Georgia holt zweiten Titel in Folge

Stetson Bennett (Georgia Bulldogs) mit der  College Football Playoff National Championship TrophyGeorgia bleibt das "team to beat" im College Football. Im National Championship Game in Inglewood (Kalifornien) fegten die Bulldogs den Überraschungsfinalisten TCU mit 65:7 vom Platz und schrieben damit Geschichte. Sie sind das erste Team in der neunjährigen Geschichte der Playoffs, das zweimal in Folge den Titel holen konnte, und feierten den höchsten Endspielsieg seit der Schaffung des National Championship Games (1998). Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die letztjährige Meistermannschaft den Großteil ihrer Stammspieler verloren hatte (15 wurden in der NFL Draft ausgewählt). Noch mit dabei war QB Stetson Bennett, der seine filmreife Karriere (Aufstieg vom Spieler ohne Football-Stipendium zum National Champion) mit dem zweiten Titel veredelte. "Die letztjährige Mannschaft hatte wahrscheinlich mehr Talent, aber die diesjährige ist in sofern anders, als sie diesen unbedingten Siegeswillen hat. Sie verliert einfach nicht", sagte Head Coach Kirby Smart anschließend über sein Team.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Georgia war seinem Gegner in allen Belangen klar überlegen, physisch, spielerisch und auch mental. Die Abwehr der Bulldogs meldete TCUs Laufspiel völlig ab und machte bei Pässen ständig Druck auf QB Max Duggan, und in der Offensive war die Leistung der Offensive Line entscheidend, die vor allem Bennett erstklassig beschützte. Die gewohnte Aggressivität von TCUs Abwehr konterte Georgia unter anderem damit, dass es oft Formationen mit fünf potenziellen Passempfängern wählte, damit viele Eins-gegen-eins-Duelle schaffte, die TCUs Passverteidiger dann vor allem gegen TE Brock Bowers und WR Ladd McConkey verloren.

TCU hatte im ganzen Spiel eine wirklich gute Szene, einen 60-Yard-Pass von QB Max Duggan auf WR Derius Davis bis an Georgias 11-Yard-Linie im zweiten Spielzug dieses Angriffs, der den einzigen Touchdown des Außenseiters (2-Yard-Lauf von Duggan) vorbereitete, und zu der kam es auch nur dank eines Deckungsfehlers der Bulldogs (zwei Defensive Backs konzentrierten sich auf der linken Angriffsseite auf WR Quentin Johnston und "vergaßen" Davis). Ansonsten gelang TCUs Offense gegen Georgias Defense nichts. Dazu kamen dann drei Ballverluste in der ersten Halbzeit, die Georgia in 17 Punkte ummünzte. Das Field Goal zum 10:0 gelang im Anschluss an einen Fumble von Davis nach einem gefangenem kurzen Pass, und im zweiten Viertel waren zwei Interceptions von DB Javon Bullard, der auch schon nach Davis' Fumble den Ball für Georgia gesichert hatte, Ausganspunkt der Angriffe, die mit dem 31:7 (1-Yard-Lauf von RB Kendall Milton) und dem 38:7 (22-Yard-Pass von Bennett auf WR Adonai Mitchell) abgeschlossen wurden. Begünstigt wurden beide Interceptions durch schlechte Pässe von Duggan. Zuvor hatte Bennett mit zwei Läufen (21 und 6 Yards) die Touchdowns zum 7:0 und 24:7 und McConkey den zum 17:7 (37-Yard-Pass von Bennett) erzielt.

Für TCU war die deftige Niederlage natürlich ein Rückschlag, der auch die Gesamtleistung dieser Saison in Frage stellt. Waren die vielen Comeback-Erfolge und dass man nur selten mal klar gewonnen hat eher eine Stärke der Mannschaft, oder zeigen sie, dass sie doch nicht auf dem Niveau der Top-Teams aus der SEC oder der Big Ten Conference spielen? Vermutlich stimmt Beides. Am Ende bleibt, dass TCU eine seiner erfolgreichsten Saisons gespielt hat, neben der Meisterschaftssaison 1938 und der Saison 2014, als man den Einzug in die Playoffs knapp verpasst hatte. "Ich bin natürlich enttäuscht darüber, dass wir uns heute nicht besser präsentiert haben, weil diese Vorstellung nicht charakteristisch für uns ist. Es wird eine Weile dauern, bis der Schmerz weggehen wird, das kann ich Ihnen versichern. Aber wir werden uns die Saison genau anschauen und auf ihr aufbauen", sagte TCUs Head Coach Sonny Dykes zum Auftritt seines Teams unter anderem.

