Schweres Jahr für Favoriten

Kentucky ist eine der großen Überraschungen dieser unerwartet abwechslungsreichen Saison.Die Saison 2021 ist bislang keine leichte Zeit für Favoriten. Unerwartete Ergebnisse in großer Zahl prägten den Verlauf der ersten Hälfte der Regular Season. Und selbst die fünf Hauptkandidaten für das Erreichen der Playoffs - Alabama, Clemson, Ohio State, Oklahoma und Georgia - bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Zwei von ihnen, Alabama und Ohio State, haben bereits einmal verloren, ein weiterer, Clemson, sogar schon zweimal. Das macht diese Spielzeit deutlich interessanter als man es vor dem ersten Kickoff erwartet hätte, und das ist angesichts der Dominanz weniger Teams in den letzten Jahren auch dringend nötig. Zugegeben, es ist immer noch möglich, dass am Ende die Mehrzahl der Playoff-Plätze doch wieder von Teams belegt werden, die in den letzten Jahren ständig dabei waren, aber es gibt auf der anderen Seite aktuell mehr Teams mit realistischen Playoff-Hoffnungen, die noch nie dabei waren, und sogar die Möglichkeit, dass es zum ersten Mal ein Team aus den Group of Five Conferences in die Playoffs schafft, ist so groß wie nie zuvor.

Wie munter diese Saison bis jetzt verläuft, zeigen auch die Zahlen. Schon seit dem dritten Spieltag zählen fleißige Statistik-Bienchen von ESPN mit und ordnen die hohe Anzahl an Favoritenstürzen Woche für Woche historisch ein. Mit dem immer gleichen Ergebnis: Seit Einführung der AP-Rangliste im Jahr 1936 haben zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie so viele in der AP-Rangliste platzierte Teams verloren. Aktuell liegt die Zahl bei 47, worin allerdings auch die Ergebnisse von platzierten Teams gegeneinander enthalten sind. Aber auch die Zahl der Niederlagen von platzierten Teams gegen nicht platzierte Teams ist historisch hoch. Am letzten Wochenende stieg diese Zahl um fünf auf jetzt 24. Und dazu passt auch diese Zahl: Von den 25 in den AP Preseason Top 25 platzierten Teams sind in der aktuellen Rangliste 14 nicht mehr dabei. Ein Teil dieser Teams wird wahrscheinlich im weiteren Saisonverlauf wieder in die Top 25 zurückkehren, aber am grundsätzlichen Trend ändert das nichts.

Interessant ist natürlich die Frage nach den Gründen für diese Entwicklung. Endgültig beantworten lässt die sich wohl erst nach der Saison, und es gibt auch nicht den einen Grund. Bei einem Teil der Preseason-Top-25-Teams, die in der ersten Saisonhälfte zum Teil regelrecht abgestürzt sind, ist der Hauptgrund gewiss, dass man sie vor der Saison zu gut eingeschätzt und ihre eigentlich erkennbaren Schwächen zu wenig berücksichtigt hat. In diese Kategorie fallen vor allem North Carolina, Miami, USC oder Washington. Mit Abstrichen könnte man auch Clemson dazu zählen, dessen potenzielle Probleme in der Offensive man so nicht erwartet hatte. Letztlich sind die Tigers aber immer noch gut genug, um am Ende mit neun bis zehn Siegen durch die Regular Season zu kommen. Andere Teams sind klassische "Underachiever", also Teams, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht das auf den Platz bringen, was sie angesichts der Qualität des Kaders eigentlich leisten könnten. Hier wären vor allem Teams wie Iowa State, Florida, Texas, Wisconsin oder LSU zu nennen.

Ganz wichtig sind aber auch strukturelle Gründe, wenn man sie so nennen will, die die Qualität zahlreicher Teams aus der zweiten Reihe verbessert haben. Der wichtigste ist die größere Wechselfreiheit seit diesem Frühjahr. Bei einigen der Teams, die aktuell zum Teil ganz weit oben in den Top 25 stehen, waren Zugänge über das "Transfer Portal" der Hauptgrund für den unerwarteten Aufstieg. Michigan State etwa verdankt den im Wesentlichen RB Kenneth Warren, der von Wake Forest zu den Spartans kam. Er erweckte eine der schwächsten Rushing Offenses der letzten Saison zu neuem Leben und ist nach sieben Spieltagen mit 997 Yards und neun Touchdowns der Top-Rusher dieser Saison. Auch der Vorstoß von Kentucky bis auf Platz 11 der AP-Rangliste hängt maßgeblich mit zwei Zugängen von anderen Teams zusammen - QB Will Levis (kam von Penn State) und WR Wan’Dale Robinson (kam von Nebraska). Mit diesem Beiden verbesserte sich eine der im letzten Jahr schlechtesten Passing Offenses bis unter die Top 50. Das Laufspiel bleibt zwar die Seele von Kentuckys Angriff, aber dank der besseren Pass-Leistung ist dieser schwerer ausrechenbar.

Ein weiterer Faktor dürfte sein, auch wenn das noch einer detaillierten Analyse bedarf, dass man den Spielern im letzten Jahr, als die Corona-Pandemie die Saison massiv beeinflusste, die Möglichkeit eines zusätzlichen Jahres Spielberechtigung für die Saison 2021 einräumte. Natürlich machten davon nicht alle prinzipiell betroffenen Spieler Gebrauch. Vor allem die mit NFL-Perspektive haben ihre College-Zeit dennoch beendet und sich für die NFL Draft angemeldet. Man darf aber davon ausgehen - wie gesagt, vorbehaltlich einer näheren Analyse - dass gerade in den Kadern der weniger prominenten beziehungsweise potenziell schwächeren Teams mehr Spieler die Möglichkeit eines zusätzlichen Jahres genutzt haben. Diese so genannten "Super Seniors" machen ein Team potenziell stärker, weil sie erfahrener sind, mit ihnen die sonst übliche Fluktuation im Kader geringer und das Team insgesamt stabiler ist. All das verringert in dieser Saison die Kluft zwischen den potenziell stärkeren und schwächeren Teams. Für die jeweiligen Favoriten in den Spielen macht das das Leben schwerer, aber der Qualität dieser Saison hat es aus Sicht der Fans sicher gut getan. So viel Abwechslung wie zurzeit gab es jedenfalls schon lange nicht mehr.

Hoch - 19.10.2021

Kentucky ist eine der großen Überraschungen dieser unerwartet abwechslungsreichen Saison.

Kentucky ist eine der großen Überraschungen dieser unerwartet abwechslungsreichen Saison. (© Getty Images)

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