Die Defense rettet die Steelers
Nicht weniger als die Rückkehr zu traditionellem "Steelers-Football" hatte Head Coach Mike Tomlin den Fans versprochen. Das hat zumindest bezüglich der Defense funktioniert. Diese lieferte gegen die Cleveland Browns (26:22) eine herausragende kämpferische Leistung ab und entschied das Spiel mit 6 Quarterback Sacks, 4 Turnover und sage und schreibe 2 Defensive Touchdowns weitgehend ohne Unterstützung der Offense für die Steelers.
Schwerer als die Niederlage für die Browns wiegt aber der Ausfall von RB Nick Chubb mit einer Verletzung am linken Knie. Das selbe Knie, an dem er sich 2015 an der Universität Georgia zahlreiche Bänderrisse zugezogen hat. Zwar gab es direkt nach Spielende noch keine Diagnose, aber Browns-Head-Coach Kevin Stefanski geht davon aus, dass Chubb in dieser Saison nicht mehr wird spielen können. "Nick hat eine signifikante Knieverletzung erlitten. Wir werden ihn bei seiner Genesung nach besten Kräften unterstützen", sagte Stefanski auf der anschließenden Pressekonferenz.
Helden des Tages aus Sicht der Steelers waren die beiden Outside Linebacker Alex Highsmith und T.J. Watt. Bei erreichten nicht nur je einen Sack sondern waren gleich für zwei Touchdowns verantwortlich. Gleich beim ersten Spielzug der Browns warf QB Deshaun Watson einen Pass, den TE Harrison Bryant nicht festhalten konnte. Über FS Minkah Fitzpatrick, der den Ball ebenfalls nicht unter Kontrolle brachte, landete das Ei schließlich bei LB Alex Highsmith, der den Ball über 30 Yards bis in die Endzone trug. Nach nur neun Sekunden führten die Steelers schon mit 7:0, ein perfekter Start.
Sieben Minuten vor dem Ende, beim Stand von 19:22 aus Sicht der Steelers, leitete Highsmith auch den zweiten Defensive Touchdown ein. Highsmith sprintete an LT Jedrick Wills Jr. vorbei und schlug Watson den Ball aus der Hand. Den umher springenden Ball nahm T.J. Watt auf und lief damit die fehlenden 15 Yards bis in die Endzone zur Führung für die Steelers (26:22).
Zwar kamen die Browns danach noch zwei Mal in Ballbesitz, aber dennoch hielt die Defense der Steelers, denen die körperliche Erschöpfung anzusehen war, bis zum Schlusspfiff stand. Dabei hatten sie aber auch ein wenig Glück, dass beim letzten Pass von Watson auf WR Donovan Peoples-Jones die Referees nicht auf eine mögliche Pass Interference erkannt haben, allen Protesten der Browns zum Trotz.
Die Strategie der Steelers war schon sehr früh zu erkennen. Mit viel Druck wollte man Deshaun Watson zu Fehlern zwingen und gleichzeitig mit einer tiefen Abschirmung lange Pässe verhindern, vernachlässigte damit aber die Laufabwehr. Diese Taktik war durchaus riskant, sind die Browns doch für ihr starkes Laufspiel bekannt. Am Ende hatten die Browns, trotz des Ausfalls von Chubb, 198 Yards durch Raumgewinn erlaufen. Auch beim Ballbesitz haben die Browns daher nicht überraschend mit 35:28 zu 24:32 Minuten die Nase vorn. Aber am Ende hielt die Defense dem Druck stand.
Für die Steelers war es ein hässlicher Sieg, aber in ein paar Wochen redet niemand mehr darüber wie er zustande kam. Damit sind die Sorgen der Steelers um ihre Offense aber nicht kleiner geworden, im Gegenteil. Wieder einmal war QB Kenny Pickett ein Schwachpunkt. Wieder warf Pickett deutlich an freien Receivern vorbei oder versuchte eng abgeschirmte Spieler anzuspielen. Es stellt sich die Frage, was Pickett nicht sieht oder wie die Coaches ihm mit der Planung der Offense unterstützen können.
Auch das Laufspiel war mit 55 Yards in 21 Läufen (2,6 Yards im Mittel) quasi nicht vorhanden. Von der Ankündigung Tomlins, man werde traditionellen Steelers-Football spielen, also viel laufen, war nichts zu sehen. Den 21 Läufen standen 32 Passversuche gegenüber, also alles andere als Steelers-Football.
Große Sorgen muss man sich auch um die Offensive Line machen, die weder beim blocken für das Laufspiel noch beim Pass Block eine gute Figur machte. Kombiniert man dies mit einem dahinter sichtbar überforderter Kenny Pickett, stehen die Steelers vor großen Herausforderungen.
"Was für ein Kampf. Ich muss die kämpferische Leistung meiner Spieler wirklich anerkennen. Der Interception-Touchdown zu Beginn war nett, aber danach hatten wir doch einige Schwierigkeiten. Es war deutlich zu sehen, dass wir noch an vielen zu arbeiten haben. Aber nach einem Sieg fällt dies deutlich leichter. Meine besten Wünsche gehen an Nick Chubb. Ich habe großen Respekt für ihn", zog Mike Tomlin sein Fazit.
Auch bei den Browns gab es in der Offense mehr Schatten als Licht. Diese müssen sich langsam fragen, ob es richtig war, sich vertraglich so kompromisslos an Deshaun Watson zu binden. Wieder einmal ließ seine Leistung stark zu wünschen übrig. Er warf 1 Interception, verursachte 2 Fumbles und verschuldete auch noch 2 Facemask Penalties, als er sich mit einem Griff in die Gesichtsmaske der potenziellen Tackler entledigen wollte. Es war ein spannendes und aufregendes Spiel, aber in dieser Form haben beide Teams nichts in den Playoffs zu suchen.
Korber - 19.09.2023
Alex Highsmith bejubelt seinen Interception-Return-Touchdown (© Getty Images)
Leser-Bewertung dieses Beitrags: