Draftexperte Daniel Jeremiah im Mediengespräch

Der Draft rückt mit Riesenschritten näher – in einer Woche sind wir bereits mittendrin. Zur Vorbereitung stand NFL Network Draftexperte Daniel Jeremiah in einem Conference Call den Pressevertretern Rede und Antwort. Während ProSieben Maxx "nur" die erste Runde live übertragen wird, bringt das NFL Network wie üblich alle sieben Runden bis zum Abschluss Samstagnacht komplett. Als sich Mike Mayock 2019 zum Wechsel auf den General Manager-Posten der Oakland / Las Vegas Raiders entschied, übernahm der 43jährige ehemalige Scout als Draftexperte des NFL Networks.

Daniel Jeremiah wird am Sonntag nach Cleveland fliegen und seinen – von wohl einigen sehnsüchtig erwarteten - finalen Mock Draft am Mittwoch veröffentlichen. Gleich die erste Frage drehte sich auch prompt darum, warum er Alabama Quarterback Mac Jones in seiner Rangliste der zu draftenden Spieler auf #32 hat, ihn jedoch an Position #3 bei den San Francisco 49ers sieht.

"Das ist für mich der Unterschied zwischen der Erstellung deiner eigenen Liste, wie du die Spieler gewichtest, wie du sie reihst, wie du sie siehst im Gegensatz zu einem Mock Draft, der projeziert, wo Du denkst, dass die Jungs weggehen werden.

Ich glaube nicht, dass Mac Jones bei allen 32 Teams passen würde. Wenn er zu den 49ers geht, wird er dort gut spielen, dann wird er ein richtig guter Spieler dort. Für mich ist er nur hinter den anderen Quarterbacks, wenn ich sie rein nach ihren Fähigkeiten sortiere."

Eine andere Frage drehte sich darum, dass Teams sich mittlerweile schneller wieder von Quarterbacks trennen, als das früher der Fall war.

Daniel Jeremiah erklärte dazu: "Ja, das ist in meinen Augen nicht mehr so mit finanziellen Problemen verbunden, weil man diese Monster Rookie Verträge nicht mehr hat, die jemand langfristig gebunden hatten. Zudem gibt es mehr Wechsel bei den Head Coaches und General Managern. Dieser Kreislauf ist ganz schön enger geworden. Durch den stetigen Wechsel sind die Coaches und GMs nicht mehr mit diesen Quarterbacks verheiratet. Sie kommen neu dazu und sagen: Das war nicht mein Guy. Ich will meinen Kerl. Das ist sicher ein Teil davon.

Du hast einfach nicht mehr diese finanziellen Strafen, die es vorher gab. Für mich war der Wendepunkt Arizona, als man sagen konnte: Man – wir haben Josh Rosen genommen und ein Jahr später sagen wir: Ne, wir lassen das und wir werden auf der Position für ein Upgrade sorgen. Das macht nur Sinn, dass man rausgeht und sich einen besseren holt. Ich denke, da hat es die letzten Jahre eine große Verschiebung gegeben und das wird wohl auch nicht mehr zurückgedreht."

Das größte Problem in diesem ganzen Prozess, den das zweite Jahr in Folge die Corona-Pandemie beeinflusst hat, sieht Jeremiah übrigens in der fehlenden medizinischen Information: "Letztes Jahr, so komisch das auch war, haben wir noch das Combine (in Indianapolis im März) geschafft, also hatten wir mehr als 330 Spieler mit einer guten medizinischen Untersuchung.

Dieses Jahr waren nur ungefähr 150 Spieler in Indy und einige waren wegen CoViD oder aus anderen Gründen – auch Schlüsselspieler – nicht da. Jetzt hast Du keine komplette medizinische Information von diesen Spielern und nichts fürchtet ein General Manager mehr als eine fehlende Untersuchung. Das wird dazu führen, dass Teams in den Runden 3 und 4 unter Zuhilfenahme später Picks gerne nach vorne wollen bis in die zweite Runde, um da sicherzugehen. Außerdem wird man Teams sehen, die Picks in diesem Jahr wegtraden für solche nächstes Jahr, denn wenn wir erst einmal in der zweiten Hälfte des Drafts sind, bist Du im Bezug auf die medizinische Geschichte quasi im Blindflug unterwegs."

Der Teil ist auf jeden Fall außergewöhnlich und es bleibt zu hoffen, dass es nächstes Jahr dann wieder mehr Sicherheit und weniger CoViD-Einfluss geben kann.






Carsten Keller - 22.04.2021

Das NFL Network wird wieder ein zentrales Set beim Draft haben (© Carsten Keller)