Oregon mischt die Karten neu

Oregon sorgte mit dem 35:28-Erfolg bei Ohio State für die größte Überraschung des zweiten Spieltages.Den Start in die neue Saison kann man nach zwei Spieltagen schon mal als geglückt betrachten, auch wenn die Spielzeit am Ende, also bei der Vergabe der Playoff-Plätze, dann doch so berechenbar und damit ein Stück weit langweilig enden sollte, wie allgemein erwartet wird. In Woche zwei kassierte mit Ohio State, das auf eigenem Platz gegen Oregon mit 28:35 verlor, bereits der zweite Vertreter aus dem Quintet der unmittelbaren Playoff- und Titel-Kandidaten die erste Niederlage. Dazu kamen für zwei weitere Teams aus den ersten 15 der AP-Rangliste, USC (28:42 gegen Stanford) und Texas (21:40 bei Arkansas) überraschende Niederlagen, und zwei Top-Ten-Teams, Texas A & M (10:7 gegen Colorado) und Notre Dame (32:29 gegen Toledo), schrammten nur knapp an einer Pleite vorbei. Das sorgt erst einmal für Abwechslung und weckt die Hoffnung, dass die Top-Fünf doch mehr Konkurrenz bekommen, als vor der Saison verhergesagt.

War in der letzten Woche schon vor den Spielen klar gewesen, dass eines der fünf Top-Teams verlieren würde, weil zwei von ihnen, Georgia und Clemson, direkt aufeinander trafen, so war die Niederlage von Ohio State am Samstag eine satte Überraschung. Einen Erfolg in Columbus hätte man Oregon, das zuvor in neun Versuchen noch nie gegen die Buckeyes hatte gewinnen können, von vornherein nicht zugetraut, und nachdem sich die Ducks zum Auftakt gegen Außenseiter Fresno State richtig schwer getan und in dem Spiel auch noch ihren besten Verteidiger (DE Kayvon Thibodeaux) mit einer Verletzung verloren hatten, war ein "Upset" noch unwahrscheinlicher geworden. In Columbus präsentierte sich Oregon ganz anders als erwartet. Von der Kulisse mit über 100.000 Zuschauern offensichtlich unbeeindruckt, diktierten die Ducks mit ihrem Laufspiel vor allem im zweiten und dritten Viertel das Geschehen, erspielten sich dreimal eine Führung mit zwei Touchdowns und wehrten in den Schlussminuten Ohio States letzten Comeback-Versuch mit einem wichtigen Quarterback Sack und einer Interception zwei Spielzüge später ab. "Es ist in Worten schwer auszudrücken, was es bedeutet, hier her zu kommen, ohne ein paar wegen Verletzungen fehlenden Spielern, und so einen mutigen Football zu spielen", sagte Head Coach Mario Cristobal später zum Auftritt seines Teams unter anderem.

Oregon katapultiert sich mit diesem Sieg zunächst einmal in die Rolle des ersten Verfolgers der Top-Playoff-Kandidaten und genau dorthin, in die Spitze des College Footballs, wo Oregon zuletzt mit dem Erreichen des National Championship Games 2014 stand (Gegner damals übrigens Ohio State), will Cristobal das Team auch haben, das betont er immer wieder. Ob ihm das in dieser Saison gelingt, hängt natürlich nicht von diesem einen Spiel ab. Die Spiele in der in den letzten Jahren ziemlich ausgeglichenen und dadurch unberechenbaren Pac-12 Conference sind mindestens ebenso wichtig. Immerhin, auch mit Blick auf diese lief am letzten Samstag alles für Oregon. In der eigenen Division kassierte der vermeintlich schwerste Gegner, Washington, im zweiten Spiel die zweite Niederlage (10:31 bei Michigan) und war dabei in der Offensive erschreckend hilflos, und die beiden potenziell besten Teams aus der South Division, USC und Utah, sahen bei ihren Niederlagen auch nicht aus wie Anwärter auf den Conference-Titel. So könnte nach derzeitigem Stand das Spiel bei UCLA am 23. Oktober für die Ducks das Schlüsselspiel in Sachen Playoff-Ambitionen werden.

Bei Ohio State war die Stimmungalage gemischt. Die Niederlage schmerze, aber sie sei nicht das Ende, sagte Head Coach Ryan Day. Damit liegt er natürlich richtig. Wenn die Buckeyes kein weiteres Regular-Season-Spiel verlieren sollten, wären sie bei der Vergabe der Playoff-Plätze auf jeden Fall dabei. Und das Restprogramm ist trotz der Spiele gegen Penn State und bei Michigan, die beide in den kommenden Wochen zeigen müssen, ob sie schon stark genug für den Angriff auf den Top-Favoriten sind, nicht übermäßig schwer. Zunächst einmal müssen die Buckeyes aber ihre "Hausaufgaben" machen. Ihr großes Problem gegen Oregon war die Abwehr, vor allem die Verteidigung gegen das Laufspiel. Die "Front Seven" verloren das Duell gegen Oregons starke Offensive Line ganz klar und mussten sich immer auf zwei Spieler, RB CJ Verdell und den laufstarken QB Anthony Brown, konzentrieren. Der Erfolg mit Läufen (am Ende 269 Yards und ein unglaublicher Schnitt von sieben Yards pro Lauf) schuf für Oregon zudem mehr Spielraum bei Pässen. Das Beunruhigende für Ohio State: Diese Schwäche gegen das Laufspiel hatte die Abwehr auch schon im ersten Spiel gegen das gegenüber Oregon deutlich schwächere Minnesota gezeigt (203 kassierte Lauf-Yards). Gegen Minnesota konnte Ohio State das mit seinem starken Angriffsspiel ausgleichen, gegen Oregon beinahe auch, aber eben nur beinahe. Die Leistung des neuen Stamm-Quarterbacks C.J. Stroud, ein Spieler in der ersten College-Saison, lässt für die Buckeyes in diesem Bereich Großes erhoffen (und für die Konkurrenz befürchten), aber wenn die Laufverteidigung, letzte Saison eine der Stärken des Teams, nicht deutlich besser wird, dann gerät das erklärte Ziel Playoff-Teilnahme in Gefahr. Ohio States Abwehr hat jetzt erst einmal fünf Spiele gegen Teams vor sich, die sich schlicht nicht auf dem Niveau der Buckeyes bewegen, und so die Möglichkeit, dass sich die personell gegenüber 2020 stark umgekrempelte Abwehr "findet". Das Heimspiel gegen Penn State am 30. Oktober wird dann wohl zeigen, ob Ohio State im Rennen um die Playoff-Plätze bleibt.

Hoch - 14.09.2021

Oregon sorgte mit dem 35:28-Erfolg bei Ohio State für die größte Überraschung des zweiten Spieltages.

Oregon sorgte mit dem 35:28-Erfolg bei Ohio State für die größte Überraschung des zweiten Spieltages. (© Getty Images)

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