Kader der Denver Broncos auf dem Prüfstand Teil 2

Courtland SuttonDer erste Monat der neuen Saison ist fast vorbei und traditionell ist eine Menge geschehen. Einige Spieler haben bereits einen neuen Verein gefunden, andere konnten ihre Verträge verlängert und ein gewisser Teil ist noch ohne Arbeitspapier. Die Kader der Vereine aus der National Football League haben sich teilweise gravierend (New England Patriots) oder kaum (Indianapolis Colts) verändert. Die Entlassung von Cornerback Steven Nelson bei den Pittsburgh Steelers hat noch einmal verdeutlicht, dass weitere Kaderanpassungen jederzeit geschehen können. Dass die Salary Cap in diesem Jahr bedingt durch die Corona Pandemie nicht gestiegen ist, nimmt den Franchises die gewohnte Flexibilität. Dementsprechend wird es in den folgenden Wochen noch zu weiteren Entlassungen und Vertragsunterzeichnungen geben.

Für die Denver Broncos gab es den ersten Wechsel bereits am 04. Januar 2021, als Vereinslegende John Elway von seinem Posten als General Manager zurücktrat und George Paton das Ruder übernahm. Damit wird in der neuen Saison ein neues Front Office den Kader zusammenstellen.
Fast genau zehn Jahre war Elway im Amt. Höhepunkte seiner Tätigkeit waren das Erreichen des Super Bowls 2013 und der Sieg zwei Jahre später. Seinen Posten stellte er freiwillig zur Verfügung und übernimmt die Verantwortung dafür, dass die Broncos seit dem Sieg im SB 50 nicht mehr die Playoffs erreichten. Werfen wir einen Blick auf das Roster, das Paton und sein Stab bislang zusammengestellt haben und schauen, wo sich Rückschlüsse auf den Draft ergeben könnten.

In der heutigen Ausgabe schauen wir uns die Situation bei den Wide Receivern, Tight Ends und der Offensive Line an:

Offensive Line:

Seit der Gründung der Denver Broncos haben es 14 ehemalige Spieler geschafft in die Hall of Fame berufen zu werden, wobei Offensive Tackle Gary Zimmermann der einzige Spieler O-Liner ist, dem diese Ehre zu Teil wurde. Von 1993 bis 1997 beschützte Zimmermann John Elway und gewann in dieser Zeit zwei Super Bowls. Neben seinen Leistungen auf dem Platz erlangte der Tackle Bekanntheit durch die Einführung der Broncos Tradition, dass Mitglieder der Offensive Line nicht mit den Vertretern der Presse gesprochen haben. Erst 2007 nachdem die Liga "The Broncos O-line rule" einführte, musste diese beendet werden.
Ein anderer ehemaliger Offensiv Line Spieler und Mitglied der Hall of Fame ist seit 2019 Trainer dieser Positionsgruppe im Stab der Broncos. In gleicher Funktion war er von 2015-19 bei den Pittsburgh Steelers tätig und mitverantwortlich für deren starke Offensive.
Im Zentrum der Line steht Center Lloyd Cushenberry III. Der Rookie spielte keine schlechte erste Saison, allerdings zeigte sich, dass noch einiges besser gemacht werden kann. Insgesamt ließ Cushenberry vier Sacks zu, was die drittmeisten aller Center waren. Seine PFF Bewertung mit 40.5 ist ebenfalls ausbaufähig. Da der 23-jährige alle Snaps spielte, kamen seine Backups Patrick Morris und Austin Schlottmann nicht als Center zum Einsatz.
Auf der Guard Position spielten Graham Glasgow und Dalton Risner.
Glasgow, der vor der Saison einen Vier-Jahres-Vertrag in Mile High unterschrieb, ließ in der gesamten Saison nur ein Sack zu. Mit einer 68.5 Bewertung bei PFF wurde er besser bewertet als Kollege Risner mit 61.3. Der 25-jährige, der 2019 in der zweiten Runde gedraftet wurde, ließ dafür kein Sack zu. Hinter den beiden Guards steht der Sechsrundenpick Netane Muti im Kader, der in vier Spielen zum Einsatz kam. Die beiden Center Morris und Schlottmann können auch auf der Guard Position spielen.
Tackle Garrett Bolles hat sich in der vergangen Saison extrem gesteigert. Nachdem die Broncos in der Vorbereitung noch dagegen entschieden haben, die 5th Year Option zu ziehen, sah sich das Front Office am 28. November 2020 Bolles mit einem neuen Vertrag auszustatten. 2019 ließ der 28-jährige noch vier Sacks zu und bekam 17(!) Strafen gegen sich. 2020 fielen beide Werte. 0 Sacks und sieben Strafen sind eine signifikanten Verbesserung. PFF gab Bolles mit 90.6 die drittbeste Bewertung aller Tackles. Einzig Trent Williams von den San Francisco 49ers und David Bakhtiari von den Green Bay Packers wurde besser eingeschätzt. Bei der zweite Tackle Position ist einiges unklar. Ja'Wuan James dürfte die besten Karten haben gegenüber Calvin Anderson und Quinn Bailey. Allerdings hat James im letzten Jahr keines und 2019 drei Spiele gemacht. 2020 nutzte der 28-jährige den Opt Out. Mit ihm erhalten die Broncos einen Spieler zurück, der starten kann. Anderson und Bailey verfügen beide über Erfahrungen in der Liga konnten sich aber bislang nicht etablieren.
Die Abgänge der beiden Tackle Elijah Wilkinson (Chicago Bears) und Demar Dotson (ohne Verein) sind verkraftbar. Grundsätzlich scheint es Munchak gelungen zu sein, eine junge Offensive Line zusammenzustellen, die noch einige Jahre gemeinsam spielen wird. In seiner Saisonbilanz setzte PFF die Linie der Broncos auf den 25. Platz, was sie mit dem schwachen Spiel Wilkinsons und der Unerfahrenheit Cushenberrys begründen. Bolles Entwicklung wird gelobt. Dass die drei Start-Running Backs jeweils einen Schnitt von über 4 Yards pro Lauf erreichten, wäre nicht ohne das entsprechende Blocking möglich gewesen.

