Vom Lacrosse zurück aufs Footballfeld

Die New Orleans Saints haben auf den längeren verletzungsbedingten Ausfall von Star Wide Receiver Michael Thomas reagiert (siehe gesonderter Artikel) und mit Chris Hogan einen erfahrenen Veteran geholt, der seine Karriere eigentlich Mitte Februar beendet hatte, um zum Lacrosse zu wechseln.

Der zweifache Super Bowl Sieger Chris Hogan hatte sich für den Draft der Premier Lacrosse League gemeldet, um dort von einem der acht Teams gewählt zu werden, nachdem der Erfolg in der NFL zuletzt nicht mehr so groß war, wie er ihn bei den Patriots erleben durfte.

Hogan gehörte beim Lacrosse dort zu den ältesten Spielern im Draft. Er war am College bei Penn State ein Star in der Sportart mit den "Keschern", die hierzulande ein Schattendasein führt, in den USA aber – vorwiegend als Collegesport – durchaus populär ist. Dort hatte Hogan sogar ein Stipendium aufgrund seiner Fähigkeiten; im letzten Jahr (2010) führte er die Nittany Lions als Kapitän an.

Da er sich in seinem Sophmore Year (das zweite Jahr am College) verletzt hatte, durfte er noch ein Jahr zusätzlich Sport betreiben. Dazu spielte er dann bei Monmouth – auf quasi allen möglichen Skill Positions – Football. Gedraftet wurde er 2011 nicht, was angesichts nur einem Jahr Collegefootball (und das bei einer Uni, die sicher nicht zur Football-Elite zählt) alles andere als überraschend war.

Es folgte eine typische Vita für einen ungedrafteten Free Agent: Von einem Team zum nächsten, ohne groß Fuß zu fassen: San Francisco, New York Giants, dann ein knappes Jahr bei den Miami Dolphins. Besser wurde es dann im November 2012, als ihn die Buffalo Bills in ihre Practice Squad holten und Mitte Dezember in den aktiven Kader beförderten. Er blieb insgesamt vier Jahre bei den Bills, lief in 48 Spielen auf und erzielte dabei ungefähr 950 Yards mit sechs Touchdowns.

Nach Vertragsende holte ihn Lacrosse-Fan Bill Belichick für drei Jahre und 12 Millionen Dollar zu den Patriots – sein Durchbruch. Der Mann war in entscheidenden Situationen präsent und überzeugte mit seinem Willen. Insgesamt kam er dort auf ca. 1.650 Yards und 12 Touchdowns in drei Jahren. Zweimal durfte er einen Titel feiern (Super Bowl LI gegen die Atlanta Falcons und Super Bowl LIII gegen die Los Angeles Rams).

Bei seinen letzten beiden Stationen, den Carolina Panthers und New York Jets, wurde jeweils der Head Coach nach der Saison entlassen, was ungefähr auch zu der Leistung von Hogan passte. Bei den Jets reichte es vor einer Verletzung, der gefürchteten "High Ankle Sprain", überhaupt nur zu fünf Spielen (14 Catches für 118 Yards), bevor er auf der Injured Reserve Liste landete.

Die Premier Lacrosse League, die im Dezember 2020 mit der Major League Lacrosse verschmolz, hielt ihren drei Runden Draft (also 24 Picks) am 25. März ab. Dort wurde der 33jährige aber nicht gedraftet, obwohl seine (Football-)Reputation einer Franchise etliches an Popularität und Medieninteresse einzubringen versprach. Anschließend nahm ihn der Cannons Lacrosse Club als ungedrafteten Free Agent unter Vertrag, aber zunächst schaffte Hogan dort nicht den Sprung in den Kader.

Letztendlich reichte es nur für eine Partie, bevor ihn die Cannons Anfang Juli zu den Whipsnakes tradeten. Nachdem die Gerüchte um eine NFL-Rückkehr konkreter wurden, erklärte die Premier League Lacrosse, dass sie ihrem wohl zumindest international berühmtesten Akteur keine Steine in den Weg legen würde.

Bei einem Probetraining am Montag überzeugte er die Verantwortlichen der Saints und konnte sich so für einen weiteren NFL-Vertrag empfehlen.

Carsten Keller - 27.07.2021

Chris Hogan hatte seine erfolgreichste Zeit bei den Patriots, zuletzt spielte er bei den Jets (© Carsten Keller)