Tampa Bay nutzt Saints-Ballverluste

Devin White jubelt über seine spielentscheidende Interception.Im dritten und entscheidenden Anlauf hat es geklappt: Mit 30:20 schlugen die Tampa Bay Buccaneers in den Divisional Playoffs Gastgeber New Orleans Saints, nachdem man beide Hauptrundenspiele noch deutlich verloren hatte. Für die Saints enden die Playoff-Hoffnungen damit in der dritten Saison in Folge in einem verlorenen Heimspiel. Die Partie war dabei für die Saints wie eine Zusammenfassung dieser und der vorhergehenden Saisons im Zeitraffer: Zu Beginn in Führung gekommen, schrumpfte diese in der Mitte des Spieles zusammen. Und als Tampa Bay am Ende in Führung kam und die Entscheidung nahte, war der Rekord-Angriff der Saints mit seinem Latein am Ende und besiegelte mit Ballverlusten das Schicksal des Teams.

Devin White fischte wenige Minuten nach dem 23:20 für seine Buccaneers im vierten Viertel einen gegnerischen für Alvin Kamara gedachten Pass vom Himmel. Mit zehn Solo-Tackles war White ohnehin eine ständige Bedrohung für den gegnerischen Angriff gewesen und hatte davor schon einen Fumble erobert. Vier Ballverluste rangen die Buccaneers den Saints insgesamt ab. Nach drei der Turnovers kam Tampa Bay zu eigenen Punkterfolgen: drei Touchdowns. Alle drei Ballverluste, die zu den Touchdowns führten, waren den Saints in der eigenen Hälfte unterlaufen. Der vierte Turnover, die dritte Interception von Drew Brees (einmal hatte Jared Cook den Ball nach dem Passfang verloren), führte nicht zu weiteren Punkten - denn da mussten Tom Brady und Co. schließlich nur noch die Zeit über die Runden bringen.

Für Tampa Bay waren im Angriff Brady und Leonard Fournette die entscheidenden Aktivposten und die erledigten auch diese Schlussaufgabe souverän. Brady warf im ganzen Spiel 18 vollständige Pässe für 199 Yards und zwei Touchdowns bei 33 Versuchen und dies ohne Interception. Bei drei Angriffsserien, die bereits in der Saints-Hälfte begannen, blieb der Raumgewinn durch Pässe unter 200 Yards. Allerdings lief Brady schließlich am Schluss auch selbst noch zum entscheidenden Touchdown. Mit fünf Passfängen erfing Leonard Fournette 44 Yards Raumgewinn und einen Touchdown, und er machte 63 Yards aus Läufen. Weitere 62 Yards aus Läufen steuerte Ronald Jones bei und rundete damit die solide und souveräne Vorstellung der Freibeuter aus Florida ab.

Der Feldherr selbst, der sich für diese Saison vorgenommen hat, neue Truppen ins Finale zu führen, setzte da dann auch den Schlusspunkt. Nach der Interception hatten die Buccaneers im vierten Viertel den Ball an der 20-Yard-Linie in der gegnerischen Hälfte übernommen. Der längste Spielzug des Drives war der Pass auf Rob Gronkowski für 14 Yards Raumgewinn und ein neues First Down an der gegnerischen 4-Yard-Linie. Von dort legte Ronald Jones über drei Yards noch einmal für den Chef vor, Brady lief schließlich das letzte Yard in die Endzone.

Zu Beginn hatten die Buccaneers vor allem im Angriff keineswegs so souverän ausgesehen. Auch bei ihnen war es vielleicht eine Parallele zur Saison, dass der Auftakt schwerfällig war. Die ersten beiden Angriffsserien endeten ohne First Down und mit Punts, von denen der erste mit einem 54-Yard-Return durch Deonte Harris gleich zur Vorlage für die ersten "leichten" Punkte der Gastgeber wurde. Tampa Bays Defense aber war vor der Goal Line dabei und auch wenig später auf der Höhe. Mit zwei Field Goals gingen die Saints zwar in Führung, ließen wohl aber einige später schmerzlich vermisste Punkte liegen.

Im Schlechten wie im Guten sorgten anschließend im zweiten Viertel die Saints für die spektakulären Momente. Nach dem Field Goal der Bucs zum 3:6 hatten die New Orleans den Ball an der eigenen 25-Yard-Linie übernommen. Der längste Spielzug des Drives war der Lauf von Alvin Kamara für 11 Yards Raumgewinn und ein neues First Down an der eigenen 36-Yard-Linie, Kamara lief anschließend auch noch zur 42-Yard-Linie. Dann wollte der Altmeister aus der Stadt des Jazz und des Dixies Michael Thomas in Szene setzen, den Star-Receiver, der erst zu den Playoffs wieder vollwertiger Teil des Teams werden sollte. Stattdessen aber fing Sean Murphy-Bunting das Leder und konnte erst an der 3-Yard-Linie beim Interception Return gestoppt werden. Brady kam auf den Platz, bediente kurz und trocken Michael Evans - und die Buccaneers führten 10:6.

