Start in eine lange Ära?

Die USFL hat das erste Spiel nach ihrem Neustart am Samstagabend absolviert: Die Birmingham Stallions besiegten dabei durch einen Touchdown in letzter Minute die New Jersey Generals mit 28:24.

Viel interessanter waren natürlich die Begleitumstände: Das Protective Stadium, in dem nicht nur die Heimspiele der Stallions, sondern auch die meisten der Hauptrundenpartien aller USFL-Teams ausgetragen werden, war ungefähr zur Hälfte gefüllt. Offiziell waren geschätzt 17.500 vor Ort, obwohl ca. 40.000 Tickets abgegeben worden waren. Allerdings bewog das regnerische Wetter wohl eine Vielzahl von Freikarteninhabern, nicht aufzutauchen.

Die, die kamen, dürften sich gut unterhalten gefühlt haben: Den ersten Touchdown der USFL 2.0 erzielte Gäste-Wide Receiver Randy Satterfield auf Pass von Generals Quarterback Luis Perez. Perez kennt sich mit den Startversuchen im Frühlingsfootball – und sogar in Birmingham - aus: Er führte die Birmingham Iron in der Alliance Of American Football 2019 in die Playoffs, bevor die Liga ihren Betrieb einstellte.

Im Jahr darauf lief er in der XFL für die New York Guardians auf, nachdem er zuvor von den Los Angeles Wildcats in den Big Apple getradet worden war. Auch dort war jedoch nach wenigen Wochen Schluss.

Gegen die heimischen Stallions lieferte er im Premierenspiel eine fast perfekte erste Hälfte ab: Er brachte 12 von 16 Pässen für 142 Yards und zwei Touchdowns an.

Bei seinem ersten Touchdown wurde dieser von den TV-Kommentatoren als der "überhaupt erste Touchdown der USFL" gefeiert; dass es die Liga mit einer ganzen Reihe gleich betitelter Teams schon in den 1980ern gab, wurde vermutlich aufgrund eines andauernden Rechtsstreits mit den früheren Besitzern unter den Tisch fallen gelassen.

Dass bei weitem noch nicht alles passte, zeigten zum Teil eklatante Fehler: Gerade in der Protection waren doch deutliche Abstimmungsschwierigkeiten zu erkennen und auch eine Interception von Stallions Quarterback McGough zum unbedrängten Safety Shalom Luani zeugte von fehlender Chemie.

Die Fehler konnten die Quarterbacks sofort im Anschluss auf Tablets studieren; neu ist, dass sie zum Teil sofort ein Mikrofon des übertragenden Senders FOX "im Gesicht hatten" und den Spielzug erklären konnten (= mussten). Eine der Neuerungen, die durchaus interessant war. Auch die Kommunikation zwischen Head Coadch und Quarterback, Bilder von Helmkameras und vor allem einer Drohne sorgten für eine abwechsungsreiche Übertragung.

Das Spiel war lange Zeit ausgeglichen – sechs Minuten vor dem Ende stand es noch 21:21. Ein Field Goal brachte die Gäste, die weite Strecken der Partie den stärkeren Eindruck hinterlassen und geführt hatten, mit 24:21 in Front.

Für die Entscheidung sorgte Stallions Quarterback J’Mar Smith, der in der ersten Hälfte kaum für Raumgewinn hatte sorgen können. Er hechtete sich zum spielentscheidenden Touchdown in die Endzone, nachdem seine Anspielstationen allesamt gut gedeckt worden waren.

Bei den New Jersey Generals erfing Wide Receiver Satterfield fünf Pässe für 100 Yards, Backup Quarterback De‘Andre Johnson, erlief 98 Yards.

Bei den Stallions musste Quarterback McGough im zweiten Viertel mit einer Knöchelverletzung vom Feld genommen werden. Am eingewechselten Ersatzmann Smith (11 von 21 für 156 Yards, einen Touchdown und ein Quarterback Rating von 130.5) lag die Niederlage eher nicht.

Insgesamt ein durchaus gelungener Start für die neu ins Leben gerufene USFL; allerdings konnte man das auch beim Premierenspiel der AAF und XFL mit gutem Gewissen behaupten und trotzdem "überlebten" die beiden Ligen nicht einmal eine Saison. Viel mehr als auf das erste Spiel wird es auf die nächsten Wochen und das Interesse der Zuschauer – live und vor allem im TV – ankommen.



Carsten Keller - 17.04.2022

Die Stallions und Generals eröffneten die USFL 2.0 (© Carsten Keller)