Brady holt Super Bowl für Buccaneers

Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers)Er hat es geschafft: Tom Brady gewann bei seiner 10. Super-Bowl-Teilnahme mit seinem neuen Club Tampa Bay Buccaneers gleich im ersten Jahr zum für ihn siebten Mal die Vince Lombardi Trophy. Die Buccaneers gewannen ihr "Heim-Finale" im eigenen Raymond James Stadium mit 31:9 gegen die Kansas City Chiefs. Für den Club, der der erste in der 55-jährigen Super-Bowl-Geschichte wurde, der ein im eigenen Stadion angesetztes Endspiel spielte und gewann, war es der zweite Titelgewinn nach der Meisterschaft der Saison 2002.

Most Valuable Player der Partie in Tampa wurde - natürlich - Tom Brady. Es war für ihn die fünfte Super-Bowl-MVP-Würde, was einsamer Rekord ist: Es gibt bislang überhaupt keinen anderen Quarterback, der einen Super Bowl fünf Mal gewann, geschweige denn einen, der fünf Mal MVP wurde. Dass Quarterbacks am häufigsten MVPs bei Super Bowls werden, ist - zumal ein Teil der Auswahlprozedur auf einem Fan-Voting basiert - nicht verwunderlich. Dass Brady diesmal - anders als bei seinem letzten Super-Bowl-Triumph mit den Patriots vor zwei Jahren, als man statt ihm und wohl auch ein bisschen stellvertretend für ihn Receiver Julian Edelman gekürt hatte, weil es sonst wohl doch etwas langweilig geworden wäre - wieder an der Reihe war, ist also nur logisch. Zumal er den mit Spannung erwarteten Vergleich mit seinem designierten Nachfolger als Quarterback-Superstar der NFL, Patrick Mahomes von den Chiefs, in allen Belangen mit aufreizend lässiger Leichtigkeit gewann.

Brady hat aus einem jahrelang in der Tabelle der NFC South vor sich hindümpelndem Team, das seit 2007 nicht einmal mehr die Playoffs erreicht hatte und in zwölf Spielzeiten bis 2019 gleich acht Mal Tabellenletzter seiner Division war, nicht nur einen Titelanwärter gemacht, sondern ist mit ihm auch wirklich zu diesem Titel gestürmt. Und der Triumph gelang eben ausgerechnet im Vergleich mit Patrick Mahomes, der mit den Chiefs letztes Jahr erstmals triumphiert hatte und nun noch einmal vom "G.O.A.T." entzaubert wurde.

Allzu häufig wird dieser Vergleich nicht wiederkehren und allzu groß dürften für den Fall einer Wiederholung Bradys Chancen, das noch einmal zu schaffen, dann auch nicht mehr werden. Die Spekulationen darüber, dass ein Mann in seinem Alter - mit 43 Jahren - nach zehn Finalteilnahmen, sieben Titelgewinnen und fünf Super-Bowl-MVP-Auszeichnungen auch einmal ans Aufhören denken dürfte, werden die nähere Zukunft bestimmen. Er selbst hat dies stets von sich gewiesen, hat als Perspektive immer zwei Jahre in Tampa durchschimmern lassen. Und auf dem Siegerpodest in Tampa kündigte er definitiv seine Rückkehr für die kommende Saison an.

Möglicherweise war der Zwei-Jahres-Plan ja auch nur einer für eben jene Zeitspanne, weil für das erste Jahr ein mögliches Scheitern berücksichtigt werden sollte, wodurch der Plan nun hinfällig sein könnte. Da Brady aber auch vorher schon alles gewonnen hatte, was man gewinnen konnte, an mehr oder weniger Geld sowieso schon längst nicht mehr interssiert sein dürfte (zumal Ehefrau Gisele Bündchen eher mehr als weniger als ein NFL-Star-Quarterback verdient), haben all diese Beweggründe für Brady selbst wohl kaum echte Relevanz.

Was ihn reizen wird, wenn man unterstellt, dass es nur und ausschließlich um sportlichen Ehrgeiz geht, ist vielleicht ja auch dieses: Im kommenden Jahr sieht der Spielplan ein nur alle acht Jahre gespieltes Gastspiel der Tampa Bay Buccaneers bei den New England Patriots vor. Dieser Besuch in der alten Heimat mit dem neuen Team und nun die Aussicht, eventuell sogar den ultimativen Triumph einer Titelverteidigung wie einst mit den Patriots 2003 und 2004 auch mit den Buccaneers schaffen zu können, lassen es als sehr gut vorstellbar erscheinen, dass der Fitness-verrückte Brady, der seit Jahrzehnten während der Saison zum Beispiel um 21 Uhr schlafen geht, um seinen Körper auch jenseits der 40 noch zu Top-Leistungen in der NFL zu befähigen, auch diese Saison 2021 in beeindruckender Form auftrumpfen kann.

