Die Revanche für den verlorenen Super Bowl vor zwei Spielzeiten gewannen die Cincinnati Bengals gegen die Los Angeles Rams. Wie im Februar 2022 machten drei Punkte den Unterschied, diesmal zu Gunsten der Bengals mit 19:16. Angesichts der Voraussetzungen vor der Saison - die Bengals weiter einer der Mitfavoriten der AFC neben Buffalo, Kansas City oder Miami, die Rams auf der Suche nach einem Team der Zukunft - und auch jenen vor dem Spiel mit der Verletzung von Rams-Star-Receiver Cooper Kupp war dies für die Bengals sicherlich noch nicht der große Befreiungsschlag.
Aber wenigstens endlich der erste Saisonsieg und die Basis dafür, nicht noch weiter innerhalb der eigenen Division zurückzufallen. Bevor es ab Ende Oktober im Spielplan richtig ernst wird für einen vermeintlichen Super-Bowl-Mitfavoriten Cincinnati folgen in den kommenden Wochen weitere Spiele gegen Teams in ähnlicher Lage wie die Rams. Vielleicht findet dann ja auch die Bengals-Offense immer besser in ihren Rhythmus, bisher in dieser Saison und auch gegen die Rams war man gemessen am Potenzial der Receiver von dem angepeilten Niveau im Passspiel noch etwas entfernt.
Ja'Marr Chase fing diesmal zwölf Pässe, sorgte mit 141 Yards Raumgewinn knapp für die Hälfte der Angriffsleistung der Bengals. Tee Higgins allerdings profitierte diesmal nicht von der Präsenz des starken Nebenmanns. Wieder und wieder bediente Joe Burrow ihn, doch bei insgesamt sechs Zuspielen der ersten Hälfte fing Higgins nur einmal Mitte des zweiten Viertels den Ball (später nur noch einmal nach einem eigenen Foul gegen seinen Bewacher und einmal regelgerecht in Hälfte zwei). Nach einem ersten verschossenen Field-Goal-Versuch aus 56 Yards lagen die Bengals so zweimal nach Rams-Field-Goals zurück, die Evan McPherson mit eigenen Treffern jeweils aus langen Distanzen ausgleichen musste, in der Schlusssekunde der ersten Hälfte aus 53 Yards, im gesamten Spiel mit weiteren drei Schüssen aus um die 50 Yards.
Nur einmal kam der weiter um seine Form ringende Angriff der Bengals in die Red Zone des Gegners. Im dritten Viertel sorgte Joe Mixon da mit seinem längsten Lauf der Partie von der 14-Yard-Linie für das 13:9, nachdem die Rams auch die zweite Hälfte zunächst mit einem Field Goal mit ihrer Führung eröffnet hatten. Die anschließende zweite Interception eines Passes von Rams-Quarterback Matt Stafford nutzten die Bengals als Basis für das nächste Pherson-Field-Goal, sein "kürzester" Erfolgsschuss aus 48 Yards. Auch die Rams fingen anschließend einen Ball von Joe Burrow ab. Anders als die Bengals kamen sie danach jedoch nicht von der eigenen 20-Yard-Linie weg. Am Ende mussten sie gar darum fürchten, den Punt aus der eigenen Endzone nicht wegzubekommen.
Zwei Quarterback Sacks in Folge in dieser Phase - zwei von insgesamt sechs der gesamten Partie durch Cincinnatis Pass Rush - waren der Beleg dafür, dass die Verteidiger der Bengals wohl schneller in der Saison angekommen sind als ihre Kollegen aus der Offense. Trey Hendrickson hatte hier seinen zweiten gültigen Treffer gegen Matt Stafford. Der erste hatte zu Beginn des dritten Viertels wohl den möglichen Führungs-Touchdown der Rams vereitelt, zwei weitere Male hatte er Stafford hinter der Line of Scrimmage im Griff, doch vereitelten Fouls von Mitspielern, dass dies direkte Auswirkung auf den Spielverlauf hatte.
Wohl aber wohl auf Stafford, der so noch öfter als bei den sechs zählenden Quarterback Sacks am eigenen Körper spürte, dass auf seine Linie wenig Verlass war. Dem Punt im vierten Viertel aus der misslichen Lage folgte dann wenig verwunderlich der längste Punt Return des Spiels durch Charlie Jones über 19 Yards. Die Offense der Bengals schaffte zwar nur fünf Yards mehr Richtung Rams-Endzone, doch traf McPherson auch aus 54 Yards zum 19:9.
In den nächsten knapp fünf Minuten holte keine Mannschaft mehr ein First Down, ehe sich Matt Stafford in einem vierten Versuch noch einmal zur 32-Yard-Linie Cincinnatis durch-scrambelte. Dem sechsten Quarterback Sack des Abends ließ er immerhin einen langen Pass auf Puka Nacua bis kurz vor und einen kurzen auf Tutu Atwell hinter die Goal Line folgen. Den Onside Kick der Rams aber fing Mitchell Wilcox und besiegelte damit den von der Defense für die Gastgeber erkämpften knappen Erfolg.
Für die Rams geht es nun in Indianapolis weiter, ehe drei Heimspiele in Folge winken, darunter zwar gegen Philadelphia noch ein weiteres gegen einen anderen Super-Bowl-Teilnehmer der jüngeren Vergangenheit. Die Perspektive ist aber da, besser als erwartet durch die erste Saisonhälfte zu kommen. Die Aussicht haben auch die Bengals, aber da müsste ihre Offense die Gelegenheiten in Tennessee und Arizona sowie gegen Seattle wohl nutzen, um sich in echte Form zu spielen, ehe es in San Francisco und gegen Buffalo in die Wochen der Wahrheit geht.
Auerbach - 26.09.2023
Ja'Marr Chase #1 (Cincinnati Bengals) vorbei an Russ Yeast #2 (Los Angeles Rams) (© Getty Images)
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