Franco Harris gestorben

Drei Tage bevor er mit einer besonderen Zeremonie geehrt werden sollte, ist Pittsburgh Steelers-RB Franco Harris im Alter von nur 72 Jahren verstorben. In der Halbzeit des kommenden Spiels zwischen den Steelers und den Las Vegas Raiders sollte seine Trikotnummer 32 "retired" werden, offiziell nie mehr an andere Spieler vergeben werden, eine besonders Ehre, die bei den Steelers bisher nur DT Ernie Stautner (#70) und DT Joe Green (#75) zuteil wurde. Durch seinen überraschenden Tod wird dies nun eher den Charakter einer Gedenkzeremonie bekommen.

Harris wurde 1972 von den Steelers in der ersten Runde (13. Stelle) gedraftet und war bis 1983 der wichtigste Running Back im Offensive Backfield der Steelers. Er erlief 12.120 Yards, damals der zweitbeste Wert hinter Clevelands RB Jim Brown, und 91 Touchdowns. Er war ein überaus wichtiger Bestandteil der Steelers bei ihren vier Super Bowl-Erfolgen in den sechs Jahren zwischen 1974 und 1979.

Der bereits verstorbene Steelers-Eigentümer Dan Rooney hatte die Bedeutung von Harris für die Steelers einmal so beschrieben: "Als Franco zu uns kam, begann unsere Siegesserie. Und sie endete, als er uns verließ."

Gleich in seiner ersten Saison machte er sich unsterblich, als er die Pittsburgh Steelers in der ersten Runde der Playoffs zum ersten Playoff-Sieg ihrer Geschichte führte. Die Steelers lagen 6:7 zurück, und es waren noch 22 Sekunden zu spielen, als QB Terry Bradshaw einen Pass auf RB John "Frenchy" Fuqua warf. Doch bevor dieser den Ball fangen konnte, prallten er und Raiders-S Jack Tatum heftig zusammen.

Der Ball prallte entweder von Tatum oder von Fuqua, dies ist auch anhand der Videobilder bis heute nicht zweifelsfrei zu klären, zurück in die Mitte des Feldes. Dort nahm Harris den Ball auf und rannte an allen überraschten Raiders-Verteidigern über 44 Yards vorbei zum 13:7-Endstand in die Endzone.

Viele Raiders behaupten bis heute, dass der Ball von Fuqua abgeprallt wäre, was nach den damaligen Regeln ein unvollständiger Pass gewesen wäre. Damals durften zwei Spieler der Angriffsmannschaft den Ball nicht nacheinander berühren. Nur wenn Tatum zuletzt am Ball gewesen wäre, wäre der Pass regulär vollständig.

Und auch die Behauptung, der Ball hätte den Boden berührt bevor Harris ihn gefangen hat, ist auf den Fernsehbildern nicht eindeutig zu erkennen. Diese Aktion war nicht nur für Spieler beider Teams eine völlige Überraschung, auch die Kameraleute des übertragenden Senders NBC waren nur wenige Bruchteile einer Sekunde nicht im Bilde, mit der Folge, dass es keine zweifelsfreien Aufzeichnungen dieser Situation gibt.

Steelers-Eigentümer Art Rooney Sr., ein gläubiger Katholik, kreierte dafür den Begriff der "Immaculate Recption", was so viel wie "unbefleckter Fang" heißt, in Anspielung an die sogenannte unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria. Darüber hinaus begann mit diesem Spiel eine bis Mitte der 1980er Jahre anhaltende bittere Rivalität zwischen beiden Teams, die sich zwischen 1972 und 1984 sechs Mal in den Playoffs gegenüber standen.

Die "Immaculate Recption" wurde zum wichtigsten Spielzug in der Geschichte der NFL gewählt und jährt sich am 23.12.2022 zum 50. Mal. Aus diesem Grund hatte die NFL die Ansetzung zwischen den Raiders und den Steelers extra auf diesen späten Termin in der Saison gelegt. Nun wird Harris diese Ehrung nicht mehr erleben können.

Korber - 22.12.2022

Der verstorbene Eigentümer der Steelers: Dan Rooney (© Schüler)