Ein beispielloser Fall

Brian Kelly wurde am 11.12.2009 von Jack Swarbrick als neuer Head Coach von Notre Dame begrüsst.Es ist ziemlich genau überliefert, was Brian Kelly am Dienstag dem Notre Dame Football Team sagte, als er mitteilte, dass er ab sofort nicht mehr als Head Coach der Irish zur Verfügung stehen würde. zumindest ist es genauso das Gegenteil, was er vor wenigen Tagen noch zu Protokoll brachte: "Ich glaube, dass wir unseren Job gemacht haben und es verdient haben, in die Playoffs zu kommen." Sechs Tage vor dieser Möglichkeit, ein drittes Mal in die Playoffs einzuziehen unterschrieb er bei LSU einen neuen Vertrag und sagte beim Herausgehen aus dem Lockerroom: "Ich glaube nicht, dass sie es schaffen und wenn sie doch die Playoffs erreichen, dann werden sie im ersten Spiel verlieren."

Eine solche Dreistigkeit hat es noch nicht gegeben, dass ein Coach in einer amerikanischen Sportart im laufenden Sportbetrieb, wenige Tage vor der Bekanntgabe der möglichen Playoff Teilnahme die Fahne wechselt, obwohl sein Team noch Chancen besitzt an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Selbst Jack Swarbrick, Athletic Director von Notre Dame, wirkte auf der Pressekonferenz merklich angeschlagen und wusste nur zu sagen: "Sie haben gerade eine signifikante Veränderung in punkto Mobilität einer Meinung und Vergütung erlebt. Wir müssen uns jetzt fragen, wie wir College Football in den nächsten Jahren weiter gestalten." Später ergänzte er in seinem Arbeitszimmer: "Ich habe ihn doch immer beschützt, warum tut er uns das an? Wem kann ich noch glauben?" Ein paar Tage früher meinte Kelly noch: "Ich bin solange hier, bis die Heilige Gottmutter zu mir kommt und mir einen 250 Millionen Dollar Scheck schenkt. Zuerst wird allerdings meine Frau diesen Scheck überprüfen. Für Geldfragen ist sie zuständig." Kurze Zeit später unterschrieb er bei LSU einen Zehn--Jahres-Vertrag für insgesamt 95 Millionen US-Dollar. Möglicherweise erhielt er am Sonntag Abend einen Tipp, dass die Fighting Irish am Dienstag nur auf dem sechsten Platz gerankt werden würden und ohne Teilnahme an einem Conference Championship Game keine Chance mehr haben würden, an Oklahoma State oder Cincinnati vorbeizuziehen.

Die Frage, warum Kelly nicht ein paar Tage warten konnte, um den LSU Vertrag zu unterschreiben, liegt in der Vergangenheit. Bis vor kurzem noch, wurde er arg von Notre Dame Fans beschimpft, dass er schon drei Chancen auf eine Meisterschaft hatte, aber nichts geliefert hat. Zudem wurde er eher jahrelang sparsam als FBS Coach von Notre Dame bezahlt und erhielt weniger Gehalt, als sein Vorgänger. All dieses mag er sich gemerkt haben, denn im Grunde ist Kelly nur ein Spiegelbild real existierender Verhältnisse und er weiß natürlich auch, dass in 15 Tagen bei LSU die Early Signing Period beginnt. Diesen Startschuss wollte er auf keinen Fall verpassen.

Wir erleben "Realignments", seit Jahrzenten herzlose Hire and Fire Politik mit täglicher Kündigungsmöglichkeit und die Power Five Commissioners zwangen die Universitäten während der zweiten Covid Welle Football zu spielen. Die BCS und heute CFP haben zudem ein Zweiklassensystem geschaffen, bei dem die Habenichtse Garantiespiele vereinbaren müssen und die Reichen immer reicher werden. Auch Mitleid mit Notre Dame zu haben, fällt dabei ganz genau betrachtet sehr schwer. Als Independent muss man sich keiner Kollektiv-Regel beugen, kann seinen eigenen TV Vertrag unterschreiben, ohne mit jemanden teilen zu müssen und seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts auch Gegner frei aussuchen, weil man sich eben die Freiheit herausnimmt, im eigenen Haus nur den reinzulassen, der auch willkommen ist. Notre Dame hat allen anderen Teams gezeigt, was möglich ist, wenn man nur auf sich schaut und nicht auf andere und taugt überhaupt nicht als Beispiel grenzenloser Solidarität. Nur dieser geliebte Status vernichtet sich selbst, wenn plötzlich kein Conference Championship Game gespielt wird und die reguläre Saison zu früh für Notre Dame endet und die Chancen auf eine Teilnahme an den CFP Playoffs merklich schmälert. Notre Dame war aber auch die erste Institution, die die College Football Association vernichtete, weil die Irish mit der NBC ihren eigenen Fernsehvertrag aushandelten. Die großen Conferences taten wenig später das gleiche und hielten viel Geld in ihren Händen, welches sie dazu benutzten, um größere Stadien und höhere Gehälter an ihre Coaches auszuzahlen. Heute verdienen vier FBS Coaches Mel Tucker, Lincoln Riley, Brian Kelly und James Franklin im Durchschnitt pro Jahr mehr, als ein durchschnittlicher NFL Head Coach. College Football ist heute nichts anderes, als eine NFL Light, vielleicht so gar die brutalere Methode, Football zu organisieren, da es keine regulative Begrenzungen in punkto Bezahlung von Coaches gibt. Das Transfer Portal ist die Free Agency, Recruiting ist die Draft, bald können College Footballspieler wie Angestellte behandelt werden. Mit dem Zerfall der NCAA und der Machtübernahme der Conferences fehlt zudem ein wichtiges Regulativ.

Schlüter - 01.12.2021

Brian Kelly wurde am 11.12.2009 von Jack Swarbrick als neuer Head Coach von Notre Dame begrüsst.

Brian Kelly wurde am 11.12.2009 von Jack Swarbrick als neuer Head Coach von Notre Dame begrüsst. (© Getty Images)

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