Komplette Draft Pittsburgh Steelers

Najee Harris soll die Probleme im Angriff der Steelers beheben.1. Runde, Pick Nr. 24 – RB Najee Harris, Alabama

Mit ihrem Pick verstießen die Steelers gegen ein quasi ungeschriebenes Gesetz. Danach sollte man niemals einen Running Back in der ersten Runde draften. Dem liegt der Gedanke zu Grunde, dass in der heutigen passorientierten NFL ein Running Back nur noch eine untergeordnete Rolle spielt und man auch in der dritten Runde oder sogar noch später einen Top-Running Back verpflichten kann. Saints-RB Alvin Kamara wird dabei gerne als Beispiel genannt.

Dabei wird leider übersehen, dass Kamara eher die Ausnahme als die Regel ist. Und nicht dass die Steelers es nicht auch auf diese Weise versucht hätten, allerdings mit wenig Erfolg. James Conner (3. Runde 2017), Jaylen Samuels (5. Runde 2018), Benny Snell (4. Runde 2019) und Anthony McFarland (4. Runde 2020) sind ein Beweis, dass die Steelers mit dieser Strategie bisher nicht den gewünschten Erfolg hatten. Deshalb fiel die Wahl nun auf Harris in der ersten Runde, auch wenn das Echo der Medien außerhalb von Pittsburgh wegen der angeblichen gebrochenen Regel ausnahmslos negativ ausfällt.

Des Weiteren belegten die Steelers mit ihrem Laufspiel in 2020 den 32. und letzten Platz in der NFL-Rangliste. Präsident Art Rooney II hatte versprochen, dass die Steelers nie wieder einen letzten Platz im Laufspiel belegen würden. Das Laufspiel ist, mit wenigen Spielzeiten als Ausnahme, seit Jahrzehnten das Rückgrat der Steelers. Selbst in der heutigen passfreudigen NFL soll dies wieder der Fall sein.

Deshalb löste diese Verpflichtung in Pittsburgh eine weitgehend ungeteilte Euphorie aus. Selbst zahlreiche Spieler äußerten sich unmittelbar danach begeistert in den sozialen Medien. DT Cameron Heyward sprach wohl vielen Abwehrspielern aus dem Herzen: "Das wird den Job der Defense viel einfacher machen." Zu oft in 2020 musste die Defense ran, weil die Offense selbst kürzeste Entfernungen zum First Down nicht überbrücken konnte. Das soll Harris ändern.

Kritiker meinen aber, dass die Offensive Line der Steelers dazu noch immer zu schwach wäre. Harris ist jedoch ein bulliger Running Back, der auch mal ohne eine große Lücke ein paar Yards machen kann. Wohl auch deshalb zogen die Steelers Harris, dem Favoriten der Fans RB Travis Etienne vor, der mehr als Passempfänger für Furore sorgt. Harris ist vielseitiger und auch ein guter Passblocker. Letztendlich überzeugt hat die Steelers wohl ein Interview mit Harris. In diesem überraschte er mit einer ungewöhnlichen Reife für sein Alter. Er selbst bezeichnete sein Interview mit den Steelers als bestes Interview, welches er vor der Draft geführt habe. Insofern kommt jetzt zusammen, was zusammen gehören wollte.

Runde 2, Pick Nr. 55 – TE Pat Freiermuth, Penn State

Während die Verpflichtung von Harris in der ersten Runde erwartet worden war, haben die Steelers mit ihrem zweiten Pick alle Analysten überrascht. Nicht etwa ein Offensive Linemen wurde ausgewählt sondern ein TE. Zwar erinnert Freiermuth rein äußerlich sehr an TE Rob Gronkowski (gleiche Größe und Gewicht), er ist beim blocken für das Laufspiel aber deutlich schwächer. Freiermuth galt als der zweitbeste Tight End der Draft, was immer dieser Titel in einer eher als schwachen (für diese Position) bezeichneten Draft wert ist.

Überzeugt hat die Steelers wohl sein harter und unermüdlicher Einsatz im Spiel. Die Steelers legen offenbar wieder mehr Wert auf harte Arbeiter statt empfindliche Künstler. Die Fans wird es freuen.

Angesichts des Rücktritts von TE Vance McDonald war dies ganz klar auch ein Auftrag zum handeln. Ob es schon in der zweiten Runde hätte sein müssen, wird die Zukunft zeigen. Möglicherweise hat man sich auch daran erinnert, dass Ben Roethlisberger in seiner langen Karriere immer ein gutes Arbeitsverhältnis zu seinen Tight Ends hatte, man denke nur an den früheren TE Heath Miller. Insofern sind Harris und auch Freiermuth zwei Spieler, die das Leben von Roethlisberger deutlich leichter machen sollten.

