Wieder mal mehr Drama als erwartet

Nach einem Quarterback-Wechsel läuft es für Lincoln Rileys Oklahoma Sooners in der Offensive deutlich besser.Der siebte Spieltag war nicht der erste in dieser Saison, von dem man im Vorfeld nicht allzu viel erwartet hatte, der dann aber doch viel Unterhaltsames bot. Das nominelle Spitzenspiel war zwar letztlich keines, weil Spitzenreiter Georgia seinem Gegner, dem Ranglistenelften Kentucky, erwartungsgemäß zu deutlich überlegen war und das Spiel mit 30:13 souverän gewann, aber in Gestalt der von niemandem erwarteten 7:24-Heimniederlage des Ranglistenzweiten Iowa gegen Purdue gab es erneut einen spektakulären Favoritensturz. Dazu kamen vier weitere Niederlagen von Top-25-Teams gegen nicht platzierte Teams, der Beginn eines echten Quarterback-Dilemmas beim Playoff-Kandidaten Oklahoma und ein weiterer unerklärlicher Einbruch nach der Halbzeitpause bei Texas.

Mit Blick auf den Kampf um die beste Ausgangsposition im Rennen um die vier Plätze in den Playoffs waren vor allem die schon erwähnte Niederlage von Iowa und der 52:31-Erfolg von Oklahoma gegen TCU wichtig. Das Ergebnis von Iowa zeigt dabei, wie unberechenbar diese Saison ist und wie schnell eben noch heiß diskutierte Playoffszenarien schon wieder Schnee von gestern sein können. Nach den Ergebnissen der Vorwoche, genauer der überraschenden Niederlage von Spitzenreiter Alabama bei Texas A & M und Iowas Sieg gegen Penn State, hatte ein amerikanischer Kolumnist wortreich begründet, dass beziehungsweise warum nicht die SEC sondern die Big Ten Conference die besten Chance habe, zwei Teams (eines davon Iowa) in den Playoffs zu platzieren, eine Woche später ist dieses Szenario schon wieder vom Tisch. Natürlich ist für Iowa mit der Niederlage gegen Purdue noch nicht alles verloren. Wenn die Hawkeyes ihre restlichen Spiele gewinnen würden, einschließlich eines Sieges im Big Ten Championship Game, dann wären sie als Big Ten Champion und mit einer 12-1-Bilanz fast sicher in den Playoffs, und der Weg zumindest erst einmal ins Conference-Finale ist in der schwächeren West Division nach wie vor deutlich leichter als der der Kandidaten in der East Division.

Nach den gegen Purdue offenbarten Schwächen bergen allerdings einige Spiele, insbesondere die bei Wisconsin und Nebraska sowie das Heimspiel gegen Minnesota, mehr Gefahrenpotenzial als man noch vor einer Woche gedacht hätte. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich Iowa im Conference Championship Game gegen den Sieger der East Division durchsetzen kann, erscheint im Moment deutlich geringer als die, dass man dort verliert und damit ohnehin kein Faktor mehr bei der Vergabe der Playoff-Plätze wäre. Die Playoff-Hoffnungen der Big Ten ruhen also, wie vor Iowas unerwartetem Vorstoß bis in die Spitzengruppe der Top 25 ohnehin schon, auf dem Gewinner der East Division. Das Problem ist, dass es hier gleich vier Kandidaten auf Platz eins gibt (Ohio State, Penn State, Michigan und Michigan State), die zwischen dem 30. Oktober und 27. November alle noch gegeneinander spielen und von denen zwei (Ohio State und Penn State) bereits eine Niederlage auf dem Konto haben. Damit wächst die Gefahr, dass die Big Ten am Ende nicht nur nicht zwei Teams in die Playoffs durchbringt, sondern dass sie einen Champion mit zwei Niederlagen in der Bilanz bekommt und damit dann wahrscheinlich gar nicht in den Playoffs vertreten wäre.

Wie schnell sich in dieser Saison Playoffszenarien ändern können zeigt sich aber nicht nur in der Big Ten. In Gefahr, gar nicht in den Playoffs dabei zu sein, sah man nach den ersten sechs Wochen der Saison neben der Pac-12 Conference auch die Big Twelve. Gut, es gab (und gibt auch nach dem siebten Spieltag) mit Oklahoma und Oklahoma State noch zwei ungeschlagene Teams, aber die hatten in den ersten sechs Wochen nie wirklich überzeugt und hätten das eine oder andere Spiel auch verlieren können. Dazu kam das überraschend schlechte Abschneiden von Teams wie Iowa State, immerhin Siebter der AP Preseason Top 25, und Texas, und fertig war das Bild einer schwächelnden Conference, die um die Playoff-Teilnahme ihres Champions bangen muss. Auch diese Sichtweise wurde am Samstag abgeräumt - dank einer Personalentscheidung bei Oklahoma. Head Coach Lincoln Riley verbannte den designierten Star der Mannschaft, QB Spencer Rattler, gegen TCU an die Seitenlinie und ließ Caleb Williams, ein Spieler in seiner ersten College-Saison, von Beginn an spielen. Williams hatte Rattler schon in der Woche zuvor im Spiel gegen Texas ersetzt und die Mannschaft nach einem 18-Punkte-Rückstand zu einem 55:48-Erfolg gegen die Longhorns geführt. Gegen TCU machte Williams dort weiter, wo er gegen Texas aufgehört hatte. Er warf vier Touchdown-Pässe und erlief einen weiteren Touchdown selbst, und so kam Oklahoma mit der besten Gesamtleistung über 60 Minuten in dieser Saison zu einem Sieg, der nie wirklich in Frage stand. Das Fazit aus diesem Spiel und der zweiten Halbzeit gegen Texas: Mit dem gegenüber Rattler läuferisch stärkeren Williams als Quarterback ist Oklahomas Offensive deutlich unberechenbarer und damit effektiver.

Wenn Williams in den kommenden Wochen so weitermacht, dann ist Oklahoma nicht nur der erwartete Top-Favorit in der Big Twelve sondern neben Georgia auch der aussichtsreichste Kandidat für das Erreichen der Playoffs, auch wenn im November mit Baylor, Iowa State und Oklahoma State noch drei unbequeme Gegner auf dem Programm stehen. Für Lincoln Riley ist diese Entwicklung Segen und Fluch zugleich. Kurzfristig scheint der Quarterback-Wechsel die Antwort auf die Probleme, die der Angriff der Sooners in den ersten Woche hatte, zu sein. Aber zwei Quarterbacks im Team zu haben, die die Qualität und den Anspruch auf die Rolle als Nummer eins haben, dürfte auf Dauer zum Problem werden, zumal man angesichts der neuen Wechselfreiheit für die Spieler Gefahr läuft, einen der Beiden an ein anderes Team zu verlieren. Aber auch darüber sollte man jetzt noch nicht allzu viel spekulieren. Williams muss seine ersten starken Auftritte erst einmal über einen längeren Zeitraum bestätigen, und man tut einem College-Neuling keinen Gefallen damit, wenn man ihn, wie am Samstag geschehen, nach nur eineinhalb starken Spielen schon als möglichen Heisman-Trophy-Kandidaten ins Gespräch bringt.

Hoch - 18.10.2021

Nach einem Quarterback-Wechsel läuft es für Lincoln Rileys Oklahoma Sooners in der Offensive deutlich besser.

Nach einem Quarterback-Wechsel läuft es für Lincoln Rileys Oklahoma Sooners in der Offensive deutlich besser. (© Getty Images)

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