Trennung von Wagner

Die "Ehe" von Linebacker Bobby Wagner mit den Los Angeles Rams hat nur ein Jahr gehalten: Der Titelträger der Saison 2021 kündigte an, dass sich "die Wege im gegenseitigen Einverständnis trennen". Wagner war im März des Vorjahres nach zehn Jahren in Seattle beim NFC West Rivalen gelandet.

Dort hatte der ehrgeizige Wagner auch auf größeren sportlichen Erfolg gehofft, als der in Seattle wahrscheinlich schien. Schließlich hatten die Rams erst einen Monat zuvor den Titel geholt. Die Mission scheiterte jedoch gründlich: Eine schlechtere Bilanz als das 5-12 der 2022er Rams hatte noch nie ein amtierender Super Bowl Sieger vorzuweisen. Seattle zog dagegen mit einer 9-8 Bilanz in die Playoffs ein.

Playoffs spielte Wagner mit den Seahawks insgesamt sechsmal; gleich im ersten Versuch 2013 konnte er als Mitglied der legendären "Legion Of Boom" den Titel feiern, als man die Broncos im Super Bowl regelrecht abschoss und die Defense mit Wagner als einem der Stützpfeiler Sieggarant war.

General Manager hatte Wagner nach dessen Zeit am College bei den Utah State Aggies im Jahr 2012 in der zweiten Runde (mit Pick #47) gedrafted. Er wurde gleich in seiner Rookiesaison von Head Coach Pete Carroll zum Starter bestimmt und lief in allen 16 Partien auf, von denen er 15 auch startete.

In zehn Jahren bei den Seahawks kam er auf 151 Spiele mit elf Interceptions, sechs erzwungenen und neun eroberten Fumbles, vier Touchdowns, 23.5 Sacks und 1.383 Tackles. Insgesamt acht Pro Bowl Nominierungen und sechsmal First Team All-Pro (plus dreimal Second Team All-Pro) waren die verdiente Folge. 2016 und 2019 sammelte er jeweils die meisten Tackles der Liga.

In elf Spielzeiten zählte er zu den bestbezahlten Linebackern der NFL und konnte gut 92 Millionen Dollar verdienen; der im Vorjahr unterzeichnete Fünf-Jahres-Vertrag über 50 Millionen brachte ihm jetzt aber nur die garantierten Bestandteile von 20 Millionen ein.

Die Entlassung des mittlerweile 32-jährigen wird laut NFL Networks Mike Garafolo zum Start des Ligajahres passieren, so dass er zumindest einen Frühstart in der Free Agency hat.

Zurück in Los Angeles bleiben 7,5 Millionen Dead Cap Hit; allerdings schaufeln sich die Rams, die aktuell noch deutlich über dem Salary Cap liegen, etwas von ihrem Defizit frei.

Wagner ist sein eigener Agent und kann sich in Ruhe nach einem neuen Team umschauen; ihm geht es in dieser Phase der Karriere eher um sportlichen Erfolg als finanzielle Interessen, so dass der nächste Vertrag vermutlich kostengünstiger werden dürfte.

Enttäuscht hat er jedenfalls nicht in Los Angeles – ganz im Gegenteil. Ein Karrierehoch an Sacks (6) ist genauso nicht zu verachten wie seine 140 Tackles und zwei Interceptions. Dabei lief er in allen 17 möglichen Partien auf.

Carsten Keller - 25.02.2023

Bobby Wagner lief nur ein (gutes) Jahr für die Rams auf (© Getty Images)