Falcons nutzen Jet-Lag in London

Mit einem coronabedingten Jahr Verspätung liefen die Atlanta Falcons zum zweiten Mal nach 2014, damals im Wembley Stadion, als Heimteam in London auf. Diesmal besiegte man im Tottenham Hotspur Stadium die New York Jets mit 27:20 vor gut 60.000 Zuschauern – viele davon wie in den Vorjahren trotz hoher Corona-Hürden aus Deutschland.

Es war das Breakout-Spiel für Atlantas Tight End Kyle Pitts, der von den Falcons im vergangenen Draft an Position #4 der ersten Runde gedraftet worden war. Man konnte im Vorfeld der Partie ahnen, dass er aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle der Wide Receiver, allen voran Calvin Ridley sowie Russell Gage, mehr Targets bekommen würde.

In den vier Wochen zuvor gelangen ihm überschaubare 189 Yards und kein Touchdown, in London allein 119 Yards und ein Touchdown. Den schaffte er dann gleich im ersten Viertel, wo die Jets den Eindruck vermittelten, überhaupt noch nicht in England angekommen zu sein.

Ein Touchdown-Pass zu Beginn des zweiten Viertels von Quarterback Matt Ryan auf Tight End Hayden Hurst stellte sogar auf 17:0, aber trotz beruhigender 20:3 Führung zur Pause wurde es am Ende noch unnötig eng.

Einen großen Anteil daran hatten zwei Fumbles von TE Hayden Hurst und Running Back Mike Davis, jeweils tief in der Hälfte der Jets. Mit einem ähnlichen "Patentrezept" hatte man in der Vorwoche noch die Partie gegen das Washington Football Team aus der Hand gegegeben gehabt, die man gefühlt schon gewonnen hatte.

Diesmal sicherten die Falcons die Partie jedoch mit einem 39 Yard Pass zu Pitts und einem folgenden Touchdown-Lauf durch Running Back Mike Davis gut zwei Minuten vor dem Ende. Dafür benötigte man gerade einmal gut viereinhalb Minuten.

Die Jets Defense hätte "nur" einen Stop eben genau dieses Drives gebraucht und hätte der Offense den Ball mit drei Punkten Rückstand beim zwischenzeitlichen 20:17 zurückgebracht. Allerdings ist natürlich fraglich, ob die Offense, die nach dem anfänglichen Jet-Lag zwischenzeitlich auf Touren gekommen war, die Partie tatsächlich hätte drehen können. In der zweiten Halbzeit hatte man aber durch kurze Läufe von Ty Johnson und Michael Carter die einzigen beiden Touchdowns New Yorks erzielen können. Rookie Quarterback Zach Wilson spielte mit 19 von 32 angebrachten Passversuchen für 192 Yards und eine Interception – ohne Touchdown-Pass – eine maue Partie.

Head Coach Robert Saleh war nach dem Spiel relativ sprachlos, was die Gründe für die Niederlage anging: "Ich werde über diese Bye Week wie ein Besessener arbeiten, um zu sehen, ob es irgendetwas gibt, was wir anders machen können. Ich werde alle Entscheidungen und die Ausführung ansehen und herausfinden, was die Antwort ist über diese kommende Woche, damit ich irgendetwas finde, weil es einfach besser werden muss."

Bis zur Halbzeit hatten die Jets lächerliche 80 Yards Offense zustandegebracht. Irgendetwas Verbesserungswürdiges sollte sich also finden lassen. In fünf Wochen gelang den Jets insgesamt ein einziger Touchdown vor der Halbzeitpause.

Die New York Jets damit mit einer 1-4 Bilanz auf dem letzten Platz der AFC East (allerdings punktgleich mit den Miami Dolphins); die Atlanta Falcons belegen in der NFC South mit einer 2-3 ebenfalls den letzten Platz.

Beide Teams haben sich dazu entschieden, kommende Woche ihre Bye Week zu nehmen, um sich von den Reisestrapazen zu erholen.

Dann werden sich in Tottenham die Miami Dolphins "bei" den Jacksonville Jaguars gegenüberstehen. Und sicher wieder sehr viele deutsche Fans vor Ort sein; diesmal dürfte es wieder eine fünfstellige Zahl gewesen sein, die den Trip über den Ärmelkanal angetreten hatte.


Carsten Keller - 11.10.2021

Die NFL kehrte mit Falcons-Jets nach London zurück (© Carsten Keller)