Black Monday in der NFL

Die NFL und Urban Meyer passte nur auf den ersten Blick zusammen - die Euphorie verflog schnell in FloridaDer gefürchtete Black Monday, an dem sich Teams üblicherweise ihrer enttäuschenden Trainer entledigen, hat auch in diesem Jahr gleich eine ganze Reihe Opfer gefordert: Mussten im Vorjahr insgesamt sieben Head Coaches ihren Hut nehmen, so sind es seit Saisonende Sonntagnacht insgesamt vier "Hauptübungsleiter" – in Denver, Chicago, Minnesota und überraschend Miami, die entlassen wurden. Zudem waren im Saisonverlauf schon die Jacksonville Jaguars und Las Vegas Raiders freigeworden. Bei dem ein oder anderen Posten ist das letzte Wort auch noch nicht gesprochen.

Den Anfang hatten in der Saison die Las Vegas Raiders "machen müssen", als Head Coach Jon Gruden über rassistische, homophobe und sexistische Emails aus der Zeit vor seinem Engagement gestolpert war, die nach der Untersuchung der NFL über die Arbeitsbedingungen beim Washington Football Team an die Presse gespielt worden waren. Raiders Owner Mark Davis hat indirekt deutlich gemacht, dass ihm der Wunsch der Entlassung – der als freiwilliger Rücktritt Grudens verkauft wurde – von außen auferlegt worden war. Unter Interim Coach Rich Bisaccia qualifizierten sich die Raiders gestern nahezu sensationell noch für die Playoffs. Der 61jährige Bisaccia kann mit einem erfolgreichen Playoffrun Argumente für eine Weiterbeschäftigung sammeln.

Ebenfalls noch in der Saison war bei den Jacksonville Jaguars der für viel Geld aus dem Collegebereich geholte Urban Meyer irgendwann nicht mehr tragbar gewesen. Seine Eskapaden führten Mitte Dezember nach nicht einmal einem vollen Jahr zur Entlassung. Eine Aufzählung der bekanntgewordenen Verfehlungen würde hier den Rahmen sprengen. Die Jaguars haben bereits mindestens acht Head Coaching Interviewanfragen verschickt, zumindest einer (Dallas Cowboys Defensive Coordinator Dan Quinn) hat bereits im Vorfeld abgewunken. Mit dem First Overall Pick im kommenden Draft hat man ein attraktives Gesamtpaket... genau wie im Vorjahr.

Nach Saisonende ging es am schnellsten bei den Denver Broncos, die noch am Sonntagabend die Verbindung mit Vic Fangio nach einer 19-30 Bilanz in drei Jahren auflösten. Zusammenfassend fehlte ihm einfach ein Quarterback, die Defense gehörte nach zugelassenen Punkten des Gegners zu den besten der Liga – obwohl man Anführer Von Miller im Saisonverlauf zu den Rams tradete.

Am Montag erwischte es als erstes Mike Zimmer nach einer 72-56-1 Bilanz seit 2014 bei den Minnesota Vikings; trotz eines objektiv talentierten Rosters mit einem (allerdings verletzungsgeplagten) top Running Back Dalvin Cook verpasste man zum zweiten Mal in Folge die Playoffs; in drei Playofftrips (2015 / 2017 / 2019) holte man insgesamt nur zwei Siege. In dieser Spielzeit kam man auf eine 8-9 Bilanz. Auch General Manager Rick Spielman wurde nach 16 Jahren in unterschiedlichen Funktionen bei den Vikings gefeuert.

Auch die Entlassung von Matt Nagy bei den Chicago Bears ist nach einer weiteren enttäuschenden Spielzeit (6-11) kaum verwunderlich. Er war seit 2018 am Ruder, gewann kein Playoffspiel (0-2) und wurde gemeinsam mit General Manager Ryan Pace gehen gelassen.

Die bislang letzte Entlassung war auch die am wenigsten erwartete: Die Miami Dolphins trennten sich von Brian Flores. Er ist der erste Head Coach überhaupt, der nach einer Siegesserie von sieben Spielen in Folge in der zweiten Saisonhälfte am Ende abdanken musste. Er war insgesamt drei Jahre bei den Dolphins und holte 24 Siege bei 25 Niederlagen – inklusive der "Tanking for Tua"-Spielzeit zu Beginn. Hier darf General Manager Chris Grier bleiben, wo es gerüchteweise einen Machtkampf hinter den Kulissen gegeben hatte.

Noch nicht gefeuert wurde bei den New York Giants Joe Judge, der die letzten Wochen keine Gelegenheit ausließ, Argumente für seinen Abschied zu sammeln. Bislang ging nur Dave Gettleman in einen sicher nur halbfreiwilligen Ruhestand; der Nachfolger soll jedoch unter anderem das letzte Wort über die Besetzung des Coaching-Postens haben, so dass Judge nicht übermäßig sicher im Sattel sitzt.

Update 12.01.22: Es brauchte zwei Tage Diskussionen zwischen den Eigentümern der New York Giants und Head Coach Joe Judge, bevor auch er gehen musste. Nach zwei Jahren ist damit Schluss für Judge; er ist der dritte Head Coach der Giants in Folge, der keine drei Spielzeiten bleiben darf (was in diesem Fall absolut nachvollziehbar ist).

Mitleid muss man mit den Head Coaches, die pro Jahr mit vielen Millionen vergütet werden und deren Vertrag üblicherweise bis zum Ablauf voll ausbezahlt wird, nicht unbedingt haben. Hauptleidtragende sind jedoch deren Familien und die Assistenten, die das gleiche Schicksal ereilt und die deutlich schlechter kompensiert werden.





Carsten Keller - 10.01.2022

Die NFL und Urban Meyer passte nur auf den ersten Blick zusammen - die Euphorie verflog schnell in Florida

Die NFL und Urban Meyer passte nur auf den ersten Blick zusammen - die Euphorie verflog schnell in Florida (© Carsten Keller)

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