Ravens zittern sich zum Sieg

Die Fans der heimischen Baltimore Ravens trauten vermutlich ihren Augen nicht. Wieder waren ihre Ravens kurz davor eine Führung zu verspielen. RB Justice Hill verlor exakt 3:12 Minuten vor dem Spielende den Ball und brachte damit die Browns in Ballbesitz und die Chance das Spiel zu gewinnen. Ein Penalty und ein anschließender Block des Field Goals durch LB Malik Harrison retteten die Ravens auf dem Weg zu einem mühsamen 23:20-Erfolg.

Das Drama begann aber schon etwas früher. Die Ravens konnten zu Beginn des vierten Viertels zum wiederholten Mal einen an sich guten Drive nicht mit einem Touchdown abschließen. Kicker Justin Tucker verwandelte zum dritten Mal in dieser Partie und brachte seine Ravens mit 23:13 in Front. 10 Punkte Vorsprung reichten den Ravens aber bisher nicht, um ein Spiel erfolgreich zu beenden. Das drohte auch dieses Mal.

In einem sehenswerten Drive über 75 Yards verkürzte RB Kareem Hunt per Lauf zum 20:23. Da waren noch neuen Minuten zu spielen. Ein Grund für die Fans der Ravens sich Sorgen zu machen. Doch diese verflogen, als sich die Ravens Yard um Yard der Endzone der Browns näherten. Dieses Mal, so schien es, würden die Ravens erfolgreich den Deckel auf diese Partie machen können.

Doch nach 12 Spielzügen und schon 55 Yards Raumgewinn enttäuschte RB Justice Hall diese Hoffnungen. Ein Fumble von ihm und auf einmal waren die Browns an der eigenen 16-Yard-Linie wieder in Ballbesitz. LB Jeremiah Owusu-Koramoah hatte Hill mit einem kräftigen Schlag den Ball aus den Händen geschlagen und S Isaiah Thomas sicherte für die Browns mit noch 3:12 Minuten verbleibender Spielzeit. "Nicht schon wieder", werden sich da tausende von Ravens-Fans gedacht haben.

Und tatsächlich. Nach einem Pass über 37-Yards auf WR Donovan Peoples-Jones schien ein Sieg der Browns oder zumindest die Verlängerung greifbar nahe. Doch die Browns machten sich das Leben selber schwer. Einem vermeintlichem Touchdown-Pass auf Amari Cooper über 34 Yards verweigerten die Referees zu recht die Anerkennung. Cooper hatte sich zu robust und regelwidrig seiner Manndeckung entledigt. Aber es blieb ja noch das Field Goal für die Verlängerung.

Ein "False Start-Penalty" gegen Linemen Michael Dunn warf die Browns weitere fünf Yards zurück. So musste deren Kicker Cade York nun aus 60 Yards antreten, schwierig aber nicht unmöglich. Schließlich war es LB Malik Harrison der den Schuss blockte und für ein kollektives aufatmen bei den Ravens und deren Fans sorgte.

"Ich bin nicht gesprungen, um den Schuss zu blocken. Er hat mich einfach mitten im Gesicht getroffen", gab Harrison nach der Partie zu. Ein Grund könnte die von den Browns verkürzte Distanz zwischen "Long Snapper" und "Holder" gewesen sein, um die Gesamtdistanz für York etwas zu verkürzen. Dadurch war der Anfangswinkel etwas kürzer, als er es bei einer normalen Distanz gewesen wäre.

"Das war ein Sieg des ganzen Teams. Besser kann ich es nicht beschreiben. Dieses Mal haben wie unsere Führung, auch unter schwierigen Bedingungen, erfolgreich verteidigt. Wieder hatten wir eine Führung und wieder wurde es kritisch für uns. In solchen Situationen kommt es für die Spieler darauf an, sich nur auf seine individuelle Aufgabe zu konzentrieren und diese best möglichst auszuführen. Die Situation ist wie sie ist. Diese können wir nicht beeinflussen. Und unsere Spieler haben ihre Aufgaben dieses Mal sehr gut erfüllt", lobte Head Coach John Harbaugh seine Spieler.

Wie üblich nach einem Sieg war Harbaugh gut gelaunt und gelöst. Bei den Browns war die Stimmung etwas anders. Nach der Niederlage waren aus der Kabine der Browns lautstarke Schreie und Beschimpfungen zu vernehmen, die alle vor der Tür wartenden Journalisten hören konnten. Bei den Browns lagen die Nerven nach der erneuten Niederlage, der vierten in Folge, offenbar blank,

"Das ist frustrierend. Wir haben alles gegeben und uns am Ende selbst geschlagen", sagte DE Myles Garrett. Und auf die Schimpftiraden angesprochen: "Waren sie noch in einer Kabine nach einer solchen Niederlage? Das zeigt doch nur, wie sehr unsere Spieler gewinnen wollen. Normalerweise läuft dies nicht so laut ab und außerhalb der Kabine ist es nicht zu hören. Aber so etwas ist völlig normal wenn man gewinnen will."

Korber - 24.10.2022

RB Gus Edwards steuerte zwei Touchdowns zum 23:20-Erfolg bei. (© Getty Images)