Wilde 80er in Berlin

Das MommsenstadionDie Gründerjahre des German American Football in Berlin sind natürlich eng mit den Berlin Adlern verbunden, die am 12. Februar 1979 unter dem Namen Berlin Bears in das Vereinsregister eingetragen wurden. Zunächst wurde das Training in den US-amerikanischen Kasernen abgehalten und die jungen Spieler von stationierten Soldaten angeleitet. Bereits kurze Zeit später fusionierten die Bären mit den Berlin Bats, so dass die kritische Masse an Spielern bald erreicht war und im gleichen Jahr an einen Spielbetrieb in der frisch gegründeten 1. Bundesliga gedacht werden konnte. In der ersten Saison verfehlten die Bears noch die Playoffs, so dass die Clubleitung einen Strategiewechsel vornahm. Als Abteilung traten die Footballer 1981 dem BSC Wilmersdorf bei, wechselten ihre Teamfarben und nannten sich fortan Berlin Adler. 1983 qualifizierten sich die Adler erstmals für die Playoffs, ein Juniorenteam wurde gegründet und der Stammverein gewechselt. Durch den Wechsel zum BSC Rehberge erhielten sie Zutritt zum Radrennstadion Schöneberg und erreichten 1987 erstmals das deutsche Endspiel und gewannen gegen die Badener Greifs mit 37:12 erstmals den German Bowl.

Als Kulisse diente das ausverkaufte Mommsenstadion, in das bis zu 17000 Footballfans strömten und der Berliner Quarterback, der die Massen bewegte, hieß damals Gene Kennedy und der Head Coach war kein geringerer als Billy Brooks. Als College Spieler kam Brooks 1974 und 1975 zu Meisterehren und zwischen 1976 und 1981 agierte Brooks als Wide Receiver in der NFL bei den Cincinnati Bengals, Houston Oilers und San Diego Chargers. Spielmacher Kennedy soll sogar entfernt mit "den Kennedys" entfernt verwandt gewesen sein. Das Endergebnis ließ natürlich die Herzen der Berliner Fans höher schlagen, die teilweise, nachdem die Stadiontore von den Ordnern geschlossen wurden, auf Bäume kletterten, um etwas vom Finale doch noch live mit zu erleben und die tumultartigen Zuständige, die nach dem Abpfiff vorherrschten, erinnerten schon fast an eine US-College Championship der Florida State Seminoles. Nur das intensive Herausreißen von Grasfladen wurde damals von den begeisterten Footballfans unterlassen.

Der German Bowl X fand, wie schon 1987 in Berlin statt. Allerdings wollte der AFVD, nach den Erfahrungen des Vorjahres im überfüllten Mommsenstadion ein größeres Stadion anmieten und organisierte für den 15. Oktober 1988 den German Bowl X im Olympiastadion. Es standen sich die Red Barons Cologne und die Düsseldorf Panther gegenüber. Entsprechend wurde diese "Rheinmeisterschaft" von vielen Footballfans heiß erwartet. Einerseits wegen der alten Konkurrenz dieser beiden westdeutschen Metropolen und andererseits, da es bisher noch keinem Kölner Team gelungen war, einen German Bowl zu gewinnen. Diese historische Chance wollten unbedingt die roten Barone vor 11000 Zuschauern in die Tat umsetzen.
Den besseren Start erwischten die Panther. Mit dem wohl besten Running Back der 80er Jahre, Markus Becker gelang gleich im ersten Viertel ein fulminanter Sprint, der Köln verblüffte. Die Barone erholten sich von diesem Schock relativ schnell und übernahmen nach einem Safety und einem Passfang durch Tyrone Austin mit 9:7 etwas überraschend die Führung. Diese sollte im zweiten Viertel sogar noch ausgebaut werden. Kölns Frank Hürtgen arbeitete sich mit einem Passfang bis an die 20 Yard Line vor und im späteren vierten Versuch erreichten die Kölner noch einmal die Endzone der Düsseldorfer zum 16:7 Zwischenstand. Noch vor dem Ende des zweiten Viertels kamen die Panther näher an die Red Barons heran. Andreas Motzkus, der 1987 zum MVP der Europameisterschaft gewählt wurde und 18 Jahre bei den Panthern und in der World League Football spielte, narrte die Kölner Abwehr mit einem Lauf über die Außenlinie zum 13:16 Zwischenstand, obwohl Köln mit einem Run durch die Mitte rechnete.
Die Vorentscheidung fiel im vierten Viertel, als QB Mel Crandall mit einem langen Pass auf Bernhard Ebner das wichtige 22:13 aus Sicht der Domstädter warf. Düsseldorf sollte zu Fuß noch einmal aufholen, eine Gasse in der Defensive Line der Barons finden und das 20:22 erlaufen. Die finale Entscheidung fiel schließlich, als Köln den folgenden Kickoff aufnahm und durch Tyrone Austin returnierte. Er wurde erst durch Motzkus nach 69 Yards getackelt und brachte somit die Red Barons in eine aussichtsreiche Field Goalchance, die auch vom Kicker Phillip Niroumand zum 25:20 Endstand genutzt wurde.
Auch 1989 standen die Red Barons noch einmal in einem deutschen Football Endspiel. Im German Bowl XI in Nürnberg verloren sie vor 10500 Zuschauern gegen die Berlin Adler mit 23:30 und lösten sich 1991 auf.

Schlüter - 17.02.2021

Das Mommsenstadion

Das Mommsenstadion (© Dirk Pohl)

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