Ungewöhnliche Schiedsrichterentscheidung

#55 Daryn Blackwell (Winterthur Warriors) hatte mit seine Defenseleistung großen Anteil am Sieg.Für einmal tauschten die Winterthur Warriors ihr heimisches Stadion Deutweg gegen das grosse Stadion Schützenwiese des FC Winterthur. Im Kantonsderby gegen die Zurich Renegades gewinnen die Winterthurer hauchdünn, aber verdient mit 35:34. Und die Warriors machten es unnötig spannend, denn während drei von vier Vierteln dominierten und kontrollierten sie ihre Gegner klar. Erst eine höchst umstrittene Entscheidung des Schiedsrichtergespanns brachte das Winterthurer Team aus dem Rhythmus und verhalf den Gästen zu wichtigen Punkten.

Im Hinspiel in Zürich klappte bei den Winterthur Warriors überhaupt nichts. Man verlor nicht nur das Spiel, sondern auch mehrere Leistungsträger, welche in den darauffolgenden Spielen schmerzlich vermisst wurden. Es war klar, dass man im Rückspiel im gut besetzten Stadion Schützenwiese nur auf Sieg spielen wollte. Und das wurde bereits im ersten Drive der Warriors klar. Die Renegades starteten zwar mit Ballbesitz, mussten diesen aber ohne neues First Down wieder an die Warriors abtreten. Quarterback Will Mueller nutzte gleich seinen ersten Pass und bediente Leroy Rümmeli mit einem weiten Pass zum ersten Touchdown des Spiels. Nach dem ersten Viertel lagen die Warriors verdient mit 7:0 in Führung. Im zweiten Viertel erhöhten sie bis auf 21:0, ehe sie den Renegades kurz vor der Pause einen Touchdown zugestehen mussten. Nach der Pause lief es den Warriors weiterhin wie am Schnürchen, sie erhöhten zuerst auf 28:8 und dann auf 35:8 und lagen damit vier Touchdowns im Vorsprung. Unter normalen Bedingungen eine komfortable Führung, welche man über die Zeit bringen muss.

Doch im letzten Viertel, beim Stand von 35:8, brachten sich die bis dahin unauffällig agierenden Schiedsrichter unnötigerweise ins Spielgeschehen ein. Renegades Quarterback Clark Evans stand mit seiner Offense an der 15-Yard-Line der Warriors. Nach dem Snap täuschte er etwa an der 20-Yard-Line eine Übergabe an seinen Running Back an, behielt aber den Ball. Die Täuschung war so gut, dass die Warriors und die Schiedsrichter darauf hineinfielen. Der vermeintliche Ballträger wurde von den Warriors sofort getackelt, während Evans im Vollsprint in Richtung Endzone der Warriors lief. Als der Quarterback auf der 15-Yard-Linie war, beendete ein Schiedsrichter den Spielzug, weil er eben davon ausging, dass der Ball mit dem Running Back zu Boden ging. Mit dem Pfiff stoppten die Warriors-Verteidiger sofort ihre Abwehrmassnahmen, Evans drehte sich verwundert und sichtlich verärgert um und lief unberührt in die Endzone.

Noch während im Livestream das Replay mit dem offensichtlichen Fehlpfiff des Schiedsrichters lief, entschied der Head Referee auf Touchdown. Normalerweise wird in einem Fall eines unabsichtlichen Pfiffs der Spielzug wiederholt, allenfalls wird dort weitergespielt, wo sich der Ballträger zum Zeitpunkt des Pfiffs befunden hat. Der Head Referee wandte aber eine sehr seltene Regel an, welche selbst in der NFL oder auch im College höchstens alle Jahrzehnte zur Anwendung kommt: Freie Zuweisung von Punkten an ein Team nach Ermessen des Schiedsrichters. So seine Erklärung gegenüber Vertretern der Warriors. Nach wie vor nicht klar ist, ob die Regel in diesem sehr speziellen Zusammenhang überhaupt zur Anwendung kommt.

