NFL Draft: die Top-Quarterbacks im Vergleich
Spieleranalysen, Gerüchte, Mock Drafts, ... – die Vorbereitung auf den NFL Draft ist eine Zeit der Prognosen und der "hot takes". Insbesondere wenn es, wie in diesem Jahr, keinen Konsens über den Nummer-Eins-Pick gibt. Und wie so oft stehen auch 2023 die Quarterbacks im Mittelpunkt der Debatten und Vorhersagen von NFL-Experten und Expertinnen. Vier Spielmacher haben sich als Spitzenkandidaten herauskristallisiert und werden in der ersten Runde des Drafts ein neues zu Hause finden. Es wäre nicht überraschend, alle vier Quarterbacks in der Top 10 gehen zu sehen.
Bryce Young (Alabama)
- geboren am 25. Juli 2001 (21 Jahre alt)
- 1,78 m, ca. 90 kg
Young kann den erfolgreichsten College-Lebenslauf der vier Quarterbacks vorweisen: 8356 Passing Yards, 87 Touchdowns, Heisman Trophy 2021 und SEC Offensive Player of the Year 2021.
Der 21-Jährige konnte mit Alabama zwar keinen Titel holen, ragte aber in seinen zwei Saisons als Starter dank seiner Playmaking-Fähigkeiten, Spielintelligenz und Passgenauigkeit heraus. Selbst wenn es mal wild und chaotisch wurde, schien Young stets die Kontrolle zu behalten, zeigte sich unbekümmert und geschickt sowohl innerhalb als auch außerhalb der Pocket und beeindruckte immer wieder mit seiner Entscheidungsfindung.
Die am häufigsten aufgeworfenen Kritikpunkte beziehen sich fast ausschließlich auf seinen Körperbau: Mit 1,78 m wäre er neben Kyler Murray der kleinste QB in der NFL, doch größere Sorgen sollen sich die NFL-Scouts um sein Gewicht machen, das wohl um die 90 Kilo liegt und Young zu einem der leichtesten Quarterbacks in der Liga machen würde. Wie sehr dies einen Einfluss auf seinen Karrierewerdegang haben mag, ist fraglich.
Fakt ist, dass Young ein NFL-reifer Spieler ist, der in der Lage ist, von Tag eins an die Rolle als Starter in seinem zukünftigen Team zu übernehmen. Laut Buchmachern ist er der Favorit auf den Nummer-Eins-Pick der Carolina Panthers.
C.J. Stroud (Ohio State)
- geboren am 3. Oktober 2001 (21 Jahre alt)
- 1,91 m, 97 kg
C.J. Stroud ist der wahrscheinlich beste Passgeber im diesjährigen Draft. Kein anderer QB-Prospect hat in seiner Zeit im College eine solche Konstanz im Passing Game beweisen können und seine Genauigkeit, speziell bei tiefen Bällen, machen ihn zum Ausreißer in dieser Draft Class. In zwei Jahren konnte er 7775 Yards und 81 Touchdowns ansammeln, wurde in beiden Saisons zum besten QB und offensiven Spieler der Big Ten gewählt und war zweimaliger Heisman Trophy Finalist.
Ein Aspekt seines Spiels, das noch nicht ganz zum Vorschein gekommen ist, ist das Laufspiel. Stroud ist kein natürlicher Scrambler und zeigte sich außerhalb der Pocket eher zögerlich. Es ist unklar, ob dies hauptsächlich durch das offensive Schema von Ohio State bedingt war, oder ein wesentlicher Schwachpunkt des 21-Jährigen ist. Es besteht ebenso Ungewissheit über seinen Umgang mit dem Pass Rush, da er hinter einer der besten Offensive Lines im College Football selten mit Druck in der Pocket konfrontiert wurde. Seine Passgenauigkeit wird ihm aber helfen, den Einstieg in die NFL zu schaffen, und womöglich sofort einen Platz als Starter zu ergattern.
Anthony Richardson (Florida)
- geboren am 22. Mai 2002 (20 Jahre alt)
- 1, 93 m, 111 kg
Richardson ist der Rohdiamant dieser Quarterback Gruppe – ein freakiger Athlet mit enormem Potenzial, der aber noch einige erhebliche Schwachstellen aufzeigt. Spätestens nach dem NFL Combine war Richardson in aller Munde: Mit 1,93 m und 111 Kilo ist er der größte und schwerste QB des Jahrgangs, doch für das meiste Aufsehen sorgte er mit seiner Performance bei den Combine Drills, wo er QB-Bestmarken im 40-Yard-Sprint, Weitsprung und Hochsprung setzte. Diese Athletik kam auch in den 24 Spielen zum Vorschein, in denen er für die Florida Gators auf dem Platz stand (1116 Rushing Yards und 12 Rushing Touchdowns).
Doch sein Passspiel bleibt ein großes Fragezeichen. Seine Wurftechnik ist inkonsistent und unsauber, was zu einer mangelhaften Passgenauigkeit führt (über seine gesamte College-Karriere brachte er lediglich 54,7 Prozent seiner Pässe an).
Es wird interessant zu sehen sein, wie NFL-Coaches mit seinem einzigartigen Skillset umgehen werden, um ihm eine erfolgreiche Karriere in der Liga zu ermöglichen. Es könnte allerdings etwas länger dauern, bis er sich einen Platz als Starter sichert.
Will Levis (Kentucky)
- geboren am 27. Juni 1999 (23 Jahre alt)
- 1,93 m, 105 kg
Ähnlich wie Richardson sticht auch bei Levis die Körperlichkeit als Erstes hervor. Er zeichnet sich durch einen kräftigen Arm und eine sehr harte Spielweise aus – selten scheut er sich vor Kontakt, was bei Mitspielern und Fans gut ankommt. Im College hatte es Levis mit seinen Kentucky Wildcats regelmäßig mit stärkerer Konkurrenz aus der SEC zu tun, sammelte dabei in zwei Jahren als Starter respektable 5876 Yards, 46 Touchdowns (zu 25 Interceptions) und im Laufspiel 742 Yards und 17 Touchdowns.
Mit 23 Jahren ist er der älteste unter den vier Top-Quarterbacks in dieser Draft Class und im zweiten Jahr als Starter hat er sich nicht merklich weiterentwickelt, zum Teil statistisch sogar verschlechtert. Doch wie auch Richardson hatte Levis mit schwierigen Umständen zu kämpfen: Eine schwache Offense und diverse Verletzungen haben ihn während seiner College-Karriere deutlich eingeschränkt. Viele NFL-Scouts sehen daher großes Potenzial in ihm und laut Buchmachern könnte er sogar der zweite QB sein, dessen Name am Donnerstag von Commissioner Goodell aufgerufen wird.
Thomas Gallus - 26.04.2023
Bryce Young könnte der dritte Spieler in der Geschichte Alabamas werden, der mit dem 1. Pick gedraftet wird (© Getty Images)
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