Haftbefehl gegen Neuzugang Aldon Smith

Aldon Smith feierte seine größten Erfolge in San Francisco, wo auch seine Probleme begannenEin Jahr lang benahm sich Defensive End Aldon Smith bei den Dallas Cowboys wie ein Musterknabe, was angesichts seiner Vorgeschichte durchaus überraschen konnte. Kaum hatte er vergangenen Donnerstag bei den Seattle Seahawks unterschrieben, schon scheint der "alte" Aldon Smith zurück: Das Sheriffs Office Bernard Parish in New Orleans hat Haftbefehl gegen den auf dem Feld talentierten Pass Rusher beantragt; er soll Samstagabend in Louisiana einen Bekannten attackiert und bewusstlos gewürgt haben, so dass dieser "schwere Verletzungen" erlitt.

Die Hintergründe sind noch unklar; allerdings ist der Haftbefehl als Körperverletzung zweiten Grades (aufgrund der Bewusstlosigkeit) mit einer Gefängnisstrafe von bis zu acht Jahren sicher keine Kleinigkeit; Smith hat eine lange Liste von Verfehlungen abseits des Platzes, so dass die Nachricht jetzt aber auch nicht unbedingt überraschend kommt.

Der Pass Rusher war 2011 nach seiner Zeit am College bei den Missouri Tigers von den San Francisco 49ers mit dem siebten Pick der ersten Runde gedraftet worden. Von Beginn an überzeugte er bei den Niners auf dem Feld, wurde Rookie des Monats Oktober und schaffte insgesamt gleich 14 Sacks in seiner ersten Saison.

In seiner zweiten Spielzeit gelangen ihm sogar 19,5 Sacks und er wäre zum Pro Bowl geschickt worden, wenn er nicht stattdessen sogar im Super Bowl gegen die Ravens hätte auflaufen dürfen. Nur J.J. Watt wurde zu diesem Zeitpunkt höher eingeschätzt.

Hier begannen dann allerdings seine Probleme abseits des Spielfelds (oder wurden zumindest ab da öffentlich): Bei einem Unfall ohne Fremdbeteiligung im September 2013 wurde er mit Marihuana erwischt und später neun Spiele gesperrt. Es folgten weitere Festnahmen wegen Fahrens unter Drogeneinfluss, einer Bombendrohung, häuslicher Gewalt, Unfallflucht, Verstoß gegen Bewährungsauflagen...

Im August 2015 entließen ihn die 49ers schließlich nach einer weiteren Festnahme; die Raiders griffen zu, aber nach neun Spielen (mit sieben Starts und 3,5 Sacks) wurde er zunächst für ein Jahr suspendiert. Letztendlich wurde er bei den Raiders im März 2018 entlassen und war anschließend arbeitslos. Er hatte sich zunächst auch nicht um seine Wiederaufnahme bemüht, bis ihn die Cowboys 2020 holen wollten (und er sich seinen Angaben nach wieder in Form gebracht hatte).

Nach einem Gnadengesuch hatte ihn NFL Commissioner Roger Goodell in einem Videokonferenz-Call im April 2020 begnadigt, so dass er erstmals nach 2015 wieder spielen durfte.

Und das gelang außerordentlich gut: Obwohl die Defense an sich schwächelte (was eine ziemliche Untertreibung ist), konnte er alle 16 Partien bestreiten. Dabei gelangen ihm zwei Fumble Eroberungen – bei einem sogar mit Touchdown – und fünf Sacks. Zudem sammelte er 48 Tackles und 14 Quarterback Hits. Er war so etwas wie der Einäugige unter den blinden Verteidigern der Cowboys.

Ob jetzt seine Forderungen zu hoch waren, womöglich doch nicht alles abseits des Spielfelds so gut lief, wie man von außen vermuten konnte, oder andere Gründe eine Rolle spielten, wurde nicht verkündet. Stattdessen ließ man ihn relativ unzeremoniell zum Free Agent werden.

Angesichts seiner Statistiken aus dem Vorjahr war klar, dass er einen neuen Arbeitgeber finden wird; allerdings wurden heute zeitgleich die Konditionen bekannt, die zeigen, dass er – wohl aufgrund seines Straftatenregisters – wohl nicht unbedingt begehrt war: Er hatte für das Minimum an Grundgehalt (990.000 Dollar) und insgesamt 1,127 Millionen unterschrieben. Und weil es jetzt schnell wichtig werden könnte: Sollte er nicht spielen können, was aktuell durchaus wahrscheinlich aussieht, so würden 137.500 Dollar als Dead Cap Hit in Seattle bleiben.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Vorwürfe bestätigen; sollte das der Fall sein, dann dürfte ein Einsatz in der kommenden Saison angesichts seiner Vorgeschichte nahezu ausgeschlossen sein.




Carsten Keller - 20.04.2021

Aldon Smith feierte seine größten Erfolge in San Francisco, wo auch seine Probleme begannen

Aldon Smith feierte seine größten Erfolge in San Francisco, wo auch seine Probleme begannen (© Getty Images)

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