Mythos Playbook

American Football Playbooks sind geheimnisumwittert, aber eigentlich kein Hexenwerk. Um ein American Football Playbook ranken sich stets viele geheimnisvolle Geschichten und Mythen. Es ist natürlich ein wichtiges Instrumentarium für alle Coaches, da hier alle Spielzüge der Mannschaften beschrieben sind. Es gibt sowohl für die Offense, wie auch für die Defense eine solche Guideline und jeder Spieler sollte die Spielzüge intensiv gelernt und geübt haben, bevor er das Feld betreten darf.

Sowohl für die Offense, als auch für die Defense gelten klare Playbook-Grundregeln. Es muss einfach zu verstehen und zu lesen sein. Die einzelnen Spielzüge müssen penibel aneinandergereiht sein und ein Fließsystem darstellen. Da jeder Coach eine eigene Sprache spricht, wird für alle Beteiligten ein Katalog benötigt, der die Begrifflichkeiten übersetzt, damit Trainer und Spieler auf einer Ebene zusammen arbeiten können. Der zweite Baustein eines Playbooks sollte die Philosophie Fragen behandeln. Coaches definieren in diesem Bereich, wie sie sich ihre Grundspielzüge in der gewünschten Ausführung vorstellen. So beschreibt der Coach die eigene Formation, aber auch mögliche Aktionen des Gegners und den Verlauf der eigenen Aktionen. Defense Coaches unterteilen dann die Spielzüge in Spielsituationen und berücksichtigen zusätzlich den Faktor Zeit. Diese Unterteilung ist sinnvoll, da eine Unterteilung in "First and Ten", "First and Ten Red Zone", Second and .... die Zugriffsgeschwindigkeit erhöht. Für den Play-Caller ist es somit sehr relevant, ob die Mannschaft führt, oder ob sie zurück liegt, wie viel der Punkteunterschied beträgt und wie viel Zeit noch zu spielen wäre. Er muss last but not least wissen, über wie viel restliche Fitness seine Spieler noch verfügen.

Grundsätzlich stehen erfolgreichen Coaches mehr Spielzüge zur Verfügung, die im Playbook fixiert wurden, als sie in einem Match wirklich benötigen. Traditionell denkende, meist ältere amerikanische Coaches, besitzen manchmal gar keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern kennen ihre Spielzüge auswendig und sagen die Spielzüge situativ und intuitiv an. Erfolgreiche Coaches achten natürlich stets darauf, dass ihren Spielern mental und physisch kein zu anspruchsvolles Programm aufgebürdet wird. Sie kennen ihre Spieler und ihre Fähigkeiten genau und nutzen ihre Stärken, beziehungsweise, vermeiden es, ihre Schwächen einzusetzen. Auch wird zwischen den einzelnen Gamedays viel weniger an den Playbooks geändert, als oft angenommen. Erfolgreiche Trainer verändern zwar von Gegner zu Gegner einige Nuancen, orientieren sich an Aufzeichnungen, die ihnen über den kommenden Gegner zur Verfügung stehen, stellen sich auf ihn ein, arbeiten an Stellschrauben aber nur sehr behutsam, denn sie wissen, dass keine American Football Mannschaft in der Lage ist, innerhalb weniger Tage eine komplette Spielphilosophie zu verändern. Das gilt sowohl für die Defense, als auch für die Offense.

Jörn Maier aus Elmshorn empfiehlt grundsätzlich, das jeder Coach vor allem die Elemente in einem Playbook zusammenzufügen sollte, an die er selbst glaubt. "Als ich mein erstes Playbook geschrieben habe, das war vor mittlerweile 30 Jahren, haben wir uns einfach etwas ausgedacht, vieles war auch grober Unfug. Im Laufe der Jahre hat man Erfahrungen gesammelt und die Spielzüge wurden immer brauchbarer. Auf jeden Fall ist es besser, schriftlich seine Spielzüge zu fixieren."

