Geräuschlose Vergabe der Playoffplätze

TCU erreichte trotz der 28:31-Niederlage gegen Kansas State zum ersten Mal die Playoffs.Der letzte Spieltag der Regular Season hatte zwar noch zwei kleinere Überraschungen zu bieten, letztlich aber verlief die Vergabe der vier Plätze in den Playoffs "geräuschlos". Als das Playoff Selection Committee am Sonntagnachmittag amerikanischer Zeit seine abschließende Rangliste veröffentlichte, war nach den Ergebnissen von Freitag und Samstag längst klar, wie die Top-Vier aussehen würden: Platz eins belegt der letztjährige National Champion Georgia, der sich im SEC Championship Game gegen LSU klar mit 50:30 durchsetzte, Zweiter bleibt Georgias letztjähriger Halbfinalgegner Michigan nach einem 43:22-Sieg im Big Ten Championship Game gegen Purdue, TCU hält Platz drei, trotz einer 28:31-Niederlage nach Verlängerung im Big Twelve Championship Game gegen Kansas State und Platz vier geht an Ohio State, das selbst nicht mehr spielte, aber von der 24:47-Niederlage von USC im Pac-12 Championship Game gegen Utah profitierte und von Platz fünf unter die ersten Vier vorrückte. Damit kommt es am 31. Dezember zu den Halbfinal-Begegnungen Georgia gegen Ohio State und Michigan gegen TCU.

Große Brisanz hatte es vor den Conference-Finals von vornherein nicht gegeben, weil die Situation an der Spitze der Rangliste nach den Ergebnissen der Woche zuvor ziemlich klar war. Es gab drei Teams ohne Niederlage - Georgia, Michigan und TCU, die in dieser Reihenfolge die Plätze eins bis drei der Rangliste vom letzten Dienstag belegten - und dahinter nur zwei Teams mit einer Niederlage in der Bilanz, USC auf Platz vier und Ohio State auf Platz fünf. Damit war klar, dass Georgia, Michigan und TCU selbst dann unter den Top-Vier bleiben würden, wenn sie ihr Conference-Endspiel verlieren würden. Zugegeben, das Playoff Selection Committee hat in der Vergangenheit schon die eine oder andere fragwürdige Entscheidung getroffen, und so hätte es, wenn USC nicht verloren hätte, gewiss noch Diskussionen darüber gegeben, ob Ohio State nach TCUs Niederlage nicht eher in die Playoffs gehört hätte als die Horned Frogs, aber angesichts der klaren Niederlage von Ohio State in der Vorwoche gegen Michigan wurde ein solches Szenario medial gar nicht groß thematisiert.

Ohio States Hoffnungen ruhten also ohnehin vor allem darauf, das Utah im Pac-12-Finale gegen USC gewinnt. Und so kam es am Freitag in Las Vegas auch. Eine richtige Überraschung war das nicht, hatte Utah mit dem Heimsieg gegen die Trojans im Oktober doch gezeigt, dass es mit diesen auf Augenhöhe spielt, aber favorisiert war USC wegen seiner sehr guten Offense dennoch. USC war zu Beginn auch die klar bessere Mannschaft, war aber nach einer im zweiten Viertel erlittenen Oberschenkelverletzung ihres Quarterback-Stars Caleb Williams stark gehandicapt und brachte danach, auch wenn Williams weiter spielte, in der Offensive nicht mehr viel zustande. Das war fatal, weil USC angesichts der Schwächen seiner Abwehr darauf angewiesen ist, viele Punkte zu erzielen, zumal gegen ein Team wie Utah, das selbst über eine starke Offense verfügt. Dennoch wollte Head Coach Lincoln Riley das nicht unbedingt als Grund für die Niederlage sehen. "Unsere Leistung gibt nicht wirklich wieder, wie wir die meiste Zeit der Saison über gespielt haben. Du musst guten Football spielen, um zu gewinnen. Das haben wir nicht getan", sagte er. Nach USCs Niederlage war dann schon vor den Spielen am Samstag klar, wer die ersten Vier der abschließenden Rangliste des Playoff Selection Committees sein würden.

Diskussionen um die Teilnehmer an den Playoffs gibt es dieses Mal also nicht, dafür bieten die diesjährigen Playoffs ein paar Premieren. Zum einen ist mit TCU ein Team dabei, das sich zum ersten Mal für die Playoffs qualifizieren konnte. Neu ist auch, dass nicht nur die vermeintlich stärkste Conference, die SEC, mehr als ein Team in die Playoffs durchbringen kann, was bereits zweimal passiert ist. Dieses Mal ist es die Big Ten, die sich gern selbst als die stärkste Conference sieht, die mit Michigan und Ohio State zwei Playoff-Teilnehmer stellt. Dazu kommt dann noch, dass dieses Mal gleich zwei Teams die Playoffs erreicht haben, die nicht mal ihre Conference hatten gewinnen konnten. Ein Team ohne Conference-Titel in den Playoffs hatte es bereits zweimal gegen - 2017 mit Alabama und 2021 mit Georgia. In beiden Fällen wurde dieses Team dann auch National Champion. Das ist nicht ohne Ironie. Als die Universitätspräsidenten im Frühjahr 2012 ihren jahrzehtelangen Wiederstand gegen die Einführung von Playoffs in der FBS aufgaben, lag dass daran, dass am Ende der Saison 2011 mit Alabama ein Team ins BCS National Championship Game eingezogen war und das dann auch noch gewonnen hatte, das sich nicht mal in der eigenen Conference (SEC) hatte durchsetzen können. Das gab der ungeliebten und mit vielen Mängeln behafteten BCS (Bowl Championship Series), mit der man ab 1998 den National Champion ermittelt hatte, den Rest.

Aber gut, das ist Schnee von gestern, und nach der in der letzten Woche beschlossenen Erweiterung der Playoffs auf zwölf Teilnehmer ab der Saison 2024 wird es Playoff-Teilnehmer ohne Conference-Titel ohnehin immer geben, auch, wenn es nicht gern gesehen wird, dass ein Team National Champion wird, ohne zuvor seine Conference gewonnen zu haben. Man sollte sich also eher über das Positive freuen, vor allem darüber, dass es nach der jahrelangen Playoff-Dominanz weniger Teams, allen voran Alabama und Clemson, zuletzt mehr neue Gesichter in den Playoffs gab (Michigan und Cincinnati in der letzten Saison, TCU in dieser). Jetzt braucht es nur noch mehr Spannung in den Halbfinals, die bislang fast alle einseitig und frühzeitig entschieden waren. Da kommt ein Playoff-Neuling wie TCU mit seinen vielen erfolgreichen Aufholjagden und dramatischen Finishes gerade recht.

Hoch - 05.12.2022

TCU erreichte trotz der 28:31-Niederlage gegen Kansas State zum ersten Mal die Playoffs.

TCU erreichte trotz der 28:31-Niederlage gegen Kansas State zum ersten Mal die Playoffs. (© Getty Images)

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