Wiesbaden gewinnt den Hessenpokal

Der Favorit wankte, aber er fiel nicht. Die Wiesbaden Phantoms sind der erste Sieger des wiederbelebten Hessenpokals im American Football. Sie setzten sich in einer intensiv geführten Partie mit 35:14 im Rüsselsheimer Stadion am Sommerdamm gegen die Rüsselsheim Crusaders durch.

Als Favoriten auf dem sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga gelten die Wiesbadener, während Ligarivale Rüsselsheim im vergangenen Jahr am grünen Tisch den Klassenerhalt der Regionalliga Mitte schaffte. Klar verteilt daher die Favoritenrolle, mochte man meinen. Doch im ersten Viertel überraschten die gastgebenden Crusaders. Wiesbaden ging zunächst mit einem Field Goal von Elias Gruber erwartungsgemäß in Führung, doch Rüsselsheim konterte mit einem Doppelschlag, allerdings begünstigt durch Fehler der Gästemannschaft. Zunächst sorgte Dennis Dzurikanin mit einem langen Return für hervorragende Feldposition, dann sorgte ein kurzer Pass auf Julian Kaschmeik für die 7:3 Führung der Gastgeber. Der nächste Wiesbadener Angriff brachte nichts ein und so bekamen die Crusaders wieder eine Chance. Von der Feldmitte aus setzte QB Bennett Asal zum Pass an, findet WR Angel Torres Ogawa, der von einer Fehleinschätzung des Verteidigers profitierte, den Ball fing und in die Endzone laufen konnte.
14:3 stand es Mitte des ersten Viertels für die Crusaders und eine Überraschung lag in der Luft.

Doch auch die Phantoms profitierten von Fehlern der Rüsselsheimer und so überbrückte Christopher Hobson die letzten 17 Yards mit seinem Lauf in die Endzone zum 14:10. Die Fehler auf beiden Seiten häuften sich, weshalb im zweiten Spielabschnitt nur der Lauf des Wiesbadeners Sebastian Sell in die Endzone zum 14:17 die einzigen Punkte darstellte. Rüsselsheim gelang es nicht mehr den Ball konstant nach vorne zu bewegen zeigte aber eine Defensivleistung, die den Gegner vor Probleme stellte und so blieb die Partie spannend. In der zweiten Halbzeit versuchten die Crusaders noch einmal alles, doch der Favorit hatte nun einen besseren Rhythmus im Angriff gefunden. Zwar konnten die Crusaders durch einen abgefangenen Pass von Malik Perez in der eigenen Endzone zunächst weitere Wiesbadener Punkte verhindern, doch mussten die Rüsselsheimer Verteidiger so langsam ihrer langen Zeit auf dem Feld Tribut zollen. Mit einem Lauf über 75 Yards beim ausgespielten vierten Versuch belohnte Sebastian Sell das Risiko von Phantoms Head Coach David Gordon und der Favorit baute seine Führung auf 23:14 aus. Ein Safety von Maximilian Kraus, ein Field Goal von Elias Gruber und ein Touchdown von Dimo Moissiadis stellten den 35:14 Endstand her und der Favorit aus Wiesbaden konnte feiern.

Die Phantoms sind damit Nachfolger der Marburg Mercenaries, die diesen wieder eingeführten Pokal zuletzt am 11. Oktober 1997 gewannen. Als positive Erfahrung konnten aber auch die Rüsselsheimer dieses Spiel verbuchen. Mit 928 Zuschauern war das Hessenpokalfinale gut besucht und die Defensive der Crusaders zeigte, dass sie dem hohen Favoriten Paroli bieten konnte. Insgesamt merkte man dem Spiel aber die Frühphase der Saison an: zu viele Fehler auf beiden Seiten behinderten einen konstanten Spielfluss, führten zu unnötigen Strafen und zahlreichen Ballverlusten. Diskutieren kann man darüber, ob die Austragung dieses Wettbewerbs als Saisonvorbereitung sinnvoll ist, denn zeitweise war die Partie auch für Regionalliga-Verhältnisse nicht sehr ansehnlich. Allerdings sind die Nachteile auch für andere mögliche Daten mit Nachteilen besetzt, so dass dieser Zeitpunkt für alle Beteiligten das geringste Übel darstellt.

Die beiden bereitstehenden Pokale an die Mannschaft aus der Landeshauptstadt übergab am Ende der aus Rüsselsheim stammende Staatssekretär Patrick Burghardt, der den durch Abwesenheit glänzenden umstrittenen hessischen Verbandspräsidenten Robert Huber vertrat. Während der neugestiftete Wanderpokal im nächsten Jahr wieder ausgespielt wird, steht der andere Pokal nun auf ewig in der Vitrine der Phantoms, was von der Mannschaft nach Spielende kräftig bejubelt wurde.

Schüler - 30.04.2023

Wiesbaden hat den Hessenpokal gewonnen (© Schüler)