Duell der Ex-Spielmacher

Bislang dürfen sich die Los Angeles Rams voll bestätigt fühlen: Im wohl aufsehenerregendsten Trade des Frühjahrs schickte man Quarterback Jared Goff im Paket mit den Erstrundenpicks 2022 und 2023 in Richtung Detroit.

Von dort kam im Gegenzug Matthew Stafford: Der Nummer #1 Pick der Lions 2009 sollte nach 12 Jahren in der Footballanonymität - und keinem einzigen Playoffsieg - für den großen Wurf sorgen.

Vor dem "Rematch" der beiden Quarterbacks am kommenden Sonntag in Los Angeles (Kickoff 22:05 Uhr deutscher Zeit) stehen die Rams mit einer 5-1 Bilanz auf Platz #2 der NFC West hinter den bislang (als einzigem Team) ungeschlagenen Arizona Cardinals. Die Detroit Lions sitzen auf dem Platz, den sie auch mit Stafford als Quarterback die letzten Jahre zumeist innehatten – Platz #4 der NFC North mit einer 0-6 Bilanz.

Dementsprechend schlechter ist dort auch die Stimmung. Und das Experiment, Jared Goff zu testen, ob er als langfristiger Quarterback der Franchise taugt, läuft kein bisschen wie gewünscht. Head Coach Dan Campbell fand ungewöhnlich deutliche Worte nach der letzten Niederlage: "Ich denke, dass er einen Schritt mehr nach vorne machen muss, als er das bisher getan hat, und denke, dass er uns helfen muss – so wie jeder andere auch. Er muss ein bisschen mehr auf seine Schultern laden und es wird Zeit, dass er nach vorne tritt, einige Würfe anbringt und andere Sachen, aber er braucht auch Hilfe dazu." Selten, dass ein Head Coach so nachdrücklich seinen Quarterback kritisiert, aber ähnlich lief es für Goff zum Ende seiner Zeit in Los Angeles, als ihn Sean McVay auch ausnehmend deutlich kritisierte und sogar für den zuvor komplett unbekannten John Wolford auf die Bank gesetzt hatte.

Aus dieser Sicht verwunderte der Trade für Matthew Stafford dann nicht mehr wirklich, auch wenn der Preis mit zwei First und einem Third Round Pick – plus Goff - alles andere als günstig war für die Rams. Stafford schafft jedoch auch die weiten Pässe und trifft (überwiegend) bessere Entscheidungen als Goff. Zudem muss McVay den Gameplan nicht so basteln, dass er nur die Schwächen seines Quarterbacks kaschiert, sondern kann wesentlich kreativer zu Werke gehen.

Aktuell hat Stafford 1.838 Yards erworfen (Platz #4) und sein Schnitt von 9.2 Yards pro Pass belegt Platz 3 bei den Stamm-Quarterbacks (hinter Russell Wilson und Tyrod Taylor). Goff belegt mit 6.3 Yards pro angebrachtem Pass nur den 30. Platz der Liga. Bei den erworfenen Touchdowns liegt Stafford ebenfalls auf Platz #3 mit 16 hinter Patrick Mahomes und Tom Brady.

Natürlich lobt Sean McVay seinen aktuellen Starter deswegen auch in den höchsten Tönen und vor allem für seine Fähigkeit, zu improvisieren: "Ich denke, der beste Weg für eine Antwort ist, dass er immer noch eine Chance hat, es zu korrigieren, wenn ich etwas falsch vorhergesehen habe.

Und das sind die Sachen, nach denen Du suchst. Wenn alles im Timing und Rhythmus ist, dann versuchen wir so nah an einem automatischen Ablauf zu sein wie möglich. Aber die Spieler, die sich wirklich vom Rest abheben, sind die, die die Fähigkeit haben, etwas richtig zu machen, wenn alles etwas aus dem Ruder läuft."

Bislang gelang das seinem Quarterback ganz gut – im Gegensatz zu Jared Goff in den letzten Jahren, der vor allem dann überzeugend war, wenn es lief. Sobald es jedoch Schwierigkeiten gab, hatte man nicht das Vertrauen, dass er noch etwas herumreissen kann.

Momentan läuft es auf beiden Seiten etwas so, wie man es nach dem Trade erwarten konnte und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Buchmacher die Rams als haushohen Favoriten führen.





Carsten Keller - 22.10.2021

Matthew Stafford begeistert die Rams-Fans, Jared Goff enttäuscht dagegen bislang in Detroit (© Getty Images)