NFL Draft 2023 – Baltimore Ravens
Unmittelbar vor der Draft kam die gute Nachricht für alle Ravens-Fans. QB Lamar Jackson und die Ravens hatten sich auf einen Fünf-Jahres-Vertrag geeinigt. Dies nahm, wie man so schön sagt, den Druck aus dem Kessel. Die Ravens zögerten danach nicht lange und sorgten gleich dafür, dass Jackson weitere Unterstützung in der Offense erhält, obwohl die Lücken in der Defense sehr groß sind. Erst später widmeten sie sich ihrer Abwehr, dann aber intensiv.
Runde 1 (22) – WR Zay Flowers (Boston College)
Mit Zay Flowers holen die Ravens nicht nur einen weiteren Receiver für Lamar Jackson, sondern auch noch einen der schnellsten in der gesamten Draft. Mit 4,42 Sekunden über die 40 Yards dürfte er an den meisten Defensive Backs der NFL locker vorbei ziehen. Allerdings ist dies noch lange keine Garantie für Erfolg. Die Ravens haben schon öfter schnelle Receiver gedraftet, geholfen hatte es ihnen in der Vergangenheit jedoch wenig.
Weiteres Plus für Flowers ist seine Vielseitigkeit. Bei den BC Eagles spielte er auf jeder erdenklichen Receiver-Position. Dies war aber wohl vor allem der Tatsache geschuldet, dass er der mit Abstand beste Receiver der Universität war. Darüber hinaus kann er auf eine vergleichsweise große Erfahrung zurück blicken. In seinen vier Jahren an der Universität stand er stets auf dem Feld und fing 200 Pässe für 3.056 Yards Raumgewinn und 29 Touchdowns, 12 davon in seiner letzten Saison. Berücksichtigt man dass er immer nur mit mittelmäßigen Quarterbacks zusammen spielen konnte, sind diese Zahlen noch beeindruckender.
Aber es gibt auch ein Risiko für die Ravens. Flowers ist laut Liste nur 80 Kilo schwer, bei einer Körpergröße von 1,78 m. Und die 80 Kilo erreicht er vermutlich nur nach einer ausgedehnten Mahlzeit. Für einen Receiver in der NFL ist er geradezu winzig. Das erhöht das Risiko von Verletzungen. Allerdings schließt dies einen Erfolg in der NFL nicht automatisch aus. WR Tyreek Hill (Miami) ist von seinen körperlichen Ausmaßen kaum größer und einer der erfolgreichsten Receiver der NFL. Wie Hill wird auch Flowers auf seine Schnelligkeit vertrauen (müssen).
Runde 3 (86) – LB Trenton Simpson (Clemson)
Trenton Simpson ist ein weiterer Beleg, wie weit die Einschätzungen der NFL-Teams in dieser Draft von denen der Analysten abweichen. Bei den meisten "Draft Boards" fand sich Simpson 50 bis 60 Plätze vor der jetzigen Position, also ein Mann für die erste Draft Runde. Simpson wird als der "schnellste, athletischste und gefährlichste" Linebacker der Draft bezeichnet.
Warum er dennoch so lange warten musste, ist nicht bekannt. Zumindest gibt es keinerlei Aussagen darüber. Vermutlich liegt es daran, dass NFL-Teams der Position der Inside Linebacker inzwischen kaum noch Priorität einräumen. Deren reine Anzahl auf dem Feld und Einfluss auf das Spielgeschehen sinkt seit Jahren kontinuierlich.
Ob er wirklich so gefährlich ist, vermögen wir nicht zu sagen. Das er schnell ist, können wir aber bestätigen. Beim "Pro Day" der Universität Clemson lief er die 40 Yards in sensationellen 4,43 Sekunden. Damit bewegt er sich im Bereich der Receiver. Hinzu kommen beim Bankdrücken 25 Wiederholungen mit 102 Kilo Gewicht (225 Pfund). Damit stellte er selbst etliche Offensive und Defensive Linemen in den Schatten.
Dazu kommt seine Vielseitigkeit. Bei den Clemson Tigers spielte er "Inside", in der "Slot Position" und sogar "Outside" als Pass Rusher. Man darf gespannt sein, wie die Ravens ihn einsetzen werden. Es scheint aber, als ob die Ravens hier einen richtig guten Deal gemacht haben.
Round 4 (124) – DE Tavius Robinson (Mississippi)
Tavius Robinson ist einer von sieben kanadischen Spielern die in dieser Draft ausgewählt wurden. Mit ihm verstärken die Ravens ihren Pass Rush. Nach den personellen Abgängen ist dies dringend nötig. An der Universität Mississippi wurde Robinson an verschiedenen Positionen eingesetzt, auch als Defensive Tackle. In der NFL wird dies nicht möglich sein. Hier teilt das Schicksal vieler Collegespieler, die für diese Position schlicht zu leicht sind. Mit 111 Kilo auf 2,01 m Körpergröße ist er aber ideal ausgestattet für die Position des Outside Linebackers in der 3-4 Vertedigung der Ravens.
Runde 5 (157) – CB Kyu Blu Kelly (Stanford)
Ein bisschen spät, aber immerhin in der fünften Runde entschieden sich die Ravens für einen Cornerback. Kyu Blu Kelly ist ein weiterer Spieler mit familiären Bindungen in die NFL. Sein Vater Brian Kelly spielte früher bei den Tampa Buccaneers und Detroit Lions. Kelly hat seine Stärken in der Zonenverteidigung und könnte dort eine wertvolle Ergänzung der Ravens werden. Er bringt alle körperlichen Voraussetzungen für die NFL mit. Allerdings fehlt es ihm etwas an Schnelligkeit.
Runde 6 (199) – OL Malaesala Aumavae-Laulu (Oregon)
Runde 7 (229) – G Andrew Vorhees (USC)
Korber - 29.04.2023
Zay Flowers (© Getty Images)
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