Ravens verspielen Führung - erneut

Jordan Poyer konnte zwei Interceptions für sich verbuchen.Vor zwei Wochen verspielten die Baltimore Ravens einen Vorsprung von 21 Punkten. Dieses Mal waren es immerhin 17 Punkte die am Ende verloren gingen. Nutznießer waren diesmal die Buffalo Bills, die am Ende mit 23:20 die Oberhand behielten. Es war die fünfte Heimniederlage für die Ravens in Serie, die als heimstarkes Team gelten. Das Spiel folgte einem bekannten Drehbuch. Die Ravens kontrollierten die ersten Hälfte und hatten einen scheinbar komfortablen Vorsprung (20:3) heraus gespielt. In der zweiten Hälfte folgte der Kollaps und die schockierende Niederlage, die bei den Fans wie üblich eine hektische Suche nach einem Schuldigen auslöste.

Der Zorn entlädt sich hierbei vor allem an Head Coach John Harbaugh. Ursache war eine Situation gut vier Minuten vor dem Spielende. Die Ravens hatten nach einem langen und manchmal auch mühsamen Drive beim Stand von 20:20 die 2-Yard-Linie der Bills erreicht. Dummerweise standen die Ravens vor dem vierten und letzten Angriffsversuch und einer schwierigen Entscheidung. Sollten sie das sichere Field Goal durch Justin Tucker wählen oder einen weiteren Versuch zum Touchdown starten?

John Harbaugh entschied sich für die zweite Option und die Ravens scheiterten. Nun wird er dafür vielfach kritisiert. So ganz können wir diese Kritik nicht nachvollziehen. Zum einen hat man mit QB Lamar Jackson den gefährlichsten Angriffsspieler in seinen Reihen und die Erfolgschancen sind deshalb gar nicht so schlecht. Und tatsächlich stand WR Devin Duvernay für einen kurzen Moment ohne Abschirmung in der Endzone. Doch solche Momente sind in der NFL von kurzer Dauer und als Jackson endlich den Ball warf, hatte S Jordan Poyer die Lücke geschlossen und den Ball abgefangen.

Und zum zweiten war diese Aktion allein nicht hauptverantwortlich für die Niederlage. Der Hauptgrund lag in der Defense, die den Bills in der zweiten Hälfte viele lange und erfolgreiche Drives erlaubte. Aber natürlich hätten sich vorsichtigere Zeitgenossen als Harbaugh mit einem Field Goal und der damit verbundenen Führung zufrieden gegeben. Ob das gereicht hätte, wissen wir aber auch nicht.

Harbaugh begründete seine Entscheidung nach der Partie wie folgt: "Mit einem Touchdown haben wir einfach höhere Siegchancen als mit einem Field Goal. Im schlimmsten Fall gäbe es eine Verlängerung, wenn die Bills einen Touchdown erzielt hätten. Aber ich war fest davon überzeugt dass unsere Defense keinen Touchdown zulassen würde. Bei einem Field Goal wäre es für die Bills viel leichter gewesen, das Spiel mit einem Touchdown zu gewinnen oder mit einem Field Goal in die Verlängerung zu schicken. Leider hat es nicht geklappt. Aber im nach hinein ist man immer schlauer."

Einen weiteren Aufreger gab es etwas mehr als zwei Minuten später. Die Bills hatten, wie so oft in der zweiten Hälfte, die Defense der Ravens relativ leicht überwunden und weniger als zwei Minuten vor dem Ende die 11-Yard-Linie erreicht. Nun kam der Auftrag an die Defense der Ravens, den Ballträger ungehindert zum Touchdown in die Endzone laufen zu lassen. So hätte Jackson und die Offense anschließend noch fast zwei Minuten Zeit gehabt, um ebenfalls noch einen Touchdown zu erzielen.

Eine Ausnahme galt hiervon nur dann, wenn man eine sichere Chance hätte, einen Turnover zu erzwingen, so jedenfalls schilderte es LB Odafe Oweh. Doch ausgerechnet Oweh war es, der Bills-RB Devin Singletary an der 3-Yard-Linie der Ravens zu Fall brachte. Diese Chance ließen sich die Bills nicht entgehen. Die Ravens hatten zu diesem Zeitpunkt nämlich schon alle ihre Time Outs verbraucht. Ein kurzer Lauf von Josh Allen zum First Down und zwei "Kneel Downs" verbrauchten die verbleibende Spielzeit und drei Sekunden vor dem Ende setzte Bills-J Tyler Bass mit seinem Field Goal aus 21 Yards den Schlusspunkt zum Sieg der Bills.

Letztendlich war es ein schwer erklärbarer Kollaps aus Sicht der Ravens. Alle ihre Punkte schafften sie in der ersten Hälfte und hatten die Bills weitgehend im Griff. In der zweiten Hälfe dann total vertauschte Rollen. Der Offense gelang nichts mehr und die Defense wurde von Josh Allen und seiner Offense teilweise vorgeführt.

Aus Sicht der Bills ist diese Erklärung naturgemäß relativ simpel. "Selbst beim Stand von 3:20 haben wir nie wirklich geglaubt, dass wir das Spiel verlieren könnten. Niemand, auch nicht an der Seitenlinie, hat dies geglaubt. Wir waren zu jedem Zeitpunkt siegessicher", will uns Bills-LB Von Miller glauben machen. Und WR Stefon Diggs ließ noch eine weitere Phrase folgen: "Es ist nicht entscheidend wie Du ein Spiel beginnst. Es ist entscheidend, wie Du es beendest."

Viel bedenklicher als diese Niederlage für die Ravens ist, dass Bills-Defensive Coordinator Leslie Frazer Ravens-QB Lamar Jacksons und seine Fähigkeiten nun schon zum zweiten Mal weitgehend neutralisiert hat, das erste Mal in der ersten Runde der Playoffs in 2020. In der zweiten Hälfte dieser Partie erreicht Jackson nur magere 36 Yards durch sein Passspiel. Zum Glück für die Ravens verfügt nicht jedes Team über eine Defense wie die Bills.

Hinzu kommt aber noch die Schwäche der Defense, die derzeit den drittletzten Platz in der NFL-Rangliste belegt. Für die weiteren Ambitionen der Ravens sind dies keine guten Voraussetzungen. Und nächste Woche wartet bereits der nächste Härtetest auf sie. Die wiedererstarkten Cincinnati Bengals werden sich ebenfalls an einem Auswärtserfolg versuchen.

Korber - 03.10.2022

Jordan Poyer konnte zwei Interceptions für sich verbuchen.

Jordan Poyer konnte zwei Interceptions für sich verbuchen. (© Getty Images)

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