Hinter den Kulissen bei den Jaguars

Die Jaguars haben sich eine abgelegene Luxusunterkunft ausgesuchtDie beiden Teams des zweiten Spiels der International Series sind seit ein paar Tagen in London und boten den Median (diesmal aber keinen Fans) auch jeweils einen Trainingsbesuch mit Medienverfügbarkeit an.

Da dies jedoch nahezu gleichzeitig stattfand, hatte man als Medienschaffender (im weitesten Sinn) die Qual der Wahl: Nachdem beide relativ weit außerhalb Londons ihr Quartier aufgeschlagen hatten, aber das der Jaguars zumindest fast mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war, wählte ich als Autor dieser Zeilen das des "Heimteams".

Im Nachhinein lässt sich feststellen, dass man bei den Dolphins wohl mehr zu sehen bekam, was das eigentliche Training anging. Die Jaguars sind in einem 5 Sterne-Hotel untergekommen, das wohl im früheren Leben ein ehemaliger Gutshof im Nordwesten der Metropole war.

Dort hatte man den zahlreich erschienenen Medienvertretern – sicherlich 50-60 inklusive der deutschen Abordnungen von ran und der footballerei – Zugang zum Training gewährt. Also zumindest Zugang zum Anschwitzen / Stretching / Warmmachen, denn wirklich mehr durfte man von der Seitenlinie nicht beobachten. Womöglich könnte man sich ja sonst das Erfolgsgeheimnis des 0-5 Teams abschauen.

Nach knapp 30 Minuten war die "Foto-Gelegenheit" (die Bilder gibts in einer Gallerie) auch schon wieder vorbei. Die Spieler trafen sich – wohl nicht nur für DEN Huddle – zum Huddle in der Mitte, die Pressevertreter wurden höflich bestimmt vom Gelände gebeten.

Nach einiger Wartezeit kamen dann Shaq Griffin, Josh Allen, Urban Meyer und Trevor Lawrence auf ein extra errichtetes Podium im benachbarten Garten (das sofort im Anschluss wieder von eifrigen Arbeitern abgebaut wurde, als Trevor Lawrence den letzten Schritt von der Bühne getätigt hatte).

Natürlich gefällt es allen Spielern supergut in London. Vor allem die englischen Pressevertreter hielten sich jedoch nicht mit Fragen zurück und sparten auch nicht mit kritischen Nachfragen.

Head Coach Urban Meyer, der am Platz noch leicht gezwungen erscheinende gute Laune ausgestrahlt hatte, stellte seine Körpersprache sofort um, als nach seinem viel diskutierten Baraufenthalt gefragt wurde. "Überraschenderweise" würde er nächstes Mal alles anders machen. Kann man angesichts der damit verbundenen negativen Folgen im Nachgang auf jeden Fall glauben.

Shaq Griffin erklärte, dass ihn sein Bruder, der beim Gegner Dolphins im Kader steht, aber nicht mitwirken kann, anscheinend meidet (oder ghostet, wie die Jugend sagt). Und Josh Allen freute sich, dass er am Hinflug schlafen konnte, was angesichts mittlerweile dreier Kinder zu Hause absolut nachvollziehbar ist. Er ist einer der London-Veteranen der Jaguars und gab an, dass er das vor zwei Jahren nicht geschafft und daher damals an Jet-Lag gelitten hatte.

Den besten Eindruck hinterließ aber Quarterback Trevor Lawrence: Auch wenn der gerade 22jährige die Nachricht vom Dresscode (er war in schwarzer Jogginghose und grauem Hoodie erschienen) wohl nicht erhalten hatte, so beantwortete er selbstbewusst und gutgelaunt alle Fragen der anwesenden Pressevertreter. Man konnte ihm durchaus abnehmen, dass er der künftige Heilsbringer für die niederlagengeplagte Franchise sein kann. Trotz jetzt schon mehr Niederlagen (5) als an College und High School zusammenaddiert schien er sich zu freuen, in London spielen zu dürfen.

Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde war dann auch diese Pressekonferenz vorüber und der offizielle Teil damit nach nicht einmal zwei Stunden beendet. Abgesehen von der gekürzten Trainingssession und dem angespannten Auftritt von Urban Meyer hatte man nicht den Eindruck, dass es sich für die Jaguars um einen lästigen Pflichtauftritt handeln könnte. Trotzdem waren vermutlich auch die Spieler froh, dass dieser Tag "unfallfrei" vorübergegangen war...


Carsten Keller - 15.10.2021

Die Jaguars haben sich eine abgelegene Luxusunterkunft ausgesucht

Die Jaguars haben sich eine abgelegene Luxusunterkunft ausgesucht (© Carsten Keller)

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