Kamara putzmunter

Alvin Kamara (New Orleans Saints)Nach zwei Auswärtssiegen in den anderen beiden NFC-Wild-Card-Spielen setzte sich mit den New Orleans Saints im dritten dann doch einmal das Heimteam durch. Die Saints bezwangen die Chicago Bears mit 21:9 und zerstreuten damit zunächst einmal die Befürchtungen, dass ihre "schwarze Serie" aus den Playoffs der jüngeren Vergangenheit weiter nachhallen könnte.

Mitgeholfen hatte auch die NFL. Weil die Partie für den Sonntag angesetzt wurde, durfte Running Back Alvin Kamara nach der Corona-Infektion wieder eingesetzt werden, die obligatorische Sperre lief bis einen Tag zuvor. Auch ohne direkte Kontakte in den Tagen vor dem Spiel war das Verständnis zwischen Kamara und seinen Nebenleuten wieder so gut wie perfekt - zum Ende der Saison sind die Angriffsmannschaften so gut aufeinander eingespielt und ist das tatsächliche Training ob der bereits zurückliegenden Strapazen und der andauernden Belastung schließlich ohnehin nicht mehr viel mehr als ein gemeinsames Warmhalten und Lockermachen.

Zur Vorbereitung auf die Chicago Bears genügte den Saints also, wie das Resultat unterstreicht, die virtuelle Variante. Auf dem Feld stiefelte Kamara dann das analoge Pensum so herunter, wie man es von ihm bis Weihnachten und der Ansteckung gewohnt war: Bei 23 Läufen eroberte Alvin Kamara 99 Yards Raumgewinn und einen Touchdown. Quarterback Drew Brees warf bei 39 Passversuchen 28 vollständige Pässe (71,8 Prozent) für 265 Yards und zwei Touchdowns ohne Interception.

Bei den Bears ruhte die Hoffnung vorab auf der Verteidigung. Am Beispiel der Los Angeles Rams, die sich tags zuvor in Seattle durchgesetzt hatten, wollte man sich aufrichten. Die Schützenhilfe der Rams am letzten Spieltag und während der Saison die eigene Verteidigung um Khalil Mack hatte einer insgesamt ja nur wackligen Offense aus Chicago den Trip in die Endrunde beschert. In Teilen ging das Konzept auf - die Entscheidung zögerte man immerhin bis in das vierte Viertel hinein hinaus. Als Kamara aber zum 21:3 lief, nachdem die Saints 64 Yards mit 15 Spielzügen in etwa neun Minuten überbrückt hatten, fehlten dem Bears-Angriff nicht nur die Mittel, um am Aus noch etwas zu ändern, sondern auch die Zeit.

Angedeutet hatte sich dieser Ausgang natürlich schon lange vorher. Zwar zwang die Defense der Bears den potenziell sehr punktehungrigen Angriff der Saints fast durchgehend in Third Downs. Doch aus 17 Third Downs machten die Saints elf Mal eben doch neue First Downs, Kamara sei Dank. Chicagos Angriff hatte da zum Vergleich mit nur einer gelungenen Verwertung zum First Down bei zehn Third Downs nichts Vergleichbares zu bieten.

Der Teilerfolg, die Saints jedes einzelne Yard erkämpfen zu lassen und das Spiel vom Ergebnis her über gut drei Viertel offen zu halten, verpuffte, weil die eigene Offense in jeder zweiten Angriffsserie nach nur drei ergebnislosen Spielzügen wieder vom Feld musste. Am Ende war man ausgelaugt genug, um die beiden entscheidenden Touchdowns in der zweiten Hälfte nach Angriffsserien von 85 Yards und 65 Yards Länge hinnehmen zu müssen. Und beide Male folgten dann prompt "Three and Outs" für den eigenen Angriff, was die bescheidene Hoffnung auf einen das Spiel noch drehenden Turnover am absoluten Minimum hielt.

Da hatte man anfangs noch besser ausgesehen. Aber nach dem Stopp der ersten Angriffsserie der Gastgeber, startete der eigene Angriff von der 8-Yard-Linie und war nach einer Minute wieder vom Feld, die Saints nur 55 Yards von der Bears-Endzone entfernt wieder am Zuge. Mit einem Pass auf Deonte Harris für 17 Yards Raumgewinn und ein neues First Down an der gegnerischen 22-Yard-Linie wurde das 7:0 durch Michael Thomas vorbereitet - der erste Touchdown-Passfang des eigentlichen Receiver-Stars der Saints in dieser Saison, nachdem er seit Monaten an einer Knöchelverletzung laborierte..

