückt wurden, bevor Running Back Mike Höchsmann den ersten Touchdown erlief.
Damit war das erste Viertel auch schon beinahe vorbei. Dem Landsberger Angriff gelangen zwar in seiner ersten Serie auch einige gute Aktionen, aber kurz vor der Mittellinie stoppte die stark eingestellte Neu-Ulmer Defense die Gäste. Eine starke Leistung, angesichts einiger Hochkaräter im gegnerischen Team. Zu nennen ist da Quarterback Brad Jones, der zuvor schon bei fünf anderen europäischen Teams - zum Beispiel im ELF-Team der Prague Lions – spielte; zu nennen ist auch Running Back Dwayne Milton, der 2023 als Aktiver bei den Fursty Razorbacks bester Läufer der GFL 2 war. Insgesamt sind die Landsberger, verstärkt mit fünf Amerikanern, dieses Jahr das Team in der Regionalliga mit den meisten Importspielern.
Im zweiten Angriff war die Neu-Ulmer Offense nur kurz auf dem Feld - ein tiefer Ball von Quarterback Hunter Sturgeon sah aussichtsreich aus, im letzten Moment lief aber X-Press-Verteidiger Bryant Hayes dazwischen und fing das Ei ab. Wieder stand die Neu-Ulmer Defense aber wie ein Bollwerk und wehrte vier Versuche ab.
Hier war schon zu erkennen, dass beide Teams sehr risikobereit waren: Landsberg spielte den vierten Versuch an der eigenen 25-Yard-Linie aus. Das gab eine Richtung vor, die 600 Fans bekamen keinen einzigen Punt im ganzen Spiel zu sehen. Die gute Feldposition führte zu einem Field Goal durch Max Walser und zur zwischenzeitlichen 10:0-Führung für die Spartans. Aber im nächsten Angriff zog Landsberg mit einem Field Goal nach. Mit 10:3 ging es in die Pause.
Nach der Halbzeit kam Landsberg zunächst gut in Schwung, wurde aber dann doch zu einem Field-Goal-Versuch gezwungen, diesmal segelte der Ball rechts vorbei. Im folgenden Angriff der Spartans dann eine der entscheidenden Szenen des Spiels: Nachdem die ersten drei Versuche ergebnislos geblieben waren, gingen die Neu-Ulmer auch ins Risiko und spielten in eigener Hälfte einen vierten Versuch aus. QB Sturgeon bediente Wide Receiver Patrick Schempf mit einem wichtigen Pass, der setzte zu Fuß dann noch etliche Yards obendrauf. Insgesamt war Schempf, wie so oft diese Saison, der Mann für wichtige Catches in dritten und vierten Versuchen. Den Rest erledigten dann wieder die starke Offensive Line und die Running Backs Mike Höchsmann, Dirk Mainka und Felix Klein im Wechsel, bevor Hunter Sturgeon den Ball mit spektakulärem Sprung zum 17:3 selbst in die Endzone hechtete.
Im letzten Spielviertel brachte sich dann der Ausnahme-Running-Back des X-Press doch noch in Erinnerung. Mit einem 25-Yard-Lauf verkürzte Milton auf 10:17. Allerdings dauerte es nicht lange, bis erneut Mike Höchsmann per Lauf wieder den Vorsprung von zwei Touchdowns für Neu-Ulm holte. In den letzten fünf Minuten wechselten die Spartans dann viel durch. Das führte zu einer gestoppten Angriffsserie, Landsberg gelang es, einen Neu-Ulmer Field-Goal-Versuch zu blocken und kam dabei in eine so in gute Feldposition, dass QB Brad Jones sein Team auf 24:17 heranbringen konnte. Der folgende Versuch eines Onside Kicks ging aber daneben. Die verbleibende Spielzeit von wenigen Sekunden konnten die Spartans abknien.
Neu-Ulms Head Coach Daniel Koch bilanzierte: "Ich bin sehr stolz auf das Team und darauf, wie schnell sich unsere Jungs in dieser Saison auf neue Herausforderungen einstellen. Peter Arentsen und die anderen Rückkehrer in der Defensive Line des X-Press haben uns ein ganz neues Bild gegeben, auf das wir uns nicht durch Video-Studium und im Training vorbereiten konnten. Trotzdem war unser Angriff wieder sehr solide. Und auch, dass wir in der Defense Spieler stoppen, die schon in der höchsten Liga Europas gespielt oder in der 2. Bundesliga dominiert haben, zeigt eine sehr starke Entwicklung. Woche für Woche werden wir besser, was für die wahrscheinlich entscheidenden Spiele gegen die Rams in Nürnberg und zu Hause im Rückspiel gegen die Franken Knights hoffen lässt."
Bevor die Spartans aber auf diese Kaliber treffen, gegen die Rams am 7. Juli in Nürnberg und gegen die Knights am 3. August im Heimspiel, steht am nächsten Sonntag das Match gegen die München Rangers in der Landeshauptstadt an. Die Rangers stehen mit zwei Niederlagen gegen Nürnberg und zwei Siegen gegen Passau nur in der Tabellenmitte, sind aber keinesfalls zu unterschätzen. Koch: "Wenn wir unser ehrgeiziges Ziel erreichen wollen, müssen wir - unabhängig vom Ergebnis anderer Begegnungen - alle noch anstehenden Spiele gewinnen."
Auerbach - 17.06.2024
Die Flamme der Neu-Ulm-Spartans strahlt 2024 hell in der Regionalliga Süd. (© Andreas Theimer / Neu-Ulm Spartans)
Leser-Bewertung dieses Beitrags: