Traditionen und Rituale

Bobby BowdenCollege Football Fans identifizieren sich vor allem mit den Ritualen ihrer Universität, die sich in den letzten 150 Jahren gebildet haben. Danach folgen erst die errungenen Meisterschaften. Damit ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal entstanden, dass oftmals wichtiger ist, als der Gewinn einer Division oder Conference. Noch heute sind es Studenten, die ehrenamtlich in den Marching Bands musizieren und als Volunteers den Gameday vorbereitet haben. Sie alle eint, dass sie sich ihrer Hochschule verpflichtet fühlen und eine kurze Zeit lang die Fackel der Erinnerung und Tradition tragen, um sie dann nach vier Jahren an die nächste Generation weiter zu reichen.

Tennessee hat das "T" erfunden. Seit 1964 formieren sich die Musiker der Marching Band nach ihrer Musikdarbietung zu einem großen hohlen "T" und die Spieler laufen direkt vom Einlauftunnel durch diese Formation in die Teamzone. Erfunden hat diese Art des Einlaufens der frühere Head Coach Doug Dickey.

West Virginia hat sich John Denvers Evergreen "Take Me Home, Country Roads" zu Eigen gemacht. Der deutschstämmige Countrymusiker mit dem bürgerlichen Namen Henry John Deutschendorf jr., besuchte allerdings weder die Blue Ridge Mountains noch West Virginia, widmete aber trotzdem dem Mountaineer Field sein wohl bekanntestes Werk. Seitdem wird nach jedem Sieg dieses Lied von den Spielern und den Fans gemeinsam gesungen und wurde 2014 zur Staatshymne von West Virginia ernannt.

Eine Reihe von Colleges bauen lebende Tiere als Maskottchen in ihre Pregame Show mit ein. "Traveler", ein stets weißes Pferd wird bei allen Heimspielen von USC von einem trojanischen Krieger geritten. Zum ersten Mal trat "Traveler" 1961 während der Rose Parade auf. Vorher hieß das USC Maskottchen George Tirebitter und war ein Hund. Mit einem Hund arbeitet Georgia schon seit vielen Jahren zusammen. Es handelt sich hierbei um eine englische Bulldogge namens George, der stets während des Heimspieles in seinem Hundehaus in Reichweite von Eiswürfeln sitzt, um nicht zu überhitzen und trägt ein Teamjersey in der passenden Größe. Die Linie der Georgia Bulldoggen reicht bis in das Jahr 1956 zurück. Seitdem hat jede Hundegeneration sieben kleine Bulldogen geboren, die alle als Maskottchen eingesetzt werden. Stirbt ein Exemplar, wird es stets in einem Mausoleum beerdigt, indem sich bereits die sterblichen Überreste seiner Vorfahren befinden.

Viel älter ist die Hundetradition bei Yale. Seit 1889 hat es 16 verschiedene Bulldoggen namens "Handsome Dan" gegeben. Ursprünglich lebte der Hund im Bootshaus der Universität. Seit 1952 passt eine ausgewählte Gruppe von Studenten und Ehemaligen auf Dan auf.

Den Entwicklungssprung von einem Tier zu einem Maskottchen aus Schaumstoff, Plastik und Plüsch hat Kansas State seit dem Jahr 1947 vollzogen. "Willie the Wildcat "heißt der Name der Figur. Der oder die Trägerin der Figur ist seit dieser Zeit ein streng gehütetes Universitätsgeheimnis. Nur der Chef der Cheerleader kennt den Namen der Person, die aktuell den streng geheimen Auftrag erhält, in das Kostüm zu schlüpfen.