Unpassendes Ende einer interessanten Saison

Das einseitige Finale passte so gar nicht zu einer Saison, die eigentlich die interessanteste seit Langem war. Der Kampf um die Plätze in den Playoffs blieb zwar vor allem einer zwischen den Top-Teams der Power Five Conferences, allen voran aus der SEC und der Big Ten Conference, aber neben TCU sorgte auch eine Reihe weiterer Teams für frischen Wind. Tennessee etwa wurde nach Jahren des vergeblichen Versuchens, wieder Anschluss an die Spitze zu finden, zum Playoffanwärter, Kansas State gewann überraschend die Big Twelve Conference und Tulane sorgte mit der größten Steigerung gegenüber dem Vorjahr in der FBS-Geschichte und dem Sieg im Cotton Bowl gegen USC für eine regelrechte Sensation. Wie stark dieser frische Wind war, zeigt zum Beispiel diese Zahl: Von den Teams, die in den AP Preseason Top 25 platziert waren, finden sich in den abschließenden Top 25 nur noch zehn wieder. Die Gründe für den unerwarteten Erfolg zahlreicher Teams und das Scheitern zuvor höher eingeschätzter Teams sind natürlich unterschiedlich, aber klar erkennbar ist, wie wichtig in kürzester Zeit geworden ist, dass die Spieler seit Frühjahr 2021 sanktionsfrei - also ohne die früher bei Wechseln innerhalb der eigenen Spielklasse obligatorische Spielpause von einer Saison - die Teams wechseln können. Was die Arbeit der Coaches beim Zusammenstellen der Kader einerseits deutlich anspruchsvoller macht, bietet andererseits die Chance, die Mannschaft kurzfristig mit erfahrenen Spielern zu verstärken.

Bei allein sechs Teams aus den abschließenden Top 25 kann man den diesjährigen Erfolg unmittelbar auf Quarterback-Neuzugänge von anderen Teams zurück führen. Das beste Beispiel dafür ist USC. Die Trojans hatten 2021 nur vier Spiele gewonnen. Nach dem Wechsel von Head Coach Lincoln Riley von Oklahoma zu den Trojans folgte dem auch sein QB Caleb Williams nach Los Angeles. Mit Wiliams wurde USC zu einem der angriffsstärksten Teams, Williams entwickelte sich zum Heisman-Trophy-Gewinner, und USC war letztlich nur einen Sieg vom Einzug in die Playoffs entfernt. Ähnlich lief es bei einigen anderen Teams. USCs Conference-Rivale Washington, der 2021 ebenfalls nur vier Spiele gewonnen hatte, hätte ohne Neuzugang Michael Penix (kam von Indiana), statistisch die Nummer eins dieser Saison in Total Offense, gewiss keine 11-2-Bilanz erreicht. Bei LSU, das nach der Meisterschaftssaison 2019 total abgestürzt war, profitierte der neue Head Coach Brian Kelly maßgeblich davon, dass er mit Jayden Daniels (kam von Arizona State) über das Transfer-Portal einen erfahrenen Quarterback nach Baton Rouge holen konnte - mit der Folge, dass die Tigers bis zur Pleite bei Texas A & M im letzten Regular-Season-Spiel Chancen auf das Erreichen der Playoffs hatten.

Und auch South Carolina und Oregon gehören in die Reihe dieser Transfer-Profiteure. Die Gamecocks bekamen Spencer Rattler, der 2021 bei Oklahoma seine Position als Nummer eins an Caleb Williams verloren hatte, und auch wenn der zunächst Anlaufschwierigkeiten hatte, hätten sie ohne ihn wahrscheinlich keine acht Spiele gewonnen und vor allem ihren größten Coup am Ende der Regular Season - zwei Siege gegen Top-Ten-Teams (Tennessee und Clemson) innerhalb von acht Tagen - nicht geschafft. In diesen beiden Spielen erwarf Rattler 798 Yards und acht Touchdowns. Oregon schnitt von der Bilanz her gesehen nur ein wenig besser ab als 2021 (10-3 gegenüber 10-4), aber ohne Neuzugang Bo Nix (kam von Auburn) hätten die Ducks vielleicht schlechter abgeschnitten als im Jahr zuvor. Dank Nix verbesserte sich der Angriff vor allem im Passspiel, damit aber auch insgesamt. Das schon 2021 gute Laufspiel wurde nochmal besser, weil sich dank der Steigerung im Passspiel die beiden Komponenten besser ergänzten. Das Ergebnis: Oregon beendete die Saison statistisch als Fünfter in Total Offense und Pass Efficiency Offense.

Geschichten wie diese wird man in den kommenden Jahren gewiss immer häufiger sehen. Und wenn von der neuen Wechselfreiheit für die Spieler nicht, wie zunächst befürchtet, in erster Linie die ohnehin starken Teams profitieren, indem sie den schwächeren Teams die wenigen guten Spieler abwerben, und es stattdessen mehr Überraschungen und mehr Abwechslung gibt, kann das dem College Football insgesamt nur gut tun.

Hoch - 10.01.2023

Stetson Bennett (Georgia Bulldogs) mit der  College Football Playoff National Championship Trophy

Stetson Bennett (Georgia Bulldogs) mit der College Football Playoff National Championship Trophy (© Getty Images)

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