Ausblick:

Die Entwicklung der Offensive Line ist sichtbar, muss aber noch besser werden. Gerade im Pass Blocking sind Verbesserungen notwendig, damit Drew Lock die Zeit findet, die offenen Receiver zu finden. Wichtig wird es sein, dass James die Leistung bringt, die ihm seinen Vertrag beschert hat. Denver dürfte in den späteren Runden Verstärkung für die Line holen, um dem Kader hier Tiefe zu geben.

Wide Receiver:

Als die Denver Broncos ihre Titel feieren konnten, waren nicht nur gute Quarterbacks im Kader, sondern Elway und Manning verfügten mit Rod Smith und Demaryius Thomas jeweil über einen starken Nummer Eins Receiver. Smith, der von 1994 bis 2007 für die Broncos aktiv war, hält noch immer den internen Rekord sowohl für die meisten Yards wie auch die meisten Passfänge. Demaryius Thomas, der von 2010 bis 2018 in Mile High aktiv war, folgt bei den Yards auf dem zweiten Platz. Mit sowohl Ed McCaffrey und Emanuel Sanders verfügten die Broncos bei ihren Super Bowl Siegen über eine starke zweite Nummer zwei. Das bei den drei Super Bowl Triumphen einzig Rod Smith vermochte, einen Touchdown zu fangen, mag andere Gründe haben.

Die Broncos verfügen auch durch frühe Picks der vergangenen Jahren über ein sehr junges und talentiertes Wide Receiver Corps.

Allein im NFL Draft 2020 wählten die Broncos in der ersten und zweiten Runde mit Jerry Jeudy und KJ Hamler jeweils einen Wide Receiver aus. 2018 wurde Courtland Sutton in der zweiten Runde ausgewählt, so dass diese drei sehr talentierten Spieler noch unter ihren Rookie Verträgen spielen.

Eine klare Nummer Eins zu bestimmen, ist dabei kein leichtes Unterfangen. Courtland Sutton wäre aufgrund seiner Erfahrung die logische Wahl, aber erst verhinderte eine Schulterverletzung seine Teilnahme beim ersten Spiel, bevor in Woche zwei ein Kreuzbandriss seine Saison beendete. 3 Reception für 66 Yards Raumgewinn sind deswegen seine magere Bilanz, nachdem er 2019 noch 72 Pässe für 1112 Yards fangen konnte.