Runde 3, Pick Nr. 87 – C Kendrick Green, Illinois

In der dritten Runde war es dann endlich so weit. Der sehnlich herbei gewünschte Offensive Linemen wurde gedraftet. Allerdings kein Offensive Tackle sondern ein Center. Auch das ist eine klare Ansage: Das Laufspiel wird wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Denn beim Laufblock liegt die Expertise von Green. Aber die Steelers glauben wohl, dass sie die Defizite in anderen Bereichen "wegcoachen" können.

Dies war auch der erste Pick, für den die Steelers uneingeschränktes Lob von allen Seiten erhielten. Zum einen natürlich, weil er eine gute Verstärkung für eine massive Schwachstelle ist. Zum anderen aber, weil niemand damit gerechnet hatte dass Green am Ende der dritten Runde überhaupt noch zur Verfügung stehen würde. Insofern brachten die Steelers dann auch nicht lange um zuzugreifen.

Runde 4, Pick Nr. 128 – OT Dan Moore, Texas A&M

In Runde 4 kam dann endlich der ersehnte Offensive Tackle. Die Wahl von Moore ist dabei aber eher ungewöhnlich, wie auch die folgenden beiden Picks. Moore ist wie Green ein Fachmann für den Run Block; so weit so gut.

Die Entscheidungen, wer gedraftet wird, fällen die Teams anhand ihres sogenannten Draft Boards. Auf diesem sind die Spieler nach der Einschätzung der Teams nach ihren Leistungen sortiert, üblicherweise von Nr. 1 bis Nr. 100, manchmal auch mehr oder weniger. Dazu gibt es die Draft Boards der professionellen Scout- und Beraterfirmen. Diese gehen manchmal sogar bis Nr. 300.

Moore findet sich bei diesen allerdings erst auf Platz 285 oder sogar noch weit dahinter wieder, d.h. eigentlich gehört er zu der Gruppe der Spieler, die üblicherweise ungedraftet bleiben und manchmal außerhalb der Draft unter Vertrag genommen werden. Die Steelers sehen ihn bereits in der vierten Runde. Solche Missverhältnisse in der Bewertung gibt es immer wieder, dass sie so massiv sind ist eher selten. Insofern wurden die Steelers für diesen Pick förmlich zerrissen.

Runde 4, Pick – Nr. 140 – LB Buddy Johnson, Texas A&M

Kurz daraus fiel die Wahl der Steelers auf seinen Teamkollegen Buddy Johnson. Auch er gilt eher als Pick für die 7. Runde. Dennoch haben die Steelers damit auch eine Schwäche in ihrem Team angesprochen. Johnson ist zwar klein nach NFL-Maßstäben (1,85 m), aber kompakt (104 kg) gebaut, kraftvoll und lässt sich von Offensive Linemen nicht so leicht aus dem Weg räumen. An sich ein guter Pick, nur eben zu teuer bezahlt.

Runde 5, Pick 156 – DT Isaiahh Loudermilk, Wisconsin

Den Vogel abgeschossen haben die Steelers aber mit dem Pick von Loudermilk. Dieser befindet sich nicht einmal unter den Top 300 Spielern der Scouts. Er gilt quasi als reiner Free Agent. Deshalb ist es unverständlich es, dass die Steelers, um ihm zu draften, für ihn sogar einen Pick der vierten Runde in 2022 an die Miami Dolphins im Tuasch für diesen Pick gegeben haben.

"Wir waren uns sicher, dass er in der nächsten Runde weg wäre. Deshalb mussten wir handeln, beschrieb Steelers-Defensive Line Coach Karl Dunbar diese Wahl. Noch rätselhafter wird es, wenn man berücksichtigt, dass die Steelers eine der besten Defensive Lines der Liga und auch keinen Mangel an Back Ups haben. Insofern wären wir nicht überrascht, wenn Loudermilk nicht einmal den Sprung ins Team schafft.

Runde 6, Pick 216 – OLB Quincy Roche, Miami

Runde 7, Pick 245 – S Tre Norwood, Oklahoma

Runde 7, Pick 254, P Pressley Harvin III, Georgia Tech

Fazit:
Die Draft der Steelers lässt uns ein wenig ratlos zurück. Auch wenn wir die allgemeinen Vorbehalte gegen einen Running Back in der ersten Runde nicht teilen und auch die teamspezifischen Gründe für die frühe Draft eines Tight Ends nachvollziehen können, bleibt das Gefühl, die Draft der Steelers sei etwas unausgewogen. Die spätere wiederholte Draft von möglicherweise auch Runden später noch zur Verfügung stehen Spielern zu einem noch relativ frühen Zeitpunkt halten wir für einen Fehler. Die Draft von Loudermilk ist ein sehr gewagtes Experiment. Letztendlich wissen wir erst in etwa 2 bis 3 Jahren was diese Draft wert ist. Aus heutiger Sicht war sie aber zu teuer.

Korber - 30.04.2021

Najee Harris soll die Probleme im Angriff der Steelers beheben.

Najee Harris soll die Probleme im Angriff der Steelers beheben. (© Getty Images)

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