Maier versteht unter dem Begriff Terminologie übrigens sprachliche Bestandteile des Sports: "Es muss nicht immer das Rad neu erfunden werden. Allgemeingebräuchliche Begriffe sollten gewählt werden, die jedermann im Internet findet. Wenn ein externer Spieler aus einem anderen Verein in den eigenen Verein wechselt, dann kennt dieser sicherlich eine Cover 2, aber keine Cover blau. Viele jüngere Coaches denken auch, dass sie ihr Playbook kompliziert aufbauen müssen. Davon kann ich nur abraten. Es sind gerade die einfachen Dinge, die, wenn man sie beherrscht und perfekt einstudiert, auch die Grundsteine späterer Erfolge werden."

Unter Football-Philosophie versteht Maier "die Art des Footballs, an die ich glaube", und beantwortet die Frage, an welche Philosophie er glaubt mit den Worten: "Meine Offense funktioniert über das Laufspiel. In der Defense arbeiten wir nach dem Motto "Bend, but don't break defense". Für Maier gilt ferner persönlich der Grundsatz: "Passe nie deine Philosophie an den Gegner an." Die philosophische Frage ist für ihn somit nicht abhängig, in welcher Liga oder bei welchem Team man spielt, sondern man schaut, welchen nächsten Pfeil ich aus dem Köcher ziehen kann, wenn sich die Spielsituation auf dem Feld verändert. "Es fehlt vor allem allen Coaches die Zeit dazu, sich innerhalb einer Woche zu verändern. Das gilt in der NFL genauso wie beim College Football, als auch in der GFL. 80 bis 90 Prozent aller Spielzüge wiederholen sich ständig. Wir nennen sie "Bread and Butter" Spielzüge und jedes Team trainiert sie so oft wie möglich. Unser Repertoire beträgt rund 50 Spielzüge, am College mögen es 80 Spielzüge sein und in der NFL rund 100. Die Amerikaner verfügen allerdings über viel mehr Trainingszeit als wir. Bei uns ist das Leistungspaket schmaler und weniger umfangreich, wir veranstalten auch weniger Meetings, arbeiten aber genauso effizient, wie die Footballer in Übersee.

Es bleibt abschließend die Frage zu klären, wer eigentlich Eigentümer eines Playbooks ist. Ist es der Verein, für den der Trainer in einem Vertragsverhältnis steht, beziehungsweise stand, oder ist es der Trainer, in dessen Kopf das Playbook entstanden ist? Hier sind sicherlich zunächst vertragliche Vereinbarungen zu überprüfen, doch grundsätzlich gilt, dass es Eigentum des Coaches bleibt, wenn er es sich auch selbst ausgedacht hat. "Der Coach kann wohl relativ leicht beweisen, dass es sein Eigentum ist und das er die Terminologie schon einmal bei einem anderen Verein benutzt hat, schließlich werden bekanntlich Auszüge des Playbooks zum Auswendiglernen an die Spieler verteilt. Ich kenne keinen Vertrag, in dem geschrieben steht, dass der Arbeitgeber am Ende der gemeinsamen Zeit, das geistige Eigentum eines Trainers behalten möchte." Inspiriert, seine eigene Football-Philosophie zu entwickeln, wurde Maier 1995 vom damaligen Defensive Coordinator der Southern Oregon University, als er in jungen Jahren in den USA als Assistant Coach wirkte und seine Grundprägung erhielt. Coachesaufgaben in Lübeck, Kiel und natürlich in der NFL Europa runden das Profil ab. Als Head Coach der Elmshorn Fighting Pirates führte er sein Team von der Regionalliga bis in die GFL Nord.

Schlüter - 14.10.2021

American Football Playbooks sind geheimnisumwittert, aber eigentlich kein Hexenwerk.

American Football Playbooks sind geheimnisumwittert, aber eigentlich kein Hexenwerk. (© NFF)

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