Zumal er ja mit der Auswahl seines Clubs beim Wechsel vor der nun abgelaufenen Saison sehr gezielt eine Mannschaft ausgesucht hat, die schon ohne ihn viel Potenzial gerade im offensiven Bereich hatte. 2017 war die Buccaneers-Pass-Offensive schon (nach Yards Raumgewinn) Nummer zwei der Liga gewesen (mit gerade einmal acht Yards hinter der damals von Brady geführten Offense der Patriots), 2018 und 2019 waren die Bucs die Nummer eins der Liga. Nur in die Playoffs ging es nicht - diese Saison änderte Brady dies (wobei Tampa Bay dazu nur noch die viertmeisten Pass-Yards der Liga brauchte.

Jedenfalls hat sich Brady, der auf dem Weg in den Super Bowl vor Mahomes auch die Quarterback-Konkurrenten Drew Brees und Aaron Rodgers in Playoff-Spielen bezwang, sozusagen für die "alten Tage" durchaus "ins gemachte Nest" gesetzt. Auch im Super Bowl musste er also nicht durchgehend den Playmaker geben - an seiner Routine und Abgeklärtheit konnten die anderen sich dennoch aufrichten. Und dann entsprechend so Gas geben, wie man es vorab eigentlich eher vom Gegner aus Kansas City erwartet hätte.

Die Chiefs hatten im Angriff im Super Bowl gegen eine hervorragend eingestellte Defense aus Tampa Bay wenig zu melden. Von Blitzes nahm diese fast durchgehend Abstand, nachdem im verlorenen Regular-Season-Spiel dies ja auch keinen Erfolg gehabt hatte. Stattdessen lauerten die Safetys geduldig hinten und warteten ab, wohin sich Sprinter Tyreek Hill bewegen würde. In der Folge lief der sich eben nie tief im Backfield frei, und der Chiefs-Offense war damit schon einer der wichtigsten Zähne gezogen. In der ersten Angriffsserie der Chiefs roch es zweimal nach Touchdown-Pässen, aber die Bälle wurden nicht gefangen oder von Bucs-Verteidiger Sean Murphy-Bunting abgeklatscht.

Die Chiefs gingen per Field Goal 3:0 in Führung - und damit hatten sie ihr Pulver für lange Zeit verschossen. Zu deutlich wurde, dass die Umstellungen in der Offensive Line nach dem Archillessehnenriss von Left Tackle Eric Fisher dem Rhythmus absolut nicht gut getan hatten. Zeitweise bekam Mahomes trotz seiner bekannten Beweglichkeit hinter der Linie und Pässen auch noch im Fallen nur jeden fünften, sechsten Passversuch an den eigenen Mann.

Auch die Buccaneers benötigten ein wenig Anlaufzeit, doch begannen sie ziemlich schnell, mit einer balancierten Offense Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Leonard Fournette bereitete mit Läufen den Weg zum ersten von zwei Touchdown-Fängen von Rob Gronkowski in der ersten Hälfte vor. Bereits im zweiten Viertel kamen die Buccaneers so auf die Siegerstraße. Fans der Chiefs dürften sich die Haare gerauft haben - ein Fehlerfestival in der Defense und anschließend auch beim Punt Team begünstigte den späteren Sieger.

Es schien, als ob sich früh Frust aufzuschaukeln begann beim Team, das sonst so souverän Rückstände weggesteckt hatte. Chris Jones kassierte eine frühe unnötige Strafe wegen Unnecessary Roughness, die Tampa Bay in dieser Phase dringend benötigte 15 Yards schenkte. Immerhin hielt anschließend die Goal Line Defense der Chiefs. Doch wenig später musste sie wegen der Erfolglosigkeit des Angriffs wieder ran. Und dann verhinderte ein Holding von Charvarius Ward die Interception von Tyrann Mathieu, später stand Mecole Hardman beim Anspiel zum Field Goal von Ryan Succop zu weit vorn, so dass es nicht zum 10:3, sondern kurz darauf zum 14:3 durch Gronkowski für die Bucs kam.