Der frühere Head Coach von Iowa, Hayden Fry, war ein studierter Psychologe und ein Anhänger der Farbenlehre. So glaubte er daran, dass die Farbe rosa aggressive Gefühle dämmt und für wohlige Behaglichkeit sorgt. Entsprechend gab er die Anweisung, den Umkleidesaal, die Duschen und die Toiletten der Gäste im Kinnick Stadion komplett rosa anzustreichen. Damit sollte sich die Aggressivität des Gästeteams in Passivität und Müdigkeit umgewandelt werden, so dass Iowa stets einen psychologischen Vorteil gegenüber dem Gast Team besitzen würde.

Auf einen Glücksstein, der "Howards Rock" genannt wird, schwört Clemson, der seit Anfang der 60er Jahre von jedem Spieler vor dem Einlauf in das Stadion angefasst wird. Howards Rock ist die letzte Station des Teams bevor sie von einem Hügel in die Mitte des Stadions einlaufen. Zuvor ist die Mannschaft eine Runde mit mehreren Bussen um das Stadion gefahren. 1960 erhielt der damalige Head Coach Frank Howard von einem Freund diesen Stein geschenkt, der zunächst als Türstopper verwendet wurde. Während einer Renovierungsphase wurde der Stein erstmals als Glückstein verwendet. Gleich bei seiner ersten Verwendung wirkten seine "Kräfte". Clemson gewann erstmals gegen Wake Forest und seitdem glauben alle Clemson Trainer, Spieler und Fans an die besondere Wirkung des Steins.

Jeder der sich mit den Florida State Seminoles beschäftigt, kennt Chief Osceola. Der Häuptling reitet vor jedem Heimspiel über das Bobby Bowden Field im Doak Campbell Stadium. Seinen ersten Ritt absolvierte Osceola gegen Oklahoma State im Jahr 1978. Die ursprüngliche Idee des reitenden Indianers hatte allerdings ein Student bereits im Jahr 1962. Sein Ansatz wurde von Bobby Bowden 1977 wieder entdeckt.

In die gleiche Epoche passt die Geschichte vom "Sooner Schooner". Der Planwagen, der von zwei weißen Ponys gezogen wird, die auf den Namen Bomer und Sooner hören, überquert das Feld immer dann, wenn die Oklahoma Sooners einen Touchdown erzielt haben. 1964 wurde diese Art des Feierns erfunden und der "Schooner" ist seit 1980 das offizielle Maskottchen der Universität.

Ganz auf den Wild West Mythos hat sich auch Colorado konzentriert. Der Büffel Ralphie wurde zuerst 1967 über das Feld gegen Oklahoma State getrieben. Vor vielen Jahren wurde Ralphie übrigens von der Air Force Academy gekidnappt und wurde nach der Rückgabe als "Homecoming Queen" von tausenden von Studenten begrüßt.

Für jeden Studenten ist es eine besondere Ehre, bei Ohio State als der Punkt auf dem "I" zu fungieren, wenn die Ohio State Marching Band während ihrer Pregame Show den Schriftzug OHIO auf dem Rasen des Stadions bildet. Diese Tradition begann 1937, als der Band Direktor Eugene Weigel einen Sousaphone Spieler auswählte, den Punkt auf dem "I" darzustellen.

In South Bend wird die Notre Dame Dame Marching Band seit 1949 von der "Irish Guard" begleitet. Genau aus zehn Studenten, die in Kilts eingekleidet sind werden aus der Studentenschaft ausgewählt und müssen eine Mindestgröße von 1,89 Metern und einen überdurchschnittlichen Notendurchschnitt aufweisen. Die Garde wird stets in die Shows der Marching Band mit eingebunden. Legenden um die Grotte, vor der sich die Fans vor dem Spiel versammeln, den irischen Kobold, die Echos vergangener Trainer und Spieler, die man noch immer in den Katakomben des Notre Dame Stadions hören soll und das überaus üppig vorgetragene Selbstmitleid, wenn die Fighting Irish in unseren Tagen wieder einmal keine Meisterschaft gewonnen haben, runden die Mystik um die immer noch großartige College Football Macht ab.

Schlüter - 16.02.2021

Bobby Bowden

Bobby Bowden (© Görtz)

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