Clemson droht der Absturz

Der Angriff von Clemson hat den Abgang von Top-Spielern wie RB Travis Etienne bislang noch nicht kompensieren können.Clemson steht nach der 21:27-Niederlage bei North Carolina State mit dem Rücken zur Wand. Das Saisonziel Playoff-Teilnahme ist nach der zweiten Niederlage praktisch kein Thema mehr. Wie geht die Mannschaft mit der für sie ungewohnten Situation, nicht mehr zu den Top-Teams zu gehören, um? Klar ist: Im Falle einer weiteren Niederlage droht dem Team, das in den letzten sechs Spielzeiten zusammen nur drei Regular-Season-Niederlagen kassiert hatte, ein richtiger Absturz. Das macht das kommende Spiel gegen Boston College, das nach vier Spielen noch ohne Niederlage ist und am letzten Samstag mit einem 41:34-Erfolg gegen das stärker eingeschätzte Missouri überraschte, so wichtig. Und dass man Boston College ernsthaft einen Sieg gegen die Tigers zutrauen darf, zeigt, wie ernst die Lage bei Clemson ist.

Die knappe Auftaktniederlage gegen Georgia mit nur zehn erzielten Punkten war angesichts der Stärke von Georgias Abwehr und der starken Leistung der eigenen Abwehr noch kein Beinbruch, aber sowohl der mühselige Erfolg gegen Georgia Tech (14:8) am dritten Spieltag als auch die Niederlage bei North Carolina State haben gezeigt, dass die Probleme größer sind als zunächst gedacht. Das betrifft vor allem den Angriff. Die Offensive Line ist bislang zu schwach, sowohl beim Schutz von QB DJ Uiagalelei, der bei Pässen viel zu oft von der gegnerischen Abwehr unter Druck gesetzt wird, als auch beim Schaffen von Räumen bei Läufen. Uiagalelei wiederum leistet sich noch zu viele unpräzise Pässe und wirkt oft nicht entschlossen genug, vor allem, wenn er keine Anspielstation findet und schneller selbst mit dem Ball laufen könnte. Im Laufspiel hätte das Team mit dem neuen Hauptballträger Will Shipley noch am ehesten die Chance gehabt, an das Niveau der Jahre mit Travis Etienne heranzukommen, aber Shipley schied am Samstag verletzt aus und wird der Mannschaft voraussichtlich drei bis vier Wochen fehlen. Das dürfte den Druck auf Uiagalelei weiter erhöhen.

Es sind aber nicht nur die Leistungen der Spieler, die im Moment nicht passen. Auch die Auswahl der Spielzüge wirkt gelegentlich etwas planlos, so als wenn die Coaches noch nicht recht wüssten, wie sie Uiagalelei am effektivsten einsetzen. Vor allem nutzen sie dessen läuferischen Möglichkeiten nicht genug. Besonders gut konnte man dieses Problem am Samstag beim entscheidenden letzten Spielzug sehen. Bei dem war Clemson mit einen vierten Versuch und fünf zum First Down fehlenden Yards konfrontiert. Einen Touchdown musste man in dieser Szene noch nicht erzielen. Ein Spielzug, bei dem Uiagalelei die Option gehabt hätte, zu passen oder selbst zu laufen, oder einer, bei dem ein Passspielzug nur angetäuscht worden und von vornherein ein Lauf von Uiagalelei geplant gewesen wären, hätten gewiss größere Erfolgsaussichten gehabt, zunächst einmal den neuen First Down zu holen, zumal sowohl auf dem Weg zum 14:14 als auch zur 21:14-Führung in der ersten Verlängerung Uiagaleleis Läufe die entscheidenden Szenen gewesen waren. Stattdessen ließen die Coaches einen Pass in die Endzone werfen, der zu unpräzise war und von dem von zwei Verteidigern gedeckten WR Justyn Ross nicht gefangen werden konnte.

Getragen wurde die Mannschaft bis jetzt vor allem von der Abwehr, aber selbst die beste Abwehr hält irgendwann nicht mehr, wenn sie, wie Clemsons am Samstag, mehr als zwei Drittel der Spielzeit auf dem Platz steht. Und auch hier wird die Situation nicht besser. Am Samstag verlor man den potenziell besten Defensive Lineman, DT Bryan Breese, mit einem Kreuzbandriss. Zudem schied LB James Skalski, der seine sechste College-Saison spielt und so etwas wie das Herz der Truppe ist, angeschlagen aus. Diese Ausfälle schwächen vor allem die Laufverteidigung und das könnte gegen Boston College erneut zum Problem werden. Beim Sieg gegen Missouri, zugegebenermaßen ein Team mit einer gegenüber Clemson schwächeren Abwehr, holten die Eagles 275 Yards und knapp sechs Yards pro Lauf und konnten so immer wieder lange Angriffe aufziehen. Fünf der sechs Angriffe, die Boston College gegen Missouri mit Punkten abschloss, bestanden aus zehn oder mehr Spielzügen und hielten die Eagles zwischen fünf und sieben Minuten in Ballbesitz. Und so wird Boston College auch gegen Clemson zum Erfolg kommen wollen.

Fazit: Clemsons Abwehr braucht bei aller Qualität mehr Entlastung durch eine Steigerung im Angriff. Man müsse jetzt alles auf den Prüfstand stellen und nach der besten Strategie suchen, um das nächste Spiel zu gewinnen, sagte Clemsons Offensive Coordinator Tony Elliott am Samstag unter anderem. Dem kann man voll und ganz zustimmen, nur, ob man die erkannten Schwächen auch kurzfristig wird abstellen können, ist eine ganz andere Geschichte. Noch kann Clemson die Saison mit dem Gewinn des Titels seiner Conference (ACC) retten, aber der Weg zu diesem Titel dürfte deutlich schwerer werden als man das vor der Saison erwartet hatte. Und der Rest der Conference hat in den letzten beiden Wochen gesehen, dass das bis vor Kurzem noch übermächtig erscheinende Clemson zu schlagen ist.

Hoch - 01.10.2021

Der Angriff von Clemson hat den Abgang von Top-Spielern wie RB Travis Etienne bislang noch nicht kompensieren können.

Der Angriff von Clemson hat den Abgang von Top-Spielern wie RB Travis Etienne bislang noch nicht kompensieren können. (© Getty Images)

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