Der Angriff Chicagos schaffte danach immerhin sein erstes First Down, und experimentierte daraufhin gleich mit einer Wildcat-Formation und spielte auch das Fourth Down in der Saints-Hälfte aus. Der Wille war erkennbar, selbst Impulse setzen zu können, das Ergebnis blieb überschaubar. Die Defense machte es da besser. Zunächst zwang sie die Saints zum Field-Goal-Versuch aus 50 Yards, den Wil Lutz nach rechts verzog. Und so früh im Spiel störte auch nicht, dass man wiederum nur eine Minute später schon wieder aufs Feld musste. Die Saints überrumpelten mit Taysom Hill in der Formation diesmal nicht den Gegner, sondern sich selbst: Nach Quarterback Sack von Tashaun Gipson verlor Hill den Ball, und die Bears kamen an der 24-Yard-Linie der Saints in Ballbesitz.

Doch es reichte nur zu drei Punkten aus einem Field Goal. Läufe von David Montgomery bis zur 10-Yard-Linie der Saints wurden durch die mit 15 Yards bestrafte Unsportlichkeit von Cole Kmet nach seinem Passfang von den Schiedsrichtern wieder einkassiert. Bis zur Pause verlegten die Saints sich danach - trotz des 7:3-Resultats - quasi darauf, das Geschehen ruhig zu verwalten und die Bears in der Offense mal machen zu lassen. Beide Teams blieben im Angriff harmlos und in der eigenen Hälfte.

Nach dem Wiederbeginn keimte bei den Gästen nach zwei First-Down-Pässen auf Running Back Montgomery Hoffnung auf. Ein Quarterback Sack an Mitchell Trubisky aber kam zur rechten Zeit, und der Frust auf Seiten Chicagos wuchs an. Nach dem unvollständigen Pass im dritten Down ließ sich Anthony Miller vom Trash Talk seines Gegenspielers C.J. Gardner-Johnson zu einem deftigen Schubser hinreißen und wurde vorzeitig zum Duschen geschickt. Die Saints übernahmen nach dem Punt an der eigenen 15-Yard-Linie und marschierten siebeneinhalb Minuten in die Endzone. Ein 11-Yard-Pass auf Jared Cook war kurz vor dem Touchdown-Pass auf Latavius Murray der längste Spielzug des Drives. Er führte zu einem Fourth Down an Chicagos 13-Yard-Linie. Die Saints stellten sich zu einem regulären Spielzug auf, und es gelang ihnen tatsächlich, Bears-Safety Eddie Jackson zum Sprung nach vorn über die Linie zu animieren, den Ball anzuspielen und so das First Down zu holen.

Nach dem 14:3 durch Murray und siebeneinhalb Minuten vergeblicher Schwerstarbeit gegen Kamara, Murray und Co. musste die Bears-Defense mangels First Down des eigenen Angriffs gleich wieder ran - und wieder marschierten die Saints, diesmal knapp neun Minuten über 64 Yards, ehe Corona-Kamara seine Rückkehr ins Team in der Bears-Endzone feierte. Auch nach dem 21:3 hieß es für die Bears "1, 2, 3, Punt", und wieder kamen die Saints für fast fünfeinhalb Minuten in den Angriff.

Drew Brees jubelte schon in der Endzone, doch hatte der Videoschiedsrichter ein Einsehen und befand, dass der Saints-Quarterback es im vierten Down nicht in die Endzone geschafft hatte. Wichtiger für die Saints war aber die verbrauchte Spielzeit, die die Entscheidung gebracht hatte. "Generös" ließ man den Angriff der Bears nun in den verbleibenden 139 Sekunden von der eigenen 1-Yard-Linie aus das komplette Feld überbrücken und gönnte dem Tight-End-Veteranen Jimmy Graham einen "Mercy Touchdown".

Auerbach - 11.01.2021

Alvin Kamara (New Orleans Saints)

Alvin Kamara (New Orleans Saints) (© Getty Images)

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