Schusswunden überwunden

Seit seinem Draft Ende April ist fast ein halbes Jahr vergangen und die Saison ist auch schon zu fast einem Viertel gespielt. Trotzdem hat der Drittrundenpick der Washington Commanders, Running Back Brian Robinson, bislang noch nicht das Spielfeld betreten können, was sich aber in absehbarer Zeit endlich ändern wird.

Bislang wurde er nämlich auf der Reserveliste der Spieler mit einer Verletzung "außerhalb des Footballs" geführt, was an einer zum Glück untypischen Verletzung lag: Der ehemalige Running Back der Alabama Crimson Tide, mit denen er 2017 und 2020 den Titel des Collegechampions gewinnen konnte, wurde nämlich Ende August zweimal angeschossen, als er im Norden der US-Hauptstadt gerade ein Restaurant verließ und zwei bewaffnete Männer sein Auto rauben wollten. Zum Glück hatten die beiden Kugeln, die Knie und Unterleib trafen, keinen bleibenden Schaden angerichtet, so dass er nach nur einem Tag im Krankenhaus wieder entlassen werden konnte.

Jetzt konnte er erstmals wieder ins Training einsteigen und war begeistert, wie er anschließend in einer Pressekonferenz angab: "Es war wunderschön. Einfach nur zurück aufs Feld gehen, Spaß zu haben und wieder bei meinen Coaches und meinem Team zu sein. Ehrlich – es war ein wunderschöner Tag für mich."

"Ich habe mich in meinem Leben schon mit so vielen Widrigkeiten auseinandersetzen müssen. Das ist einfach nur eine weitere Situation, wo ich stärker sein muss als das, was vor mir steht. Ich hatte meine Tests. Weg sein zu müssen vom Football, von der Organisation für eine Weile, um mich zu sammeln. Aber die ganze Zeit war auch wirklich nötig."

Glück im Unglück auf jeden Fall und die Coaches mussten Robinson sogar bremsen, damit er sich nicht gleich überlastet.

Die Commanders hatten ihn im April zur Verwunderung vieler Experten in der dritten Runde (mit Pick #98) geholt, obwohl sie mit Antonio Gibson und J.D. McKissic zwei doch recht ordentliche Running Backs im Kader hatten.

Allerdings sind beide in dieser Saison noch nicht richtig in Tritt gekommen: Gibson, im Vorjahr noch mit über 1.000 erlaufenen plus knapp 300 erfangenen Yards und 10 Touchdowns, kam in bislang vier Spielen nur auf überschaubare 173 Yards Rushing und 101 Receiving mit zwei Touchdowns bislang. McKissic steht bei 65 erlaufenen und 122 erfangenen Yards und noch keinem einzigen Touchdown.

Vielleicht wird mit der Rückkehr von Robinson ins Team dann auch die Gesamtleistung besser, die bislang nur zu einem Sieg führte und Head Coach Ron Rivera wackeln lässt. Besserung wäre jedenfalls dringend nötig.



Carsten Keller - 06.10.2022

Sein Draft im Frühjahr war bisher notgedrungen das einzige Highlight von Brian Robinson (© Carsten Keller)