Zentimeter machen den Champion

Die Frankfurt Galaxy haben es geschafft und wie in der Vorgängerliga (NFL Europe) den ersten Titel gewinnen können. In einem spannenden Finale wurden die Hamburg Sea Devils 32:30 bezwungen, und Field Goals spielten dabei eine wichtige Rolle.

Drei Punkte bringt ein erfolgreicher Kick durch die Torstangen, der über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Galaxy Head Coach Thomas Kösling ist seit 1998 Fan der Minnesota Vikings und entsprechend leidgeprüft. "Zu Field Goals habe ich eine besondere Beziehung", gesteht er. 1998 hat der damalige Kicker der Vikings eine perfekte Saison, als er alle seine 35 Field Goals und 59 Extrapunkte verwandelt, doch im Championship Game traf er aus 38 Yards nicht und statt in den Super Bowl ging es für Minnesota in die Sommerpause. Die Fans der amerikanischen Sitcom "How I Met Your Mother" durften hautnah erleben, welche Gefühle dieser Fehlschuss ausgelöst hat. Für Kösling ging es noch weiter. Im German Bowl XL am 13. Oktober 2018 verschoss sein damaliger Kicker drei Field Goals und die Frankfurt Universe verloren mit 19:21 gegen die Schwäbisch Hall Unicorns. Das erste Spiel der European League of Football entschied der Hamburger Kicker Phillip Friis Andersen kurz vor Ende per Field Goal gegen die Galaxy. Dies sollte die einzige Niederlage für Kösling und seine Jungs in der gesamten Saison bleiben.

Das die Galaxy so dominant durch die Saison marschiert waren, lag an ihrer Defense, die weniger als 14 Punkte pro Spiel zu gelassen hatten. Doch im Finale machte die Unit ihr schwächstes Spiel. Die Sea Devils machten fast 500 Yards Raumgewinn und 31 First Downs sind deutliche Indizien dafür, dass Hamburg Mittel und Wege gefunden hat, den Ball zu bewegen. Doch manchmal haben Field Goals auch einen positiven Aspekt. Beim Stand von 0:7 aus Sicht der Galaxy sind die Hamburger erneut kurz vor der Endzone und könnten auf 0:14 davon ziehen, doch die Abwehr hält diesmal stand und Andersen macht das erste seiner drei Field Goals. "Dieser Stop war elementär", macht Kösling deutlich. "Diese kleineren Plays seien ebenfalls wichtig, auch wenn sie nicht so spektakulär sind wie Turnover", hebt der Frankfurter Trainer hervor. Noch weitere dreimal sollte es der Abwehr gelingen, den Gegner dazu zu zwingen, das Field Goal zu kicken, statt einen Touchdown zu erzielen. Damit blieben die Galaxy im Spiel und konnten 31 Sekunden vor Ende durch Quarterback Jakeb Sullivan die Führung machen. Hamburg hätte zu jenem Zeitpunkt mit sieben Punkten führen müssen, doch Andersen verschoss aus machbarer Entfernung. Fünf Sekunden vor dem Ende wiederholte sich dieses Szenario diesmal aus 60 Yards. War sein erster Kick ein paar Zentimeter zu weit links, fehlte dem zweiten etwas Kraft und geriet zu kurz.

"Hamburg hat uns an die Grenzen gebracht", lobte Kösling den Finalgegner. Es war ein hochklassiges und dramatisches Finale, wie sich das die Veranstalter erhofft hatten. Die beiden besten Teams der Liga hatten sich ein Duell auf Augenhöhe geliefert, in dem Zentimeter über den Sieg entschieden hatten. ""Wir haben Wege gefunden, dieses Spiel zu gewinnen", sagt Kösling, der nach einige bitteren Niederlagen nun froh ist, seinen ersten Titel als Cheftrainer gewonnen zu haben. Die Freude über den Triumph ist bei den Galaxy sehr hoch, doch die nächste Herausforderung wartet bereits. Mit zwei Teams aus Österreich und Düsseldorf Rhein Fire kommen drei weitere Mannschaften hinzu und weitere können folgen. Die Galaxy werden als Titelverteidiger gejagt werden. "Dies wird eine weitere und neue Herausforderung sein für uns, der wir uns stellen werden", gibt er sich optimistisch.

Großes Thema wird sein, einen Kicker zu finden, der enge Spiele entscheiden kann. Das hatte Kösling bereits angekündigt und damit erste Lehre aus der abgelaufenen Saison gezogen. Vielleicht wird dann in der neuen Saison ein erfolgreicher Kick Thema sein.

Stefan Demps - 29.09.2021

Thomas Kösling gewint seinen ersten Titel als Cheftrainer (© Frank BAUMERT)