Die Renegades nutzten die Chance und verkürzten mittels 2-Point-Conversion auf 35:16. Im Gegenzug hätten die Warriors die Möglichkeit gehabt, den Vorsprung weiter auszubauen. Ein Field-Goal-Versuch von der 35-Yard-Linie misslang aber schon beim Snap, der Holder konnte nur den Ball unter seinem Körper sichern. Der Momentum-Shift zu Gunsten der Renegades war da. In der nun folgenden Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Der Renegades Quarterback lief viel selber, brachte aber auch die Pässe an. Und so stand es nur wenige Minuten nach dem Anschlusstouchdown plötzlich 35:22.

Nach einem schnellen 90-Yard-Drive der Zürcher plötzlich nur noch 35:28. Beim Extrapunkt-Versuch konnte der Winterthurer Spieler Daryn Blackwell den Kick blocken - dies würde später noch wichtig werden. Denn nun spielten die Renegades wiederholt einen Onside Kick aus - hierbei wird der Ball nicht hoch zum Gegner, sondern flach gespielt mit der Absicht, nach dem Kickoff gleich selber wieder in Ballbesitz zu gelangen - was prompt gelang. Die Zürcher spielten nun mit hohem Risiko. In seiner bekannten Art holte der Quarterback die First Downs gleich selber. Rund 30 Sekunden vor Schluss erzielten die Renegades einen nächsten Touchdown und verkürzten auf 35:34.

Der Quarterback spielte nun auf Sieg und ließ für eine 2-Point-Conversion aufstellen. Er bekam den Ball und wollte links an seiner Offensive Line in die Endzone der Warriors vordringen. Dabei wurde er aber vom eigenen Spieler behindert und kam an der 3-Yard-Line zu Fall, was vom Heimpublikum frenetisch bejubelt wurde. Und logisch: Die Renegades spielten einen weiteren Onside-Kick. Diesmal konnten die Warriors den Ball aber sichern. Mit einer Victory Formation beendete der Warriors Quarterback Will Mueller das Spiel.

Der Erfolg der Warriors an diesem Abend war hochverdient. Während drei Vierteln hatte man den Gegner vollkommen unter Kontrolle und erzielte erstmals in diesem Jahr über 30 Punkte. Alle Mannschaftsteile zeigten ein mehr als überzeugendes Spiel. Die Offense holte erstmals über 30 Punkte in diesem Jahr. Die Abstimmung zwischen Quarterback und Wide Receiver klappte. Die starke Leistung der Receiver, aber auch der Running Backs machte deutlich, dass diese Offense in dieser Zusammensetzung viel mehr wert ist, als die Tabelle hergibt.

Die Defense unter der Führung des wieder überragend spielenden Daryn Blackwell hatte den gefährlichen Quarterback mehrheitlich im Griff. Erst die höchst umstrittenen Schiedsrichterentscheide kurz vor Schluss brachten die Warriors inklusive Coaching Staff komplett aus dem Rhythmus. Dies übertrug sich direkt ins Spiel und konnte von den Renegades fast ausgenutzt werden. Hier liegt noch ein ordentliches Stück Arbeit vor den Warriors.

Am 8. Juni, im letzten Heimspiel der Saison 2024, werden die Warriors auf dem Winterthurer Deutweg auf die Calanda Broncos treffen. Für dieses Spiel sind noch Tickets im Vorverkauf verfügbar. Kickoff am 8. Juni ist um 18 Uhr.

Wittig - 03.06.2024

#55 Daryn Blackwell (Winterthur Warriors) hatte mit seine Defenseleistung großen Anteil am Sieg.

#55 Daryn Blackwell (Winterthur Warriors) hatte mit seine Defenseleistung großen Anteil am Sieg. (© WW/Sergio Brunetti)

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