Abgerundet wird der Kader durch Tim Patrick, der 2020 bei über 70 Targets mit 0 Drops zu verzeichnen hatte. Damit ist er in dieser Statistik laut PFF ähnlich zuverlässig wie Larry Fitzgerald von den Arizona Cardinals. Der 27-jährige, der 2020 51 Pässe für 742 Yards fing, hatte zudem mit sechs Touchdowns die meisten aller Empfänger. Dass die Broncos ihn mit einem Secound-Round Tender sicherten, ist angesichts seiner Zuverlässigkeit wenig verwunderlich.

Ebenfalls per Tender sicherte Denver den Return Spezialisten Diontae Spencer. 2019 per Waiver von den Pittsburgh Steelers verpflichtet, konnte Spencer einen Schnitt von 29,1 Yards pro Kick-Return verbuchen. Für seine Leistungen wurde er als Alternate für den Pro Bowl bestimmt.

Zusätzlich stehen den Broncos DeSean Hamilton (29 Catches, 293 Yards) und Tyrie Cleveland (6/63) als Alternativen zur Verfügung.

Ausblick:

Die Positionsgruppe, die am wenigsten eine Verbesserung benötigt, ist die der Wide Receiver. Die Spieler sind jung und haben gezeigt, dass sie in der Lage sind den Ball zu fangen. Es liegt an Drew Lock, Vertrauen aufzubauen, um den das Talent in Punkte umzuwandeln.

Tight Ends:

Lange bevor Rob Gronkowski, Travis Kelce und George Kittle bewiesen, dass auch Tight Ends im Offensivspiel Akzente setzten können, gab es Shannon Sharpe. Als dieser 2003 seine Karriere beendete, waren seine 62 Touchdowns und die 815 Passfänge für 10 060 Yards jeweils Bestwerte für Tight Ends. Inzwischen sind diese Rekorde gebrochen worden. Sharpe verfügte über sichere Hände und lief exzellente Routen und war dementsprechend eine sichere Anspielstation für John Elway und Co.

Mit Noah Fant verfügen die Broncos wieder über einen Tight End,der gute Routen läuft, dabei sichere Hände hat und gut im Blocking ist. Seine 62 Passfänge waren die meisten aller Spieler und mit 673 Yards konnte er den dritt meisten Raumgewinn verbuchen. Fant führt eine Positionsgruppe an, der es an Erfahrung fehlt. Hinter ihm steht mit Albert Okwuegbunam ein Spieler, der in seinen vier Spielen zwar vielversprechende Ansätze zeigen konnte, aber nach seinem Kreuzbandriss den Anschluss wieder herstellen muss.
Austin Fort hat es in seinen zwei Jahren noch nicht geschafft, ein NFL Spiel zu absolvieren. 2019 konnte er sich während des Trainingscamps einen Platz im Kader sichern, allerdings riss er sich das Kreuzband im Pre Season Spiel gegen die Seattle Seahawks, was seine Saison beendete. 2020 machte das Knie im Training Probleme, was eine weitere OP und das erneute Saisonaus bedeutete. Fort wird um seinen Platz kämpfen müssen. Nicht mehr unter Vertrag sind Jake Butt, Troy Fumagalli und Nick Vannett, was den Kader recht dünn erscheinen lässt. Gerade die Entlassung Vannetts war etwas überraschend, da sein Vertrag noch ein Jahr lief und seine Leistungen ordentlich waren.
Mit Butt oder Famagalli wäre ein erneuter Vertrag zwar möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich. Butt konnte im College erstklassige Leistungen zeigen, kämpft aber nun seit 2017 mit Verletzungen. In drei Jahren riss er sich dreimal das Kreuzband, was eine Fortsetzung seiner Karriere auf diesem Niveau schwer machen düfte.
Fumagallis 14 Receptions für 118 Yards und zwei Touchdowns in drei Jahren sind nicht unbedingt Werte, die einen weiteren Vertrag möglich machen. Fant ist die Nummer Eins, aber sich etwas breiter aufzustellen, dürfte nicht die verkehrte Idee sein.

Ausblick:

Aufgrund der recht dünnen Personaldecke auf der TE-Position ist es sehr wahrscheinlich, dass neue Spieler dazu kommen werden, entweder im Draft oder per Free Agency. Allerdings ist die Auswahl an Spieler aus dem College nicht so stark wie zuletzt.

Stefan Demps - 20.04.2021

Courtland Sutton

Courtland Sutton (© Getty Images)

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