Ohio State untermauert Titelambitionen

Ohio States Offense ist zurzeit in bestechender Form.Der zwölfte Spieltag brachte ordentlich Bewegung an der Spitze der Playoff-Rangliste. Für zwei Playoffkandidaten kam das Aus im Kampf um die Plätze im Halbfinale, und Ohio State positioniert sich mehr und mehr als erster Herausforderer von Spitzenreiter Georgia. Dass es einen aus der Spitzengruppe erwischen musste, war durch das direkte Duell des Vierten, Ohio State, gegen den Siebten, Michigan State, klar, und in diesem Duell setzten die Buckeyes mit der 56:7-Demontage von Michigan State ein klares Zeichen an die Konkurrenz. Das zweite Team, dessen Playoff-Träume am Samstag platzten, war der Ranglistendritten Oregon, der bei Utah mit 7:38 unter die Räder kam. Von diesen Ergebnissen profitieren eine Reihe anderer Teams, vor allem Cincinnati. Die Bearcats, vor diesem Spieltag Fünter der Rangliste, zeigten beim 48:14-Sieg gegen SMU ihre beste Leistung seit dem Erfolg bei Notre Dame Anfang Oktober und haben jetzt tatsächlich die Chance, als erstes Team aus den Group of Five Conferences den Einzug in die Playoffs zu schaffen.

Das Thema dieses Spieltages war natürlich der beeindruckende Auftritt von Ohio State. Die Buckeyes waren in den ersten beiden Ausgaben der Playoff-Rangliste "nur" Vierter, obwohl sie wahrscheinlich auch von der Mehrheit des 13-köpfigen Playoff Selection Committees als das zweitbeste Team hinter Georgia gesehen wurden. Ihr Problem war, dass sie im September auf eigenem Platz gegen Oregon verloren hatten und das wog schwerer als die gegenüber Oregon bessere Gesamtleistung im bisherigen Saisonverlauf. Mit Oregons Niederlage bei Utah ist dieses Hindernis beseitigt, und weil der Zweite, Alabama, beim 42:35-Sieg gegen Arkansas zum wiederholten Mal in dieser Saison mehr Mühe hatte als erwartet, kann man davon ausgehen, das Ohio State in der neuen Rangliste, die in der Nacht zu Mittwoch deutscher Zeit veröffentlicht wird, auf Platz zwei steigen wird. Natürlich ist auch das erst mal nur eine Momentaufnahme, und die Situation kann sich schon am nächsten Wochenende wieder ändern. Am Samstag spielt Ohio State beim Erzrivalen Michigan, zunächst einmal um den Einzug ins Championship Game der Big Ten Conference, letztlich aber um den Verbleib im Rennen um die Playoff-Plätze. Und weil Michigan (am Samstag 59:18-Sieger bei Maryland) als wahrscheinlicher Fünfter der neuen Rangliste selbst um den Einzug in die Playoffs mitmischt, hat dieses Traditionsduell so viel Brisanz wie lange nicht mehr. Es im Grunde ist es ein vorgezogenes Playoff-Spiel. Der Sieger hat beide Ziele, Conference-Titel und Playoff-Teilnahme, weiter im Visier, dem Verlierer bleibt als Trostpreis bestenfalls die Teilnahme am Rose Bowl.

Ohio State wird trotz des Heimvorteils für Michigan als Favorit in diese Partie gehen. Michigan ist von der Spielanlage her ähnlich "gestrickt" wie Michigan State. Der Angriff lebt vor allem vom Laufspiel. Wenn der Gegner dieses in Schach hält, verringern sich die Chancen der Wolverines deutlich, auch wenn ihr Passspiel etwas besser ist als das von Michigan State. Ohio State wird sich also auch in diesem Spiel darauf konzentrieren, das Laufspiel zu stoppen. Wie gut die Abwehr der Buckeyes darin ist, konnte man gegen Michigan State sehen. Den Spartans gelangen gerade mal 66 Rushing Yards, und Kenneth Walker, vor dem letzten Spieltag der Top-Rusher der Saison, wurde mit nur 29 Yards völlig abgemeldet. Gut möglich also, dass Michigans Top-Rusher Hassan Haskins ein ähnlich Schicksal droht. Ohne ein wenigstens halbwegs funktionierendes Laufspiel dürfte es für Michigan nahezu unmöglich sein, Ohio States Abwehr oft genug zu knacken. Und viele Punkte werden die Wolverines brauchen. Ohio States Angriff ist aktuell die Nummer eins in der Kategorie Scoring Offense und QB C.J. Stroud der zweitbeste Passer. Gegen Michigan State lieferte Stroud eine nahezu perfekte Leistung ab. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt Michigan allerdings. Die Wolverines besitzen eine sehr gute Passverteidigung und wenn es ihnen gelingt, Stroud deutlich unter seinem gewohnten "Output" zu halten, haben sie zumindest die Chance, das Spiel lange offenzuhalten. Der Ansatz muss dabei sein, vor allem Druck auf Stroud zu machen. Gelingt das nicht, werden Stroud und seine Receiver Chris Olave, Garrett Wilson und Jaxon Smith-Njigba (zusammen 187 Fänge für 2.919 Yards und 30 Touchdowns) Michigans Abwehr regelmäßig aushebeln.

