Steht Prag vor dem Aus?

Dass es ein Marathon und kein Sprint sein würde, die European League of Football (ELF) zu etablieren und profitabel zu machen, war von Anfang an klar. Eine professionelle American-Football-Liga in Europa aufzubauen, galt in den Augen mancher Beobachter zum Scheitern verurteilt. Doch die ELF hat es ins Jahr 3 geschafft, bricht neue Zuschauerrekorde und umfasst Teams aus neun Ländern. Noch. Denn die ELF steht mitten in der Saison vor der größten Herausforderung ihrer Existenz. Vor wenigen Wochen wurde den Leipzig Kings die Spiellizenz entzogen. Mit den Prague Lions steht ein weiteres Franchise vor dem Aus.

In der Geschichte der National Football League (NFL) wurden 49 Franchises aufgelöst, darunter zehn der zwölf Gründungsfranchises der Liga. Es muss also nicht das Ende der Dachorganisation sein, wenn Teams sich wieder verabschieden. Geschieht das während der Saison, ist das jedoch ein massiver Schaden für den Ruf der Liga sowie für den laufenden Spielbetrieb. Da die Liga die Spiellizenzen vergibt, muss auch sie sich dringend fragen, wo Verbesserungsbedarf besteht. Zudem muss auch die Strategie auf den Prüfstand, in hoher Geschwindigkeit in neue, teils wenig attraktive Standorte zu expandieren.

Warum dieses Thema nun aufgeworfen wird, liegt an einem Bericht des Hamburger Abendblatts. Die Tageszeitung gab an, dass die Prague Lions bereits an diesem Sonntag nicht mehr antreten könnten. Spieler und Staff des tschechischen Franchises hätten angesichts der schlechten finanziellen Situation gemeinsam entschieden, nicht nach Ungarn zu reisen. Ein Rückzug des Franchise werde von einem Großteil der Spieler erwartet.

Seit Wochen, teils sogar seit Mai, warten einige Spieler auf Gehaltszahlungen. Dies wurde auch football-aktuell aus Spielerkreisen bestätigt. Wie im Fall der Kings sollen vor der Saison fest eingeplante Zahlungen der Sponsoren ausgeblieben sein.

Ein Statement der Prague Lions, bei denen Noch-Head-Coach und Co-Owner Zach Harrod erheblich in der Kritik steht, steht ebenso aus wie eines der ELF. Nach Abendblatt-Informationen soll die Liga aber über die Probleme in Kenntnis gesetzt worden sein. ELF-Commissioner Patrick Esume soll mit den Lions am Donnerstagabend ein Gespräch geführt haben.

Update: Am Freitagabend dementierte die ELF gegenüber ran, dass der Spielbetrieb gefährdet sei. So finde die Partie am Sonntag in Ungarn ebenso statt wie alle restlichen Begegnungen in dieser Saison. Hierfür bedarf es allerdings auch spielwillige Athleten.

Elias Hoffmann - 21.07.2023

Patrick Esume. Ist sein Projekt vor dem Scheitern? (© Miladinovic)