Pac-12 Conference zeigt ihre Klasse
Die Pac-12 Conference stand am siebten Spieltag im Mittelpunkt des Interesses, weil fünf ihrer Mitglieder an drei der vier Top-25-Duelle des Spieltages beteiligt waren. Dabei unterstrichen Washington und Oregon im Top-Spiel, das Washington in einem packenden Spiel auf hohem Niveau knapp mit 36:33 gewann, dass sie beide, auch das unterlegene Oregon, aussichtsreiche Kandidaten für die Playoffs sind, die den Top-Teams aus SEC, Big Ten, ACC und Big Twelve in nichts nachstehen. Ganz anders erging es dagegen USC, das als das pozenziell beste Team der Pac-12 in die Saison gegangen war. Die Trojans kassierten bei Notre Dame eine deftige 20:48-Niederlage, und auch wenn sich die Chancen auf das Erreichen Playoffs damit noch nicht ganz erledigt haben, weckt der Auftritt des Teams in South Bend Zweifel an dessen Playofftauglichkeit.
Ausgerechnet die Pac-12, jene Power Five Conference, die nach dieser Saison zu Grabe getragen wird, weil sich die Mehrzahl ihrer Mitglieder auf der Suche nach mehr Einnahmen in andere Conferences aus dem Staub macht, erlebt zurzeit noch einmal eine sportliche Blüte. Gleich sieben ihrer Teams waren vor dem Spieltag in den Top 25 platziert, drei davon in den Top Ten. Neben Washington, Oregon und USC spielen auch noch Utah und Oregon State um den Conference-Titel mit. Und auch, wenn zwei der sieben Teams (Washington State und UCLA) am Samstag ihre zweite Niederlage kassierten, bleibt der positive Gesamteindruck. Die Kehrseite dieser sportlichen Qualität ist aber, dass es für die Pac-12 schwer wird, eines ihrer Teams mit maximal einer Niederlage durch die Regular Season zu bringen, und mit mehr als einer Niederlage konnte sich noch kein Team für die Playoffs qualifizieren.
Washington hat mit dem Sieg gegen Oregon gewiss einen wichtigen Schritt gemacht, aber erst einmal nicht mehr erreicht, als sich etwas Spielraum zu verschaffen. Den wird man auch brauchen, denn nach zwei potenziell leichten Spielen gegen Arizona State und bei Stanford, spielt man im November an aufeinander folgenden Wochenenden bei USC, gegen Utah, bei Oregon State und schließlich gegen den Lokalrivalen Washington State. Die Huskies haben aber auch die Qualität, um all dieses Spiele zu gewinnen oder maximal eines zu verlieren. Damit stünde man sicher im Pac-12 Championship Game und könnte mit einem Sieg in diesem auf einen der Plätze in den Playoffs hoffen. Sie verfügen über eine starke und ausgewogene Offensive, die geführt wird von QB Michael Penix, den man aktuell als den "Front Runner" auf den Gewinn der Heisman Trophy sehen muss, und eine gegenüber 2022 verbesserte Abwehr.
Oregon bleibt im Rennen
Auch Oregon bleibt ein Kandidat für die Playoffs, trotz der Niederlage in Seattle. Und es ist gut möglich, dass sich Ducks und Huskies am ersten Dezember-Wochenende im Pac-12 Championship Game erneut gegenüber stehen werden. Die Ducks spielen mit einer Ausnahme gegen die gleichen Gegner wie Washington, unter anderem auch gegen USC, Oregon State und Utah, nur, dass man zwei dieser drei Partien (gegen USC und Oregon State) zu Hause bestreitet. Der Unterschied zu Washington ist, dass man kein weiteres Spiel verlieren darf. Die Qualität, dies zu schaffen, haben die Ducks. Sie sind vielleicht das kompletteste Team der Pac-12 - in der Offensive ebenso stark wie die Huskies, mit einem Quarterback, Bo Nix, der selbst ein Heisman-Trophy-Kandidat ist, und einer gegenüber Washington etwas besseren Abwehr. Das größte Problem, wenn man das so nennen will, steht bei den Ducks an der Seitenlinie. Head Coach Dan Lanning gehört zu jenen Coaches, die sich bei ihrem Entscheidungen im Spiel stark von mathematischen Wahrscheinlichkeiten beeinflussen lassen anstatt auf jahrzehnetlange Erfahrung zu hören. Das geht, auch wenn es die Fans der "Analytics" nicht gerne hören, oft genug nach hinten los.
So auch für Lanning und Oregon im Spiel bei Washington. In dem ließ Lanning zweimal, als man kurz vor Washingtons Endzone bei vierten Versuchen drei Yards brauchte (einmal um in die Endzone zu gelangen, beim zweiten Mal zu einem neuen First Down), Pässe statt kurze Field-Goal-Versuche spielen und scheiterte damit. Und als Oregon etwas mehr als zwei Minuten vor Spielende, mit 33:29 führend, erneut drei Yards zum neuen First Down brauchte, setzte Lanning wieder auf einen Pass anstatt den Gegner per Punt weiter zurück zu drängen. Auch dieser Spielzug war erfolglos und brachte Washington in eine günstigere Ausgangsposition für seinen nächsten Angriff, der mit dem spielentscheidenden Touchdown endete. Natürlich kann niemand sagen, ob kurze Field-Goal-Versuche erfolgreich gewesen wären. Auch solche gehen hin und wieder schief, werden geblockt oder schlicht verschossen. Und vielleicht liegt auch die mathematische Erfolgswahrscheinlichkeit für Beides (kurzer Field-Goal-Versuch oder normaler Spielzug) nicht allzu weit auseinander. Am Samstag aber brauchte man keine Zahlen-Akrobatik, da reichte einfaches Rechnen für Erstklässler. Oregon vergab in den erwähnten Situationen sechs so gut wie sichere Punkte und verlor am Ende mit drei Punkten. Case closed. Man darf gespannt sein, wie sich Lanning verhält, wenn er in den kommenden Partien wieder mal in Situationen wie den oben geschilderten kommt.
Ein Top-Quarterback reicht nicht
USC bleibt rechnerisch erst einmal noch im Rennen. Wenn es kein Spiel mehr verliert und mit einer Niederlage in der Bilanz Pac-12 Champion würde, wäre es ein Kandidat für die Playoffs. Nur glaubt nach der Vorstellung gegen Notre Dame wohl kaum jemand daran, dass USC das schafft. Die Trojans spielen nur noch fünfmal, aber drei der Gegner sind Washington, Oregon und Utah. Bislang hat man bei der Beurteilung der Trojans immer auf die für einen Playoffkandidaten zu anfällige Abwehr geschaut. Gegen schwächere Gegner fiel das dank der Offensivkraft nicht ins Gewicht. Man gewann dank der vielen erzielten Punkte halt trotzdem. Gegen Notre Dame war die Abwehr aber trotz der 48 kasssierten Punkte gar nicht das Problem. Notre Dames Angriff holte gerade mal 251 Yards. Ausschlaggebend war dieses Mal eine andere große Schwäche des Teams, die Offensive Line. Die verlor das Duell mit Notre Dames Defensive Line klar, konnte sowohl QB Caleb Wiliams nie ordentlich schützen als auch keine Löcher für erfolgreiche Läufe öffnen. Williams, der Heisman-Trophy-Gewinner der letzten Saison, stand ständig unter Druck und machte sein bislang schlechtestes Spiel. Seine drei Interceptions waren auf diesen Druck zurückzuführen und führten zu drei Touchdowns der Fighting Irish, für die diese zusammen gezählt nur 64 Yards überbrücken mussten. Das Problem für USC: Washington, Oregon und Utah verfügen ebenso wie Notre Dame über starke Defensive Lines. Und die Schwächen der Abwehr, insbesondere an der Linie, bleiben und dürften vor allem von Washington und Oregon genutzt werden. Ein ernstzunehmender Playoffkandidat sind die Trojans in dieser Verfassung nicht.
Hoch - 17.10.2023
QB Michael Penix führte Washington zu einem wichtigen Sieg gegen Oregon. (© Getty Images)
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