Danach kam auch die positive Seite im Saints-Angriff kurz zum Vorschein. Zunächst allerdings wirkten die Bemühungen von Brees schwerfällig, der längste Spielzug des Drives war der Lauf von Alvin Kamara für 5 Yards Raumgewinn zur eigenen 39-Yard-Linie. Doch Tampas Held von ein paar Minuten zuvor, Sean Murphy-Bunting, sorgte mit seinem Foul doch noch für ein First Down für die Hausherren, Brees und Kamara arbeiteten sich bis ins Mittelfeld voran, und dann lieferten Kamara, Emmanuel Sanders und Ersatz-QB Jameis Winston eine Trickspielzug-Ballstafette, die im 56-Yard-Pass auf Tre'Quan Smith zum 13:10 mündete.

Der Schlagabtausch schien eröffnet, und es wurde gleich auch ein wenig hitziger. Denn Tom Brady warf den für Antonio Brown gedachten Ball scheinbar in die Arme von Marcus Williams, doch der Videoschiedsrichter sah es anders als seine Kollegen auf dem Feld als unvollständigen Pass. Marshon Lattimore bestrafte dafür im Punt Return Team seinen Gegenspieler mit einem verbotenen Griff ins Gesichtsgitter, und dem Saints-Angriff gelang es auch deswegen nicht, sich noch einmal vor der Pause aus der eigenen Hälfte zu befreien. Stattdessen hatten die Buccaneers zweieinhalb Minuten im Angriff. Und sie haben dazu schließlich Tom Brady, was geradezu zwangsläufig noch einmal Punkte bedeutete. Nach einem Field Goal ging es mit 13:13 in die Pause.

Nach dem Kickoff zur zweiten Hälfte hatten die Saints den Ball an der eigenen 25-Yard-Linie übernommen. Ein Lauf von Alvin Kamara für 17 Yards Raumgewinn und ein neues First Down an der gegnerischen 35-Yard-Linie sowie ein Pass auf Ty Montgomery für 13 Yards bereiteten den Touchdown-Pass von Brees auf Tre'Quan Smith vor. Smith fing im gesamten Spiel drei Pässe für 85 Yards Raumgewinn, zwei davon zu Touchdowns. Aber den Saints fehlte wohl auch der verletzte Quarterback-Joker Taysom Hill zu sehr. Alvin Kamara sowie die paar Pässe auf Smith und das schon in der ersten Hälfte genutzte und nun verbrauchte Überraschungsmoment mit dem Winston-Trickspielzug waren zu wenig, um Brees zu unterstützen.

Dessen Verteidiger allerdings schienen in der Lage, auch den knappen 20:13-Vorsprung zu verteidigen. Sie hielten hier Brady und die Buccaneers sauber in der eigenen Hälfte und brachten keine drei Minuten später den Saints-Angriff wieder in Ballbesitz. Aus der Gefahrenzone vor der eigenen Endzone kam der aber auch nur durch ein abermaliges Foul von Murphy-Bunting hinaus. Der Fumble von Jared Cook nach dem Passfang und die Balleroberung von Devin White läuteten dann aber die endgültige Wende ein. Brady lieferte zwei schnelle First-Down-Plays und schickte dann Fournette per Pass zum 20:20-Ausgleich. Die Saints kamen anschließend im Angriff wieder nur nach einem Foul noch zu einem First Down, mussten aber bald punten. Nach dem Punt hatte Tampa Bay den Ball an der eigenen 21-Yard-Linie übernommen, mit Pässen auf Scott Miller für 29 Yards und auf Tyler Johnson für 15 Yards Raumgewinn arbeitete Brady sich in seiner typischen Art vorwärts: solide, abgeklärt, ohne viel Tam-Tam, aber eben effektiv.

Nach dem Field Goal zum 23:20 für die Buccaneers schickte Brees noch einmal Emmanuel Sanders mit einem Pass über sieben Yards auf die Reise - das wars dann aber auch für den Altmeister der Saints. Zwei Spielzüge später fing White den für Kamara gedachten Pass ab und bereitete Bradys Lauf zum 30:20 vor. Brady darf weiterspielen - nächste Woche mit den Buccaneers als Gäste der Green Bay Packers im NFC Championship Game, Brees ist wieder vorzeitig zum Zuschauen verdammt.

Es ist nicht auszuschließen, dass auch dies nicht nur für diese Saison gilt, sondern für die Karrieren der beiden insgesamt. Brees hat nach allgemeiner Erwartung und den vergeblichen Anläufen der letzten Jahre zwei Tage nach seinem 42. Geburtstag womöglich sein letztes Football-Spiel bestritten. Er wolle dies in den kommenden Tagen und Wochen genau überdenken, hieß es. Brady, ein Jahr älter, braucht man nach dem Aufhören wohl nicht zu fragen. Er bekommt mutmaßlich einfach nicht genug. Nach Drew Brees wird er nun auch Aaron Rodgers zu gern im persönlichen Duell besiegen wollen. Und am allerliebsten danach wohl auch einen Jungstar wie Patrick Mahomes im Super Bowl. Wenn der Erfolgshunger in jenem Fall immer noch nicht gestillt sein sollte, würde es langsam aber unheimlich werden...

Auerbach - 18.01.2021

Devin White jubelt über seine spielentscheidende Interception.

Devin White jubelt über seine spielentscheidende Interception. (© Getty Images)

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