Klatsche vom Balljungen
Dass es ein besonderes Spiel zwischen den Denver Broncos und Miami Dolphins sein würde, war bereits im Vorfeld klar. Viel wurde daraus gemacht, dass Dolphins Head Coach Mike McDaniel vor vielen Jahren einmal Balljunge bei den Denver Broncos war. Und auch die Einschätzung von Denver Head Coach Sean Payton, dass Miami QB Tua Tagovailoa im vergangenen Jahr hinter Teddy Bridgewater auf die Bank gehört hätte, wurde noch einmal zitiert. Ob dies nun der Antrieb war, ist ungewiss - am Ende stand jedenfalls mit 70:20 die größte Klatsche in einem NFL Spiel seit 1966.
Dabei hätte der Rekord sogar fallen können. 72 Punkte hatten die Washington Redksins 1966 gegen die New York Giants erzielt, 70 waren es bereits Mitte des Schlussviertels und Miami hatte noch einmal den Ball. Über das Feld zogen die Dolphins, erneut nicht aufzuhalten von der Verteidigung der Broncos. So war es an Miami sich selbst zu stoppen. Nachdem die Dolphins zu Beginn des Schlussviertels ihren Teamrekord von 55 Punkten (gegen St. Louis 1977) übertrafen, standen sie wieder vor der Endzone. Nachdem es keinen ersten Versuch gab, hätte K Jason Sanders aus 35 Yards noch einmal drei Punkte auf das Ergebnis drauflegen können. Doch Head Coach Mike McDaniel wollte den Rekord nicht: er ließ sportlich fair im vierten Versuch abknien anstatt dem Gegner noch einmal drei Punkte für den Rekord einzuschenken und wurde dafür in der ganzen Liga gelobt.
Mit einem hatte Denver Head Coach Sean Payton am Ende recht: Miami QB Tua Tagovailoa wurde auf die Bank gesetzt. Doch erst nachdem dieser 23 seiner 26 Pässe an den Mann gebracht hatte, 309 Yards damit erzielte und vier Touchdowns, gab er den Weg frei für seinen Backup Mike White, der seinerseits seine beiden einzigen Pässe an den Mann brachte, darunter einen Touchdown-Pass auf WR Robbie Chosen über 68 Yards zum 62:13.
Von Beginn an dominierten die Dolphins - sogar ohne ihren Star Wide Receiver Jaylen Waddle. Der erste Angriff der Dolphins endete mit einem 54 Yard Touchdown-Pass von Tagovailoa auf WR Tyreek Hill, kurz später war es Drittrundenpick RB Devone Achane, der aus 8 Yards vollstreckte und das 14:0 markierte. QB Russell Wilson konterte zwar mit einem 12 Yard Pass auf WR Courtland Sutton, doch im direkten Gegenzug glänzte Achane aus Passempfänger und stellte den alten Abstand wieder her. Dank zwei Lauftouchdowns von RB Raheem Mostert stand es zur Pause 35:13.
Aber auch nach der Pause machten die Dolphins da weiter, wo sie vorher aufgehört hatten. Mostert erlief seinen dritten Touchdown, fing anschließend einen weiteren Touchdown-Pass und es stand 49:13. Mit dem Beginn des Schlussviertels durfte Achane dann noch einmal als Passempfänger in die Endzone, ehe er mit einem 67 Yard Lauf den Schlusspunkt zum 70:20 Sieg setzte.
Zahlreiche Teamrekorde fielen in dieser Partie bei den Dolphins, glücklich wird vor allem Drittrundenpick Devon Achane gewesen sein. Mit 18 Laufversuchen erzielte er 209 Yards und ließ dabei mitunter mit seiner Geschwindigkeit sechs Verteidiger hintereinander aussteigen. Zudem fing er vier Pässe für 30 Yards und erzielte zusammengenommen vier Touchdowns. Ruhig dürften zumindest für diese Woche alle Kritiker sein, die seine Verpflichtung kritisiert hatten und einen Trade für Pro Bowl RB Dalvin Cook oder RB Jonathan Taylor gefordert hatten.
Dabei muss man sich allerdings auch fragen, ob die Broncos so schwach waren oder eher die "Ära Payton" bereits in Frage gestellt werden muss. Denn während der Coach in New Orleans es schaffte den ganzen Locker Room mitzureissen, wirkte es als ob nicht jeder Akteur der Broncos voll hinter seinem Trainer steht.
In Miami möchte man dieses Ergebnis aber auch nicht überbewerten. Als Tag, wo alles richtig lief, bewerteten einzelne Akteure das Ergebnis - eines von nur vier Ergebnissen in der NFL Geschichte mit 70 oder mehr Punkten. "Es wird auch wieder andere Spiele und andere Ergebnisse geben", mahnte Head Coach Mike McDaniel vor zu großer Euphorie. Insofern war es clever, dass der Punkterekord nicht fiel, denn dieser Rekord hätte sein Team in den Augen der Konkurrenz brandmarken können. Denn nicht zuletzt er selbst weiß, dass man gegen vermeintlich übermächtige Konkurrenz gerne mal seine allerbeste Leistung abruft. Im Fokus der Konkurrenz steht das Team nämlich schon genug: sie sind nach nur drei Spieltagen das einzige ungeschlagene Team der AFC.
Schüler - 25.09.2023
Mike McDaniel freute sich über den Sieg, blieb aber am Ende sportlich fair (© Getty Images)
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