Mahomes konnte danach in Zusammenarbeit mit Travis Kelce wenigstens so viel Yards gut machen, um Harrison Butker das zweite Field Goal zu ermöglichen. Danach zockten die Coaches der Chiefs und wollten mit Auszeiten noch ein paar Restsekunden in guter Position für Mahomes herausschinden. Was nicht die beste Idee war gegen einen "G.O.A.T.", der nun schon Championship-Blut geleckt hatte. Im dritten Down fand er abermals Gronkowski zu dessen drittem wichtigen Play des Tages.

20 Sekunden vor der Pause feuerte Brady auf Verdacht einen langen Pass Richtung Endzone, und Bashaud Breeland holte Receiver Michael Evans im Sprint von den Füßen, ehe der Ball da war: 34 Yards Raumgewinn durch die Pass Interference. Einen kurzen Lauf von Fournette später visierte Brady die andere Seite der Endzone an - und nun wurde Tyrann Mathieu der Pass Interference für schuldig befunden. Mathieu war einschließend kaum mehr einzukriegen und nur schwer von den Coaches zu beruhigen - zwischendurch bediente Brady seelenruhig Antonio Brown zum 21:6.

Kansas City ist als Team bekannt dafür, auch größere Rückstände aufholen zu können. Ähnlich wie zu Spielbeginn war nach der Rückkehr aus den Kabinen auch ein wenig mehr Elan zu spüren. Doch nach wie vor kam Tyreek Hill nicht so wirklich ins Spiel. Nach einigen Pässen auf Travis Kelce reichte es nur zum dritten Field Goal durch Butker. Im Gegenzug spielte Tom Brady dann mit den übrigen Neuzugängen der Buccaneers, die nach seiner Verpflichtung ihm dorthin gefolgt waren, eine blitzsaubere schnelle Angriffsserie: Fournette profitierte diesmal mit dem Touchdown zum 28:3 von der Vorarbeit von Antonio Brown und einmal mehr Rob Gronkowski. Kansas Citys nächste Angriffsserie war dann symptomatisch: Erst kam Jason Pierre-Paul zum schnellen Tackle gegen Clyde Edwards-Helaire, dann erwischte Shaquil Barrett Mahomes zum Quarterback Sack, und schließlich fing Antoine Winfield den für Hill gedachten Pass ab.

Tampa Bay kam so in Kansas Citys Hälfte gleich noch einmal in Ballbesitz. Dabei versuchten die Buccaneers nun nur noch, mit Läufen die Spielzeit zu verbrauchen, zum Field Goal zum 31:9 langte es aber dennoch. Kansas Citys Bemühungen wurden danach immer verzweifelter und unkoordinierter. Zwar bekam nun auch Hill ein wenig Platz von den Buccaneers gegönnt, aber herumzureißen war das Ruder nicht mehr. Zum Schluss gönnte man dem entthronten Titelverteidiger nicht mal mehr einen Mercy Touchdown - Devin White fing die zweite Interception für seine Farben, nach der Brady aufs Feld zurückkehren durfte und in die Victory Formation ging.

Für die Tampa Bay Buccaneers waren Brady, Fournette und Gronkowski die besten Akteure. Tom Brady hatte ein Passer Rating von 125,8 Punkten, warf 21 gültige Pässe für 201 Yards und drei Touchdowns bei 29 Passversuchen (72,4 Prozent gültige Würfe) und dies ohne Fehlwurf. Leonard Fournette machte 89 Yards und einen Touchdown mit 16 Läufen. Rob Gronkowski fing sechs Pässe für 67 Yards Raumgewinn und zwei Touchdowns. Drei Quarterback Sacks musste Kansas City einstecken, während die Offensive Line der Buccaneers sicherer wirkte und den Gegner nur einmal zum eigenen Quarterback durchließ. Ndamukong Suh war für 1,5 der Quarterback Sacks verantwortlich. Für die Chiefs kam Travis Kelce auf zehn Passfänge für 133 Yards Raumgewinn, doch die Coaches der Buccaneers hatten zuvor wohl entschieden, dass es besser sei, Kelce in der Mitte diese Yards zu gönnen, wenn man es dadurch schaffen würde, Tyreek Hill in seiner Wirkung zu begrenzen. Dieser Plan ging vollends auf.

Auerbach - 08.02.2021

Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers)

Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers) (© Getty Images)

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