Löst Trade die Offensivprobleme?

Einen Tag nach dem Wutausbruch von Wide Receiver Robbie Anderson an der Seitenlinie der Carolina Panthers (1-5) haben die Arizona Cardinals (2-4) zugeschlagen und ihn für zwei Draftpicks in späteren Jahren verpflichtet. Die Cardinals werden sein drittes NFL-Team in sieben Spielzeiten sein.

Auf der einen Seite haben die Cardinals, die sich sicher einen besseren Saisonstart erhofft hatten, Bedarf, denn ihr bisher bester Receiver Marquise "Hollywood" Brown verletzte sich gestern schwer am Fuß bei der 9:19 Niederlage bei den Seattle Seahawks. Ob er in dieser Spielzeit noch einmal auflaufen kann, müssen die nächsten Untersuchungen ergeben. Ein längerer Ausfall scheint jedoch sicher. Brown kam bislang auf 485 Yards und drei Touchdowns – beides Bestwert bei den Cardinals.

Auf der anderen Seite wurde Anderson verfügbar, weil er es geschafft hatte, sich fast handfest mit einem der Coaches anzulegen. Interim Head Coach Steve Wilkes sprach ein Machtwort und schickte Anderson in die Kabine. Es war nur eine Frage, wie lange es dauern würde, bis Anderson kein Panthers-Jersey mehr tragen durfte und ob er zumindest einen kleinen Gegenwert einbringen würde.

Letzteres war der Fall, denn die Cardinals schicken laut ESPN Insider Adam Schefter einen Sechstrundenpick 2024 und einen Siebtrundenpick 2025 (!) nach Carolina. Ob Anderson dann überhaupt noch spielt, muss sich erst noch herausstellen.

Wirklich teuer war er zumindest – auch abseits der Tradekompensation – nicht: Die Cardinals müssen für diese Saison noch 690.000 Dollar an Vertragsgarantien übernehmen und potenziell 12 Millionen nächstes Jahr, die jedoch nicht garantiert sind. Schwer vorstellbar, dass das so kommen wird. In Carolina verbleiben Dead Cap Hits von 10,2 Millionen (2022) und 9,7 Millionen (2023).

Anderson war seit Jahren untrennbar mit seinem Ex-Head-Coach Matt Rhule verbunden: Als der am College bei Temple Head Coach wurde (2013), wechselte der Passverteidiger Robbie Anderson in die Offense. 2014 musste Anderson aussetzen, weil er den nötigen Notenschnitt nicht schaffte, um spielen zu dürfen.

Bei seiner Rückkehr spielte er im Folgejahr gut genug, dass ihn die Jets als ungedrafteten Free Agent unter Vertrag nahmen. Er erkämpfte sich einen Stammplatz und kam in vier Jahren auf 62 Partien (47 Starts) mit 207 Catches für 3.059 Yards und starken 20 Touchdowns.

Trotzdem wollten ihn die Jets nicht unbedingt weiterbeschäftigen und so unterschrieb er in der Free Agency bei seinem Ex-College Coach in Carolina für zwei Jahre. Die verliefen erfolgreich genug (33 Spiele mit 32 Starts, 148 Catches für 1.615 Yards und acht Touchdowns) für eine weitere Vertragsverlängerung um zwei Saisons / 29,5 Millionen Dollar.

Nach der Entlassung von seinem mehrmaligen Hauptübungsleiter Matt Rhule erklärte er nur, dass "es ist, wie es ist" und selbst auf die Nachfrage, ob er angesichts seiner Vorbeziehung zu Rhule tiefer getroffen wäre, als die übrigen Spieler: "Es ist ein Geschäft."

Sollte er bei den Cardinals ähnlich lustlos agieren, wie in dem Interview (Steve Reed / AP), dann dürfte die Verweildauer des 29jährigen nicht allzu lange sein. Vermutlich aber solange, bis die garantierten Vertragsbestandteile auslaufen. Ob er die Misere der Cardinals lösen kann, darf zumindest skeptisch gesehen werden.

Zudem verletzte sich Left Guard Justin Pugh am Knie und auch bei ihm wird befürchtet, dass die Saison beendet sein könnte. Näheres wird auch hier in den nächsten Tagen erwartet.

Wenigstens kehrt DeAndre "Nuk" Hopkins nach überstandener Suspendierung in den Kader zurück. Zumindest ein wirklicher Lichtblick für die Cardinals.

Carsten Keller - 17.10.2022

Robbie Anderson wird künftig für die Cardinals auflaufen (© Getty Images)