Ganz gleich, wer dieses Spiel gewinnt, der Sieger wäre im Falle eines anschließenden Sieges im Big Ten Championship Game sicher in den Playoffs. Ein weiterer Playoff-Platz gilt schon jetzt als sicher vergeben, an Georgia. Vorausgesetzt, die Bulldogs blamieren sich am kommenden Samstag bei Georgia Tech nicht bis auf die Knochen, würden sie selbst im Falle einer Niederlage im SEC Championship Game nicht mehr aus den Top-Vier herausfallen. Ihr Playoff-Schicksal in der eigenen Hand haben neben Georgia und dem Sieger des Duells Michigan gegen Ohio State auch Alabama und Cincinnati. Alabama hat mit dem Sieg gegen Arkansas zunächst einmal den Einzug ins SEC Championship Game geschafft. Das letzte Spiel beim Lokalrivalen Auburn ist in dem Punkt also nicht mehr von Bedeutung, einmal abgesehen davon, dass sich Auburn mit einer weiteren Niederlage (17:21 bei South Carolina) ohnehin endgültig ins Mittelmaß verabschiedet hat und nach den zuletzt gezeigten Leistungen kaum in der Lage sein dürfte, Alabama zu schlagen. Die Situation ist für Alabama dennoch etwas "tricky". Lange Zeit galt, dass Alabama selbst bei einer Niederlage im SEC Championship Game, es wäre die zweite, noch Chancen hätte, unter den Top-Vier zu bleiben. Dieses Bild muss man nach den inzwischen doch zahlreichen nicht wirklich überzeugenden Auftritten des Titelverteidigers revidieren. Sollten Cincinnati und Notre Dame ihre restlichen Spiele gewinnen und die Champions von Big Ten und Big Twelve maximal eine Niederlage auf dem Konto haben, wäre es wohl nur schwer zu begründen, Alabama mit zwei Niederlagen unter den ersten Vier der Rangliste zu platzieren.

Für Cincinnati hat sich die Lage durch Oregons Niederlage deutlich verbessert. Die Bearcats werden in der neuen Rangliste auf Platz vier vorrücken und können mit Siegen bei East Carolina und im Championship Game der American Athletic Conference gegen Houston aus eigener Kraft den Einzug in die Playoffs schaffen. Ganz sicher kann man sich zwar nicht sein, weil das Playoff Selection Committee oft genug gezeigt hat, dass es Teams aus den Group of Five Conferences selbst bei einer makellosen Bilanz nicht für gut genug für die Playoffs hält, aber angesichts der derzeitigen Situation an der Spitze und des Sieges der Bearcats bei Notre Dame Anfang Oktober könnte das Selection Committee ein ungeschlagenes Cincinnati in der abschließenden Rangliste gar nicht mehr zurückstufen, ohne einen Aufschrei der Entrüstung zu provozieren. Als Alternativen kämen dann ohnehin nur zwei Teams in Frage: Notre Dame, gegen das Cincinnati, wie gesagt, im direkten Vergleich gewonnen hat, und ein Big Twelve Champion mit nur einer Niederlage. Letzterer wäre Oklahoma State oder Oklahoma, die am Samstag gegeneinander spielen. Die Beiden haben zwar ein etwas schwereres Programm gespielt als Cincinnati, aber das Niveau in der Big Twelve war in dieser Saison dank der vielen "Underachiever" (vor allem Iowa State und Texas) deutlich schwächer als erwartet, einen Sieg von der Qualität von Cincinnatis Erfolg gegen Notre Dame haben weder Oklahoma State noch Oklahoma zu bieten, und ihre Niederlagen haben sie auch nicht gegen Top-Gegner kassiert (Oklahoma State bei Iowa State, Oklahoma bei Baylor).

Und noch ist längst nicht sicher, dass einer der Beiden letztlich auch Big Twelve Champion wird. Sollte Oklhoma State am Samstag gewinnen, stünden sich im Conference-Finale eine Woche später in Dallas Okahoma State und Baylor gegenüber. Baylor hat mit dem Sieg gegen Oklahoma gezeigt, dass es gut genug für den Titel ist, aber es hat bereits zwei Niederlagen auf dem Konto und hätte damit nur minimale Chancen, Platz vier zu erreichen. So oder so, es bleibt spannend, und wer weiß, was diese an Überraschungen reiche Saison an den beiden kommenden Wochenenden noch so alles hervorbringt.

Hoch - 23.11.2021

Ohio States Offense ist zurzeit in bestechender Form.

Ohio States Offense ist zurzeit in bestechender Form. (© Getty Images)

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