Gleich zwei Traumata

Es ist der Abschluss des "Super Wild Card Weekends" Montagnacht: Die Dallas Cowboys (12-5) treten dann um 02:15 Uhr deutscher Zeit im Raymond James Stadium beim Gewinner der NFC South, den Tampa Bay Buccaneers (8-9), an. Letztendlich nicht nur gegen einen Gegner, der den erfolgreichsten Spieler aller Zeiten als Spielmacher hat, sondern auch gegen die desaströse Playoffhistorie der letzten 25 Jahre.

Die Buccaneers überzeugten allerdings in dieser Saison nur selten, was sich leicht an der negativen Bilanz des NFC South Divisionssiegers nachvollziehen lässt.

Zumindest reichte es noch für den Rekord an angebrachten Pässen (490) für Brady, der zum 17. Mal mindestens 25 Touchdowns erwerfen konnte. Er ist so etwas wie das personifizierte Trauma der Cowboys: In sieben Aufeinandertreffen konnte Dallas nicht einmal gegen Bradys Teams gewinnen. Insgesamt erzielte Brady dabei 16 Touchdowns bei nur fünf Interceptions.

Seine Hauptanspielstation war auch in diesem Jahr Wide Receiver Mike Evans: Der kam am Ende auf 1.1124 Yards und wurde so der erste Spieler der NFL-Geschichte, der in seinen ersten neun Karrierejahren die magische Hürde von 1.000 Yards überspringen konnte.

Was bei den Buccaneers aber sehr selten gelang, ist ein solides Running Game: Hier belegte man bei den Rush Yards pro Partie mit 76,9 gerade einmal den letzten Platz der Liga. Die Cowboys liegen da auf Platz #9 der NFL mit 135,2 Yards.

Die Buccaneers Verteidigung belegt mit gut 120 zugelassenen Rush Yards einen Mittelfeldplatz in der Liga; hier liegt sicher der Fokus des Cowboys-Angriffs mit Tony Pollard, der diesmal deutlich mehr Yards from Scrimmage (1.378) – also Lauf- und Rush Yards kombiniert – vorweisen kann als Ezekiel Elliott (968).

Wirklich ankommen wird es aber vor allem auf Quarterback Dak Prescott, der in den letzten Spielen nicht wirklich stabil aussah. In 12 Spielen sammelte er stolze 15 Interceptions und die letzte Partie ohne abgefangenen Pass des Gegners gab es in Woche #11. Zudem befanden sich einige Pick-Six darunter, die besonders schadeten.

Auch die Defense um Linebacker Micah Parsons dominierte zuletzt nicht mehr so stark, wie weite Strecken der ersten Saisonhälfte; Parsons war lange im Gespräch um den Titel des Defensivspielers des Jahres, aber mittlerweile wäre sein Titel eine handfeste Sensation nach den letzten Partien.

In den Playoffs führen die Cowboys in direkten Duellen gegen die Buccaneers mit 2-0... allerdings traf man sich zuletzt in der Endrunde 1983 (!). In dieser Spielzeit gewannen die Buccaneers zum Saisonauftakt souverän mit 19:3 in Dallas.

Bei den Buchmachern sind die Cowboys favorisiert, aber kaum jemand rund um die Franchise erwartet einen lockeren Sieg.

Carsten Keller - 14.01.2023

Die Cowboys haben noch kein Spiel gegen diesen Tom Brady gewonnen... (© Carsten Keller)